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Im Schatten der Gerechtigkeit

Im Schatten der Gerechtigkeit

Titel: Im Schatten der Gerechtigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Fakten des Falles zusammentragen, oder ihn nicht gründlich genug verfolgen, sollte es dabei nötig werden, Kapazitäten oder Personen von Stand zu behelligen. Aus diesem Grund hat sie mich gebeten, die Angelegenheit zu verfolgen ich tue ihr damit sozusagen einen persönlichen Gefallen.«
    Ein mattes Lächeln umspielte Barrymores Mund und war gleich wieder verschwunden. »Haben Sie denn keine Probleme damit, wichtige Leute zu stören, Mr. Monk? Ich hätte Sie, was die Ungnade gewisser Personen anbelangt, für weit gefährdeter gehalten als die Polizei. Man möchte doch annehmen, daß sie die Macht der Behörden hinter sich hat.«
    »Das hängt ganz davon ab, wer diese wichtigen Leute sind«, erklärte Monk.
    Barrymore legte die Stirn in Falten. Sie standen noch immer in der Mitte des charmanten Zimmers mit dem Blick auf den Garten. Es schien nicht die rechte Gelegenheit, sich zu setzen.
    »Sie werden doch nicht etwa jemanden dieser Größenordnung verdächtigen, in Prudence’ Tod verwickelt zu sein.« Barrymore sprach das Wort aus, als könne er es noch immer kaum fassen und als hätte sich der erste Schmerz noch nicht gelegt.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, antwortete Monk.
    »Aber es ist bei Ermittlungen in einem Mordfall nicht besonders ungewöhnlich, eine ganze Reihe von Ereignissen und Beziehungen aufzudecken, die die Leute lieber im dunkeln gelassen hätten. Manchmal unternehmen sie beträchtliche Anstrengungen, sie dort zu belassen, selbst wenn dies bedeutet, die Aufklärung des eigentlichen Verbrechens zu verhindern.«
    »Und Sie glauben, Sie könnten etwas in Erfahrung bringen, was die Polizei übersieht?« fragte Barrymore. Er war nach wie vor höflich, aber seine Zweifel waren nicht zu übersehen.
    »Das weiß ich nicht, aber ich werde es versuchen. Ich hatte bereits in der Vergangenheit Erfolg, wo sie versagt hat.«
    »Tatsächlich.« Es war kein Einwand, noch nicht einmal eine Frage, lediglich die Feststellung einer Tatsache. »Was können wir Ihnen sagen, Mr. Monk? Ich weiß nicht das geringste über das Krankenhaus.« Er starrte hinaus auf die Blätter. »Ich weiß nichts über die Medizin. Ich sammle seltene Schmetterlinge. Ich bin so etwas wie eine Kapazität auf diesem Gebiet.« Er lächelte traurig, als er Monk wieder ansah. »Das scheint jetzt alles ziemlich sinnlos, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte Monk leise. »Das Studium des Schönen kann nie und nimmer umsonst sein, vor allem wenn man es zu verstehen und zu bewahren versucht.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Barrymore in einem Anfall von Dankbarkeit. Es war nur eine Kleinigkeit, aber zu Zeiten schwerer Schicksalsschläge reagiert der Verstand auf die kleinste Freundlichkeit, an die er sich inmitten von Chaos und Verzweiflung zu klammern vermag. Barrymore betrachtete Monk und merkte mit einemmal, daß sie beide standen und er seinem Gast nichts angeboten hatte. »Bitte, setzen Sie sich doch, Mr. Monk«, bat er ihn und setzte sich selbst. »Und sagen Sie mir, was ich tun kann. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht…«
    »Sie könnten mir etwas über sie erzählen.«
    Barrymore blinzelte. »Was sollte Ihnen das helfen? Es war doch gewiß ein Geistesgestörter? Welcher gesunde Mensch würde einer… einer…« Er mußte sich bemühen, die Kontrolle nicht zu verlieren.
    »Das mag sein«, warf Monk ein, um ihm die Verlegenheit zu ersparen. »Aber es ist ebensogut möglich, daß es jemand war, den sie kannte. Selbst Geistesgestörte brauchen irgendeinen Grund, wenn es sich nicht um völlig dem Wahnsinn Verfallene handelt. Aber wir haben bisher keinen Grund zur Annahme, daß im Krankenhaus ein Wahnsinniger herumläuft. Es werden dort nur körperliche Gebrechen behandelt, keine geistigen. Aber natürlich wird die Polizei sich ausführlich erkundigen, ob nicht irgendwelche Fremden gesehen wurden. Dessen dürfen Sie ganz sicher sein.«
    Barrymore war noch immer verwirrt. Er sah Monk verständnislos an. »Was wollen Sie über Prudence wissen? Ich kann mir nicht vorstellen, warum jemand, der sie gekannt hat, ihr etwas antun sollte.«
    »Wie ich gehört habe, hat sie auf der Krim gedient?«
    Unbewußt nahm Barrymore die Schultern zurück. »Ja, das hat sie, in der Tat!« Stolz lag in seiner Stimme. »Sie ist als eine der ersten gegangen. Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem sie von zu Hause wegging. Sie sah so schrecklich jung aus.« Sein Blick ging durch Monk hindurch an einen Ort vor seinem inneren Auge. »Nur die Jugend hat soviel

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