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Im Schatten der Gerechtigkeit

Im Schatten der Gerechtigkeit

Titel: Im Schatten der Gerechtigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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ihn fragend. »Ich habe wirklich keine Ahnung, was passiert ist, und das wenige, was ich darüber erfahren habe warum die Polizei Sir Herbert verdächtigt –, kann ich kaum glauben. Falls die Zeitungsberichte den Tatsachen entsprechen.«
    »Im großen und ganzen«, antwortete Monk und zwang seine Konzentration mit Gewalt zurück zu dem Fall. »Es gibt eine Sammlung von Briefen von Prudence Barrymore an ihre Schwester, die vermuten läßt, daß sie eine tiefe Liebe zu Sir Herbert hegte. Er scheint sie damals in dem Glauben gelassen zu haben, er erwidere diese Gefühle und würde versuchen, eine Heirat zwischen ihnen zu ermöglichen.«
    »Aber das ist doch lächerlich«, sagte Kristian und wies dann schweigend auf einen Stuhl. »Was konnte er schon tun? Er hat eine außergewöhnliche Frau und eine große Familie – sieben Kinder, glaube ich. Selbstverständlich hätte er sie verlassen können, theoretisch wenigstens, aber praktisch hätte ihn das ruiniert.«
    Monk kam der Aufforderung nach und setzte sich. Der Sessel war außerordentlich bequem. »Und selbst wenn, dann wäre er noch lange nicht frei gewesen, Miss Barrymore zu heiraten«, erklärte er. »Nein, darüber bin ich mir durchaus im klaren, Dr. Beck. Aber mich interessiert Ihre Meinung über Sir Herbert und Miss Barrymore. Sie sagen, Sie können kaum glauben, was Sie da gehört haben? Glauben Sie es denn?«
    Kristian setzte sich ihm gegenüber, bevor er antwortete, seine dunklen Augen auf Monks Gesicht. »Nein – nein, ich glaube es nicht. Sir Herbert ist im Grunde ein vorsichtiger Mann, ganz auf seinen Ruf und sein Ansehen in der medizinischen Welt bedacht, sowohl hier in England, als auch im Ausland.« Er legte die Fingerspitzen aneinander. Er hatte hübsche, kräftige Hände mit breiten Ballen, kleiner jedoch als die von Sir Herbert. »Sich mit einer Krankenschwester einzulassen, wie interessant oder attraktiv auch immer sie sein mag«, fuhr er fort, »wäre extrem töricht. Sir Herbert ist weder ein impulsiver Mensch, noch ein Mann mit physischen oder emotionellen Gelüsten.« Er sagte das völlig ausdruckslos, als könne er einen solchen Mangel weder bewundern noch verachten. Als Monk ihm so ins Gesicht sah, wußte er, daß die beiden Männer, so klug und engagiert sie auch sein mochten, kaum verschiedener hätten sein können, was jedoch Kristians Gefühle anbelangte, so hatte er nicht den geringsten Anhaltspunkt.
    »Sie haben in bezug auf Schwester Barrymore die Worte intelligent und attraktiv gebraucht«, sagte er neugierig. »War das Ihre Meinung über sie? Lady Ross Gilberts Worten entnehme ich, daß sie etwas gouvernantenhaft war, naiv, was Liebesdinge anbelangt. Ganz und gar nicht die Frau, die ein Mann anziehend finden könnte.«
    Kristian lachte. »Ja – Berenice muß sie wohl so gesehen haben. Zwei verschiedenere Frauen könnte man sich kaum vorstellen. Ich bezweifle, daß die beiden sich je verstanden haben könnten.«
    »Das ist keine Antwort, Dr. Beck.«
    »Nein, das ist es nicht.« Er schien nicht im geringsten beleidigt. »Ja, ich hielt Schwester Barrymore für ausgesprochen attraktiv, sowohl als Person und, wenn ich das überhaupt denken dürfte, auch als Frau. Aber andererseits ist mein Geschmack wohl auch etwas außergewöhnlich. Ich schätze Mut und Humor, und ich finde Intelligenz stimulierend.« Er schlug die Beine übereinander, lehnte sich in den Sessel zurück und betrachtete Monk lächelnd. »Ich persönlich kann dem Gespräch mit einer Frau, die sich lediglich über Trivialitäten unterhält, nichts abgewinnen. Ich mag weder affektiertes Gekicher noch Geflirte, und Gehorsam und ständiges Nachdem-Mund-Reden machen im Grunde sehr einsam. Wenn eine Frau sagt, sie ist Ihrer Meinung, wie auch immer ihre eigenen Gedanken aussehen mögen, wie wollen Sie das eine Beziehung nennen? Genausogut können Sie sich ein hübsches Bild aufhängen, denn schließlich bekommen sie von ihr immer nur Ihre eigenen Ideen zurück.«
    Monk dachte an Hermione – charmant, gelehrig, fügsam – und an Hester: eine eigensinnige Quertreiberin, leidenschaftlich in ihren Überzeugungen, mutig und unbequem.; zu Zeiten haßte er sie mehr als alles andere auf der Welt, aber sie war eine richtige Frau.
    »Ja«, sagte er widerstrebend. »Ich sehe, was Sie meinen. Glauben Sie, es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß auch Sir Herbert sie attraktiv gefunden haben könnte?«
    »Prudence Barrymore?« Kristian biß sich nachdenklich auf die Lippe. »Ich bezweifle

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