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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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großen Augen zu ihm auf.
    »Ich bringe dir das Gegengift des Stolzes. Erst wenn du Demut gelernt hast, wenn du sie verinnerlichst, für dich annimmst, erst dann wirst du weise sein. Das kann sehr schnell geschehen, schließlich bin ich ein Könner. Vielleicht heute, möglicherweise erst morgen.«
    »Was soll das? Was faselst du von Stolz?«
    »Du weißt es, kleine Barb. Ich sehe es mit vier Augen und die sind untrüglich. Du weißt, dass du es bist. Du bist klug und du spielst damit, habe ich recht?«
    Erneut schwieg Bluma.
    »Du schweigst, weil du weißt, dass ich Recht habe.«
    »Was hast du mit mir vor?«
    Zitterte ihre Stimme? Ja, das tat sie. Ihre vorgeschobene Arroganz verdeckte die kindliche Panik nur ungenügend. Er würde sie brechen, ohne Probleme. Er zeigte auf den hölzernen Koffer. »Alles, was da drin ist, wird dir helfen, dich zu finden.«
    »Du wirst mir weh tun?«
    »Im Schmerz, kleine Barb, fühlen wir unser Leben.«
    »Das brauche ich nicht. Ich fühle mich lebendig genug!«
    »Wir werden sehen, kleine Barb – Bluma.«
    »Warum tust du das?«
    »Weil Sie es wollen!«
    »SIE?«
    »Lord Murgon, der Dunkelelf und Herrscher über Unterwelt und seine Schwester Gwenael. Sie herrschen über die Dämonen, über die Kleingeister, die Trollsklaven, die Ghule und über mich. Und wehe dem, der ihren Ansprüchen nicht genügt. Wenn ich wieder versage, wird es mir schlecht ergehen.«
    »Wieder?«
    Er biss sich auf beide Lippen. Er schwatzte!
    »Also hast du versagt?« Ihre Stimme klang leise und fest. Sie hatte gut zugehört, besaß sogar in dieser Situation eine feine Wahrnehmung.
    Was wollte sie von ihm? Warum fragte sie so etwas? Ungewohnte Wärme huschte über die Haut vom Sanften Jack. Er kratzte sich den linken Kopf.
    »Ja, ich habe versagt.« Er wunderte sich, dass er antwortete. Was ging sie das an? Waren es ihre Augen, ihr großer Blick, bei dem er das Gefühl hatte, sie sehe durch ihn hindurch, direkt bis zum Kern seiner ... Seele?
    Hatte er eine Seele? Bevor man ihn des Mordes überführte, auf das Rad flocht und in Stücke schnitt, hatte er – wie die meisten denkenden Wesen – an die Liebe geglaubt. Er war voller Sehnsucht gewesen, hatte die Wärme einer Frau gesucht und gefunden. Nun, es gab Gründe sich ihrer entledigen und das schmerzte ihn noch heute. Ja, er kannte den Schmerz. Einer, der ewig währte und nie endete. Kein Schmerz war schwerer zu ertragen als die Erinnerung an ein vergangenes Glück. Das wusste er nur zu gut.
    Seine Liebste war bildhübsch gewesen. Sie hatten am Rande der Stadt Dandoria gelebt. Er hatte Esel gezüchtet. Er liebte Esel. Sie waren wie er. Bockig, aber treu. Eine Weile ging es gut mit ihnen. Sie taten, was Liebespaare tun und jeder schien glücklich. Bis er eines Tages erfuhr, dass sie ihn betrog. Im Grunde wunderte ihn das nicht, denn er war ein hässlicher Kerl. Was suchte eine so schöne Frau bei ihm? Einmal hatte er sie gefragt und sie hatte gesagt, er sei jener Mann, auf den sie ihr Leben lang gewartet hatte. Sie fände ihn schön.
    Das sagte sie ihm auch, als er ihre Kehle zudrückte.
    Später erfuhr er, dass er einem bösen Scherz seiner Kameraden aus der Waldschänke aufgesessen war, nein, es war kein Scherz gewesen, sonder schlicht eine Verwechslung. Er überlegte sich, dass es vielleicht besser gewesen wäre, er hätte zuerst gefragt und dann gemordet.
    Es dauerte nicht lange und man ergriff ihn. Er wurde aufs Rad geflochten und starb langsam. Der Eingang nach Unterwelt war geöffnet. Von nun an würde er nichts mehr tun, ohne zu fragen. Also wurde er zu dem, was er war: Ein Fragender!
    Dadurch, dass er seine Liebste töten musste, war nicht mehr genug Zeit, um ein gemeinsames Kind zu bekommen, das er sich so sehr gewünscht hatte. Ein Mädchen vielleicht, so eines wie Bluma, nicht so fett, nicht so klein, aber mindestens genauso klug.
    Der Sanfte Jack lächelte.
    Bei den Düstergeistern, wann hatte er zuletzt gelächelt? Er konnte sich nicht erinnern. Seine Köpfe blitzten sich zornig an. Er geriet auf gedankliche Abwege. »Lasse dich von mir beugen, erfahre die Härte des Lebens und behalte von mir aus deinen Stolz«, flüsterte er. »Wenn es dir gelingt, hat es seinen Sinn!«
    »Warum spricht der Lord nicht mit mir? Das wäre doch viel einfacher.« Sie zog an ihrer Unterlippe und streckte den Kopf vor. »Mit Worten kann man eine Menge bewerkstelligen, verstehst du? Alles andere ist doch nur was für tumbe Möchtegern. Warum dieser ganze Aufwand,

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