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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Tower, in dem er vom Tod seines Bruders Guildford berichtete. Zuerst war mir nicht klar, warum sie diesen Brief aufgehoben hatte, bis ich auf die letzte Zeile über seiner Unterschrift stieß.
    Der Deine, bis wir uns wiedersehen, in Liebe.
    Ich erinnerte mich daran, was Robin am Donnerstag zu mir gesagt hatte: dass er nach seiner Rückkehr aus dem Tower schon wusste, dass er Amy nicht mehr liebte. Deswegen, dachte ich und merkte, wie meine Kehle sich zuschnürte, deswegen muss sie diesen Brief aufgehoben haben; es war das letzte Mal, dass er ihr sagte, dass er sie liebe, und sie es ihm glauben konnte.
    Ich hatte ihr nie geschrieben, und so war auch nichts von mir dabei. Es war seltsam, dass mich dieser Gedanke nun nicht mehr nur erleichterte, sondern auch einen eigenartigen Stich versetzte.
    Dann fand ich die Briefe, die Amy geschrieben, doch nie abgeschickt hatte. Meistens war klar, dass sie nie dafür bestimmt waren, ihren Adressaten zu erreichen. Sie trugen noch nicht einmal eine Anrede, und doch wusste ich, an wen sie gerichtet waren.
    Die Tochter einer Hexe ist immer auch eine Hexe. Eure Mutter ist als Hexe und Ehebrecherin hingerichtet worden. Wenn man eine Hexe ins Wasser wirft, dann ertrinkt sie nicht. Hat Euch je jemand ins Wasser geworfen? Ich wünschte, jemand würde es tun. Ich wünschte, Eure Schwester hätte Euch hingerichtet, dann wären wir alle glücklicher. Das wünschte ich.
    Es gab noch mehr davon: Anklagen an die Frau, in deren Schatten sie zu erfrieren glaubte. Schließlich fand ich den Brief, der mit meinem Namen begann, dann durchgestrichen wurde, dann andere Formen der Anrede probierte, die Amy auch alle durchgestrichen hatte, bis sie dies wohl leid gewesen war und mit dem anfing, was sie mir zu sagen hatte.
    Tom
    Vetter Blount
    Tom Blount
    Blount
    Ich wünschte, ich hätte Eure Söhne nicht gesehen und nicht Euch mit Euren Söhnen. Dann hätte ich es in Kidderminster getan. Aber wenn die Menschen Euch meinen Mörder in Robins Auftrag nennen würden, müssten auch diese Jungen dafür bezahlen. Ich bin bereit, jeden Preis aus meiner Börse zu begleichen, aber nicht aus der Eurer Söhne.
    Forster dagegen verdient es nicht, sich nun bald einen stolzen Vater zu nennen. Wenn man ihm die Schuld gibt, umso besser. Aber eigentlich ist es mir gleich, was aus ihm wird.
     
    Wenn das ganze Land davon redet, dass der eigene Gemahl einen tot wünscht, Tom, und das seit Jahr und Tag, dann hat man Zeit, über alles Mögliche nachzudenken, das schwöre ich Euch. Mein Bruder hat mir geschrieben, dass die Aussichten nicht gut für mich stehen, wenn Robin sich von mir scheiden lassen will; und dann wird er sie heiraten können. Es mag einen Skandal geben, gewiss, doch bald wird es etwas anderes geben, über das sich die Leute dringender das Maul zerreißen wollen, und dann hat sie wieder alles und ich nichts.
    Aber was, wenn die beiden dieses Risiko dennoch scheuen? Nun, niemand hier außer Pirto glaubt mir, dass ich krank bin, weil die Krankheit und die Schmerzen kommen und gehen, aber ich weiß, dass es so ist. Und heißt es nicht, auch die alte Königin wäre unter einem solchen Leiden dahingesiecht? Dann wird auch ihre Schwester die Zeichen zu deuten wissen. Er muss also nur warten, bis mich die Krankheit dahinrafft, dann kann er sie ebenfalls heiraten.
    Was auch geschieht, er kann sie heiraten, und es wird für ihn sein, als habe es mich nie gegeben. Für ihn und für alle Welt, Tom.
     
    Gewiss, ich spreche keine anderen Sprachen, und kein Mann wird mich je die klügste Frau des Reiches nennen oder sagen, ich habe einen Geist voller Bezauberungen. Aber ich bin nicht dumm.
    Habt Ihr das eigentlich je bemerkt?
    Ich bin nicht dumm.
    Und darum habe ich einen Ausweg gefunden.
     
    Sie liebt ihre Krone mehr als ihn. Das hat er selbst gesagt, als er noch versucht hat, mir gut zuzureden, damit ich nicht länger klage. Und er ist nicht der Einzige, der das sagt. Robin ist so stolz darauf, dass er sie besser kennt als sonst ein Mann im Land, und doch gibt es einen, der das Gleiche von sich behauptet. Cecil weiß immer, woher der Wind weht, das hat er gesagt, mein Schwiegervater, als er ihn mir vorgestellt hat auf meiner Hochzeit, zu der er geladen war, weil er damals gerade Edward Seymour an John Dudley verriet. Ihr und meine Schwiegermutter, Robin und seine Geschwister, Ihr wart so sicher, dass Cecil später John Dudley an Königin Mary verraten hat. Ihr alle habt immer betont, dass er der gefährlichste Mann im

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