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Im Schatten der Gerechtigkeit

Im Schatten der Gerechtigkeit

Titel: Im Schatten der Gerechtigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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völlig natürlich sein.«
    »Sind Sie das?« sagte er voller Zweifel. »Nun, ich werde Sie nicht gehen lassen, wenn Sie mir nicht Ihr Wort darauf geben, nur die Augen offenzuhalten! Sie sehen sich um und spitzen die Ohren, weiter nichts. Haben Sie mich verstanden?«
    »Natürlich habe ich Sie verstanden! Sie haben ja praktisch nur einen einsilbigen Wortschatz«, sagte sie bissig. »Ich bin nur nicht einverstanden damit, das ist alles. Außerdem will mir nicht einleuchten, wieso Sie sich einbilden, mir befehlen zu können! Ich werde tun, was ich für richtig halte. Wenn Ihnen das paßt, schön. Wenn nicht, soll es mir auch recht sein.«
    »Dann kommen Sie aber auch nicht gelaufen und schreien um Hilfe, wenn es Ihnen an den Kragen geht!« fuhr er sie an. »Und sollte man Sie ermorden, so haben Sie mein aufrichtiges Beileid, aber sonderlich überraschen würde es mich nicht!«
    »Dann haben Sie doch wenigstens die Genugtuung, auf meiner Beerdigung zu sagen, Sie hätten mich gewarnt!« antwortete sie und starrte ihn dabei mit großen Augen an.
    »Eine ausgesprochen kleine Genugtuung«, versetzte er, »wenn Sie es nicht mehr hören!«
    Sie wandte sich vom Fenster ab und durchquerte den Raum.
    »Nun seien Sie doch nicht so übellaunig. Sehen Sie nicht alles so schwarz! Immerhin bin ich es, die zurück ins Spital muß. Ich muß mich an die Regeln halten und darf in der Inkompetenz und den altmodischen Vorstellungen dieser Leute ersticken! Sie brauchen nichts weiter zu tun, als sich meine Berichte anzuhören und herauszufinden, wer Prudence umgebracht hat. Nicht zu vergessen, warum!«
    »Und das Ganze beweisen!« fügte er hinzu.
    »Ach ja, das kommt noch hinzu.« Plötzlich bedachte sie ihn mit einem strahlenden Lächeln. »Aber das wäre doch was, meinen Sie nicht?«
    »Das wäre wirklich was«, gab er offen zu. Es war einer jener seltenen Augenblicke, in denen sie völlig einer Meinung waren, und er zog eine ganz besondere Befriedigung daraus.

4
    Monk begann seine Ermittlungen nicht im Krankenhaus; ihm war klar, daß man ihm dort höchst argwöhnisch und abwehrend begegnen würde. Womöglich würde er sogar Hesters Chancen gefährden. Nein, er begann damit, daß er mit der Great Western, der neuen Bahnlinie zwischen London und Bristol, nach Hanwell fuhr, wo Prudence Barrymores Familie lebte. Es war ein strahlender Tag mit einer sanften Brise, und hätte er nicht Leute besucht, deren Tochter man eben erwürgt hatte, wäre es ein entzückender Spaziergang gewesen vom Bahnhof über die Felder ins Dorf, die Green Lane entlang bis zu der Stelle, wo der Brent auf den Grand function-Kanal traf.
    Das Haus der Barrymores war das letzte auf der rechten Seite, das Wasser floß gleich am hinteren Ende des Gartens vorbei. Zuerst, im Sonnenlicht, die Schatten der Kletterrosen in den Fenstern, die Luft voll vom Gesang der Vögel und dem Rauschen des Flusses, hätte man die geschlossenen Jalousien und die unnatürliche Stille über dem Haus leicht übersehen können. Erst als er direkt vor der Tür stand und den Trauerflor um den Klopfer sah, war die Nähe des Todes nicht mehr zu übersehen.
    »Ja, Sir?« kam es traurig von einem Dienstmädchen mit rotgeweinten Augen.
    Monk hatte einige Stunden Zeit gehabt zu überlegen, was er sagen, wie er sich vorstellen sollte, damit man ihn nicht als neugierigen Eindringling in einer Tragödie sah, die ihn nicht das geringste anging. Er hatte keinerlei offiziellen Status mehr. Es wäre töricht gewesen, Jeavis böse zu sein, aber seine Abneigung gegen Runcorn wurzelte tief in der Vergangenheit; und auch wenn er sich an diese nur teilweise erinnerte, er hatte nicht den geringsten Zweifel daran, daß sie sich noch nie hatten ausstehen können. Alles, was Runcorn sagte oder tat, seine Gesten, die Art, wie er sich hielt, sagte ihm das, er spürte es mit demselben Instinkt, der ihn zusammenzucken ließ, wenn etwas zu nahe an seinem Gesicht vorbeischoß.
    »Guten Morgen«, sagte er respektvoll und reichte ihr seine Karte. »Mein Name ist William Monk. Lady Callandra Daviot vom Verwaltungsrat des Königlichen Armenspitals, eine Freundin von Miss Barrymore, hat mich gebeten, Mr. und Mrs. Barrymore meine Aufwartung zu machen, um zu sehen, ob ich nicht irgendwie helfen könne. Würden Sie sie fragen, ob sie so freundlich wären, mir etwas von ihrer Zeit zu widmen? Ich sehe, daß der Augenblick schlecht gewählt ist, aber es gibt Angelegenheiten, die unglücklicherweise keinen Aufschub dulden.«
    »Oh, na

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