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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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war oder die Tatsache, dass sie kein Fleisch aßen, weil ihnen die Pflanzenwelt alles schenkte, was sie benötigten.
    Wie so oft, wenn sie sich an Feiniel und ihre Eltern erinnerte, überfiel sie tiefe Scham.
    Einer der Dokks, es war Weißmaul, sprang ihr auf die Knie und sie schlug ihm auf die Nase. Die Schlappohren platschten an seine Schnauze, als er mit dem Kopf wackelte und für einen Moment bleckte er seine Zähne, die so lang waren wie Dolche. Er hatte begriffen und würde das in Zukunft unterlassen.
    Diese Tiere verfügten über sechs Beine und den Körper einer Raubkatze. Sie waren so lang wie ein liegender Mann und wenn Gwenael stand, konnten sie sich auf ihren Schultern abstützen. Ihre Entsprechung fanden sie in den Steinen, die von fleißigen Trollsklaven poliert und veredelt wurden. Sie wurden modelliert, mit Energie befüllt und mittels Zauber erweckt. Kleinste Fehler im Stein sorgten dafür, dass eine Erweckung zwar stattfand, das magische Tier jedoch grausig verendete.
    Die Schaffung eines Dokks war eine Kunst.
    Gwenael hatte einige Trollsklaven sterben sehen, weil diese bei ihrer Arbeit unaufmerksam gewesen waren, kleinste Einsprünge nicht entdeckt oder sich verschliffen hatten. Da verstand Murgon keinen Spaß. Er mochte Wesen aller Art unter seine grausame Macht zwingen, aber wenn eine Erweckung nicht funktionierte und, bevor dieser verendete, das Schmerzgebrülle des verwachsenen Dokks die Hallen erfüllte, wurde Murgon selbst zum Tier. Dann nahmen seine Fingerspitzen den Troll ins Visier und zerfetzten ihn.
    Bisher war es nicht gelungen, den Dokks Intelligenz einzuschärfen, aber man forschte darüber. Im Krieg würden Dokks die perfekten Kampfmaschinen abgeben – wenn sie einfachen Befehlen gehorchten und ein Mindestmaß an Logik besaßen. Und falls dies nicht gelang, hatte Murgon seine Höhlen. In dieser Enklave des Grauens, dort, wo der klügste Wahnsinn hauste und verwegene Wissenschaftler, Magier und Wiedererweckte Experimente durchführten, würden für Murgons Armee wahre Anführer geschaffen werden, überragende Wesen.
    Hatte er diesen Einen nicht gefunden?
    Den Dämonenmann?
    Soeben wollte sie sich wieder in den Kerker begeben, noch einmal ihren Zauber versuchen, notfalls mit schmerzender Magie, als ein Blitz durch ihren Kopf zuckte. Sie schrie, fiel auf die Knie und stützte ihre Stirn ab. Die Dokks liefen hechelnd um sie herum. Weißmaul stieß sie neugierig an. Der Schmerz ließ endlich nach und Bilder leuchteten auf. Sie kniete sich hin, legte ihre Handflächen auf die Oberschenkel, schloss die Augen und sah.
    Nicht sofort.
    Für gewöhnlich dauerte es eine Weile, bis sich das Bild klärte, sie das Ziel der Mentalreise erreichte. Sie war auf brutale Art gerufen worden. Jemand hatte Magie eingesetzt, die Gwenael schier willenlos machte. Sie hasste das. Lieber war ihr, wenn sie eine Mentalreise kontrollierte, alles andere kam einer Vergewaltigung gleich, einer Übernahme ihres Ichs.
    Katraana!
    Eine wunderschöne Elfe.
    »Hallo Gwenael, meine Freundin.«
    Gwenael versuchte, ihre Augen zu öffnen, aber es gelang nicht. Das Bild war völlig real und sogar die geifernden Dokks waren ausgeblendet. Die Vision wurde klarer und deutlicher. Endlich verließ sie die Halle und fand sich in einem Garten wieder.
    Zwei Brunnen flankierten einen Platz mit schneeweißem Kies, der so hell war, dass Gwenael für einen Moment geblendet die Augen schloss.
    Ein weicher Wind trug den Duft von Samsublüten und Rosen herbei, unterlegt von einem feinen Algenaroma, der vom Teich herbei wehte, auf dem sich Wasserlinse und Seerosen ein mildes Gefecht lieferten.
    »Schön, dich zu sehen, Gwenael ...«, sagte Katraana. »Ich habe so oft versucht, dich zu erreichen und nun ist es endlich gelungen.«
    Gwenael registrierte auf einer weit entfernten Ebene, dass sie weder an diesem Ort war, noch mit Katraana sprach, vielmehr spielte sich das alles in ihrem Kopf ab. Sie kannte diese Visionen, schließlich löste sie selbst viele davon aus, aber die Autorität, mit der sie an diesen Ort gerufen worden war, hatte eine außergewöhnliche Komponente. Sie drückte Verzweiflung aus, einen letzten großen Versuch, für den alle Magie notwendig war, derer man fähig war.
    »Was soll das?«, schnaubte sie. »Du weißt, wie sehr ich das hasse. Keine Kontrolle.«
    »Es ging nicht anders, Gwenael«, sagte die schöne Elfe.
    Katraana blinzelte. »Oh doch – es wäre anders gegangen. Du hättest mir ein Signal senden können. Bei

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