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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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in die Arme ihres Bruders.
    Jasper sagte nichts, sondern hob sie nur hoch und warf sie zurück ins Zimmer. Crispin rieb sich den Kopf und blinzelte verwirrt, stand aber sofort wieder auf, während Jasper Chloe zum Bett hinüberzerrte.
    »Gib mir dein Halstuch!« befahl Jasper, während er seiner Gefangenen die Arme hoch über den Kopf zog. Crispin gab ihm das Stück Leinen. »Halt’ ihr die Arme fest.« Sein Stiefsohn gehorchte, und Jasper drehte das Tuch zu einem schmalen, dünnen Band zusammen, mit dem er Chloes Handgelenke ganz oben an den Bettpfosten band.
    Im nächsten Augenblick stieß sie einen Schrei aus, als er ihr einmal kräftig seine Reitpeitsche über den Rücken schlug. Dann packte er sie am Haar, zog ihr den Kopf nach hinten und sagte leise in ihr Ohr: »Ich habe dich gewarnt, kleine Schwester.« Und dann waren sie fort, und der Schlüssel wurde im Schloß wieder umgedreht.
    Sie wußte nicht, wie lange sie dort hängenblieb, die Arme voll ausgestreckt, während sie ihr ganzes Gewicht mit den Zehenspitzen abfing. Der Schmerz des Peitschenschlages verblaßte bald zu einem dumpfen Ziehen und wich dem quälenden Zug an den ausgestreckten Armen. Mit der Dämmerung wurde es dunkel im Zimmer, und sie zog sich vor dem Schmerz zurück, indem sie sich in einen hinteren Winkel ihrer Gedanken verkroch.
    Es war schon ganz dunkel, als Schritte durch ihr Halbbewußtsein klangen und die Tür geöffnet wurde. Jasper kam mit einer Kerze und einem Tablett herein. Er stellte sie neben das Bett und hob den umgefallenen Stuhl auf. Dann näherte er sich der bewegungslosen Gestalt.
    »Ich nehme an, daß du genug Zeit zum Nachdenken gehabt hast«, stellte er fest und durchschnitt ihre Fessel mit einem Messer. Chloe fiel nach vorn aufs Bett, als ihre Arme frei waren und ihre Zehen nachgaben. »Du wirst bis morgen keinen weiteren Besuch bekommen«, fuhr Jasper fort, ging zur Tür und setzte noch mit leisem Spott hinzu: »Schlaf gut.«
    Chloe rollte sich auf den Rücken, als die Tür zu war. Das weiche Leuchten der Kerze war tröstlich, und sie lag lange so da, während sie langsam wieder ganz ins Bewußtsein zurückkehrte. Ihr Körper tat überall weh, als hätte sie an einem Boxkampf teilgenommen. Sie war nicht ernsthaft verletzt. Aber man konnte dies schon als eine sehr ernste Warnung verstehen.
    Nach einer Weile stand sie auf und betrachtete das Tablett. Dort gab es einen halben Laib Brot und einen Krug Milch - kalte, schmale Kost, aber doch besser als nichts. Sie aß etwas von dem Brot und trank die Milch, dann kroch sie vollbekleidet unter die Bettdecke. Sich auszuziehen erschien ihr aus irgendeinem Grund gefährlich, als wäre sie in ihrem Nachthemd sogar noch verletzlicher.
    Hugo würde kommen und sie holen. Er würde sie nicht einfach Jasper überlassen. Er liebte sie nicht, aber würde sie auch nicht im Stich lassen. Schon sein Stolz würde ihn hierherführen. Und dann würde er in Jaspers Falle gehen. Hugo liebte sie nicht, darum schien ihr ihre eigene Zukunft jetzt unbedeutend. Doch sie liebte ihn und konnte den Gedanken nicht ertragen, daß er würde sterben müssen.
    Sieben Meilen entfernt, in Denholm Manor, saß Hugo mit Samuel an einem Feuer in der Küche und erklärte ihm seinen Plan und die Rolle, die er darin zu spielen hatte. Doch zwischendurch verstummte er immer wieder, und sein Gesicht bekam einen gehetzten Ausdruck. Mehrmals stand er auf, ging zur Tür, öffnete sie, starrte hinaus und horchte.
    »Was ist los?«
    »Ich weiß es nicht, Samuel. Ich spüre nur Chloes Nähe. Ich spüre ihre Angst«, sagte er. »Aber im Augenblick kann ich nichts dagegen tun ... und ich vermisse diesen verfluchten Hund«, fügte er hinzu und schlug die Tür zu. »Genau genommen die ganze verfluchte Menagerie.«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Samuel. »Es ist ohne sie irgendwie so still.« Er stand auf. »Können Sie schlafen?«
    »Nein.« Hugo schüttelte den Kopf. »Ich werde spielen. Stört es dich auch nicht?«
    »Hat mich noch nie gestört«, sagte Samuel und ging zur Tür. »Dann geh’ ich jetzt ins Bett.« Als er die Treppe hinauf ging, fiel ihm ein, daß es ihn nur einmal gestört hatte: während der schrecklichen Zeit, als Hugo mit seinen Dämonen und seiner Alkoholsucht kämpfte und die langen Nachtstunden von jener dissonanten Musik erfüllt waren. Dann lag er im Bett und horchte aufmerksam nach den Klängen des Klaviers - daraus wollte er auf Hugos Gemütszustand schließen.
    Hugo spielte das Schlaflied, das

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