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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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überlegte auch, wie es hatte kommen können, daß er sich auf eine Auseinandersetzung mit einem besserwisserischen Schulmädchen eingelassen hatte. Kein Wunder, daß die Damen Trent so daran interessiert gewesen waren, sie los zu werden. Zehn Jahre in ihrer Gesellschaft hätte sogar Hiobs Geduld auf die Probe gestellt.
    Er nahm den Stapel mit den Briefen und sah ihn durch. In Wahrheit war es natürlich so, daß er nicht an die Vergangenheit erinnert werden wollte. Er wollte nichts von den Menschen erfahren, die er einst so gut gekannt hatte. Er wollte nichts mit der Welt zu tun haben, in der er einst gelebt hatte. Seine Erinnerungen an die Vergangenheit waren so schrecklich, und auch die Zukunft weckte sein Interesse nicht. Das war seit dem Ende des Krieges so gewesen, und er war in seinen traurig heruntergekommenen Stammsitz zurückgekehrt in der Erkenntnis, daß er abgesehen vom Besitz von Denholm Manor und einem ähnlich abgewirtschafteten Haus in London ohne jede finanziellen Mittel war. Was er an Vermögen besessen hatte, hatte er damals in den zwei Jahren vor dem Duell, die er Mitglied der Bruderschaft von Eden gewesen war, durchgebracht. Es war sowieso nicht viel gewesen, aber durch geschicktes Wirtschaften hätte es ausgereicht, Frau und Kinder zu finanzieren und sogar seine Familie während der Saison nach London zu bringen. Doch mit achtzehn ist man nicht so umsichtig, und seine Vermögensverwalter hatten sich nicht die Mühe gemacht, den eigenwilligen Eigentümer des Geldes irgendwie zu beeinflussen.
    Nach dem Duell war er voller Verzweiflung und Schuldgefühl nach Liverpool geritten und hatte auf einem Marineschiff angeheuert. Nach einem Jahr auf hoher See hatte er jegliche Tendenz zu Hochmut und zum jugendlichen Übermut verloren, war härter und vernünftiger geworden. Mit einundzwanzig hatte man ihn zum Maat befördert, und im weiteren Verlauf des Krieges war er immer weiter in der Hierarchie aufgestiegen. Innerhalb von drei Jahren befehligte er bereits selbst ein Schiff.
    Während jener Jahre war es ihm gelungen zu vergessen - außer nachts, wenn die Alpträume kamen. Sie suchten ihn gnadenlos heim, und soweit als möglich gewöhnte er sich an, während der dunklen Zeit des Tages nicht zu schlafen.
    Doch nach Napoleons Niederlage in Waterloo war Frieden
    geschlossen worden. Er hatte den Dienst des Königs verlassen, und nun war er hier und vertrödelte seine Tage auf den Mooren von Lancashire und seine Nächte in den Kaschemmen von Manchester.
    Und er interessierte sich nicht für seine Post.
    Er warf die Briefe wieder auf den Schreibtisch und nahm eine Flasche vom Büfett an der Seite. Der Staub darauf deutete eher auf den alten Jahrgang hin als auf eine unordentliche Haushaltsführung. Er schaute auf die Uhr. Halb eins. Etwas früh für den ersten Brandy, aber was machte das schon? Im Grunde war doch alles egal.
    »Warum macht Sir Hugo seine Post nicht auf?« fragte Chloe Samuel, während sie eine Scheibe Brot großzügig mit Butter bestrich.
    »Geht Sie nichts an, hat er doch gesagt«, war die unnachgiebige Antwort. Samuel tauchte Geschirr in einen Eimer mit Wasser.
    Chloe schnitt sich ein Stück Käse ab und kaute eine Minute schweigend. »Warum bist du der einzige Diener?«
    »Sie wollen es aber ganz schön genau wissen, wie?«
    »Vielleicht... also warum?«
    »Wir brauchen sonst keinen und kommen ganz gut so klar, wie es ist.« Samuel ging zur Tür. »In der Speisekammer ist noch ein Hähnchenflügel. Ich schätze, der tut’s für die Katze.«
    »Und Dante?« fragte Chloe hastig, als er hinausgehen wollte.
    »Er bekommt das gleiche wie die Jagdhunde, fragen Sie den Stalljungen.«
    »Und wo finde ich Bettzeug?«
    Samuel drehte sich langsam um. »Glauben Sie immer noch, daß Sie bleiben werden?«
    »O ja«, sagte Chloe überzeugt. »Ich gehe nicht weg.«
    Er schnaubte, vielleicht amüsiert, vielleicht aber auch höhnisch. »Wahrscheinlich finden Sie etwas Passendes im Schrank oben an der Treppe. Bedienen Sie sich.«
    Rechtsanwalt Scranton war ein kleiner Mann mit einem steifen, weißen Schnurrbart und kahlem Kopf. Er ritt am Nachmittag auf einem rundlichen Pferd in den Hof und stieg schwer schnaufend ab.
    Chloe betrachtete ihn von ihrem Platz auf einem umgedrehten Regenfaß in der Ecke des Hofes aus, stand schließlich auf und ging zu ihm hinüber, Dante immer hinter ihr. »Der Stalljunge Billy kann Ihr Pferd nehmen«, bot sie ihm an.
    Scranton glättete die Schöße seines braunen Rockes,

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