Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
hagerer Mann im schwarzen Gewand, der Reißzähne hatte und sich in einen Drachen verwandelte. Trotz des Wassers war seine Kleidung trocken geblieben.
Was hatte er gesagt?
Connor suchte danach und erinnerte sich.
Der tausendfache Tod ist das tausendfache Leben. Die Zukunft ist die Erinnerung!
Was bedeutete das? Und woher, bei Gordur, kannte er dieses Wesen? Es kam ihm bekannt vor, jedenfalls jetzt, während er sich daran erinnerte. Als habe er diesen Mann schon einmal gesehen. Aber wann und wo? Liebe Güte, was lag in der Vergangenheit? Wer war er? Ein Barbar, wie Bob meinte? Das konnte durchaus sein, schließlich war er ein hervorragender Kämpfer. Ein Mörder? Ein Söldner? Ein Seefahrer? Ein Händler? Nein, das wohl nicht, dafür fehlte ihm die Klugheit des Geldzählers. Hatte er ein Weib, Kinder, eine Familie, die sich um ihn sorgte? War er aus einem Gefängnis ausgebrochen oder freiwillig auf eine Reise gegangen? Welches Ziel hatte er? Eine Mission? Und falls ja, welche war es?
Es war nicht leicht, die Gegenwart als das anzunehmen, was sie war. Das Jetzt. Jeder Mensch sollte ein Gestern haben, denn nur so konnte er über die Zukunft bestimmen. Dass er ein Kind gewesen war, stand außer Frage, aber wo war er aufgewachsen? Hatte er einen Bruder, eine Schwester, ein Lieblingstier?
Ihm fehlten all jene Erinnerungen, die ihm zu einem ganzen Menschen machten. Er wusste nicht, ob er darüber froh sein sollte oder nicht. Was, wenn Mörder oder Soldaten hinter ihm her waren? Er würde sie nicht erkennen. Was, wenn er Schuld auf sich geladen hatte, für die er in einer Seitenstrasse aufgeschlitzt würde, ohne den Grund dafür zu kennen.
Kein Wunder, dass er sich bei den Barbs so wohl fühlte.
Sie waren zwar kleingewachsen, aber herzlich und freundlich.
Sie hatten seine Schwäche ausgenutzt und ihn eine Nacht in Fesseln gelegt, aber an ihrer Stelle hätte Connor nicht anders gehandelt. Er hatte sein Herz an Bob und Bama verloren und er wusste, dass man ihn hier akzeptierte, woran die Beiden nicht unschuldig waren. Er empfand tiefstes Mitleid mit diesen kleinen fleißigen Wesen, denen das Liebste genommen worden war. Er konnte, wenn er wollte, den Rest seines Lebens auf Fuure bleiben. Hier würde er ein ruhiges Leben führen, zwar ohne Weib, aber mit viel Seelenfrieden.
Nein! Es gab etwas außerhalb dieser Insel. Es gab etwas, dass diese grausige Vision hervorgerufen hatte. Wer war der Kerl mit den Reißzähnen gewesen? Es galt, Antworten zu finden. Sein ganzes Leben war eine einzige große Frage.
Er wog den Carnusstab in seinen Händen. Das war ungewöhnlich. Er war an ein Schwert gewöhnt. Bei den Barbs gab es keine Schwerter. Zwar könnte er sich ein Schwert schmieden lassen, aber der Schmied, Bobs bester Freund, war bei dem Drachenüberfall umgekommen. Für einen Augenblick flackerten Bilder vor Connors Augen auf und er sah den Amboss, die Esse, das Feuer, den Hammer und den gefalteten Stahl. Konnte er schmieden? Schlichten, biegen, torsieren ... Das alles waren Fachausdrücke und sie fielen ihm völlig selbstverständlich ein.
Es käme auf einen Versuch an. Er zitterte bei dem Gedanken, wieder ein Stück in seine Erinnerung eingedrungen zu sein. Ja, er war sich fast sicher. Er konnte es. Also würde er sich Waffen schmieden, so schnell wie möglich.
Denn nun trug er rechts eine Axt und links den Stock von Bama, der gut ausgewogen war.
Währenddessen stürmte eine Herde wildgewordener Crocker auf das Dorf zu.
Dass alles war zu viel Durcheinander. Das pochte in seinem Hirn. Zu viel Durcheinander machte Kopfschmerzen. Er musste sich auf den Kampf konzentrieren. Wenn die Crocker durch das Dorf liefen, würde es erneut Zerstörung und vielleicht Verletzte oder Tote geben. Das wollte er nicht zulassen. Er reckte sich und schaute, ob die Barbs an den Strand flüchteten.
Crocker, das wusste er seltsamerweise, waren gefährliche Tiere. Für Menschen wirkten sie wie gigantische Ochsen, wobei das ein weit hergeholter Vergleich war. Sie hatten kantige graue Schädel mit Hörnern und ein Maul, so breit wie eine Elle. Ihre Zähne waren spitz und zweireihig. Sie galten als gutmütig, wenn sie in einer Herde gezüchtet worden waren. Waren sie wild, sollte man sich besser nicht mit ihnen anlegen. Wilde und Gezüchtete sahen absolut identisch aus, waren aber unterschiedlich wie Feuer und Wasser. Zwar wirkten sie träge, waren aber blitzschnell. Ihre muskulösen Körper konnten einen gestandenen Hünen spielend
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