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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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versuchte, sich aufzusetzen, und die Magd, die Louise begleitet hatte, half ihr dabei.
    Ihre Sinne schienen zu schwimmen, das Zimmer zu kippen. Eine Welle von Übelkeit überkam sie, und sie ließ sich wieder zurückfallen.
    »Das geht doch nicht, Liebes.« Louise klang fast verzweifelt. »Wenn du dich erst einmal richtig hingesetzt hast, geht es dir besser.« Sie zupfte an Chloes Arm, und weil sie so unglücklich klang, versuchte es Chloe noch einmal. Und jetzt hörte das Zimmer auf, sich zu drehen, als sie die Augen ganz weit aufmachte.
    Sie ließ es zu, daß sie ausgezogen und mit warmem Wasser aus einem dampfenden Krug gewaschen wurde. Sie bürsteten und flochten ihr Haar und legten es ihr wie in einem Krönchen um den Kopf. Chloe versuchte, ihnen zu helfen, aber ihre Glieder waren zu schwer, um sie zu heben, und ihre Gedanken gingen immer wieder andere Wege, so daß sie nicht mehr wußte, was sie hatte tun wollen. Aber nichts schien ihr etwas auszumachen. Nicht einmal das Zimmer erschien ihr mehr kalt.
    Sie kleideten sie in ein weißseidenes, langes Unterkleid, weiße Seidenstrümpfe, deren Strumpfbänder über dem Knie saßen, und weiße Satinschuhe. Undeutlich hatte sie das Gefühl, daß etwas an der Unterwäsche fehlte, doch diese Erkenntnis war nur ein Gedanke in ihrem nicht weiter besorgten Gemüt. Schließlich ließ Louise ihr ein langärmeliges weißes Seidenkleid mit hohem, gerüschtem Kragen über den Kopf fallen, und die Magd befestigte einen durchsichtigen Schleier auf ihrer goldenen Haarkrone.
    »Wie wunderschön du bist«, sagte Louise mit tränenschwerer Stimme, als sie die Erscheinung betrachtete ... das Opfer, das sie für ihren Sohn bereitet hatte. Sie versuchte sich einzureden, daß Crispin ihr ein guter Ehemann sein würde, daß Chloe eine wirklich gute Partie mit ihm machte, um die sie viele Mädchen beneiden würden. Vielleicht war sie ja nicht sehr begeistert von dem Gedanken, aber welches junge Mädchen war das schon? Es war keine Liebesheirat, doch heutzutage waren solche Ehen selten, und die beiden waren jung und konnten noch zueinander finden.
    Alle Bräute waren bei der Hochzeit nervös. Sie versuchte, so zu tun, als wisse sie nicht, warum Chloes Augen so leer schienen und ihre Bewegungen so matt. Das war nur die Nervosität vor der Hochzeit.
    »Komm mit hinunter, Liebes.«
    Chloe ließ sich aus ihrem Gefängnis führen, die Treppe hinunter und in die Halle. Sie fühlte sich, als bewege sie sich durch einen dünnen Vorhang hindurch, ihre Füße berührten den Boden eher prüfend, als wäre er aus Schwämmen gemacht. In der Halle standen Leute, und ihre Gesichter bewegten sich in ihr Blickfeld und wieder heraus.
    »Seht ihr die jungfräuliche Braut.« Jasper trat zu ihr, seine Stimme war plötzlich leise. »Was für eine Erscheinung der Reinheit du bist, kleine Schwester. Nur du und ich kennen die Wahrheit.« Der offene Spott durchdrang die warme, weiche Welt, in der sie schwebte, kaum. Eigentlich hörte sie ihn fast gar nicht. Er nahm ihren Arm, legte ihre Hand auf die seine, und die sorgfältig ausgewählten Hochzeitsgäste traten zurück ... Gäste, die das Zeichen von Eden auf ihrer Haut trugen. Später würden sie dann das Brautpaar in die Krypta begleiten, um dort die langjährig gepflegten Riten der Bruderschaft zu vollziehen.
    Louise trat in die Schatten an der Wand. Sie wußte, daß Jasper von ihr erwartete, daß sie kaum in Erscheinung trat, aber eine Mutter hatte sicher ein Recht darauf, der Hochzeit ihres einzigen Sohnes beizuwohnen.
    Reverend Elgar Ponsonby stand vor einem Tisch, und seine Hände strichen nervös über den weichen Ledereinband einer Bibel. Sein kirchliches Gewand hing schlaff herunter und hatte auch schon ein paar Flecken. Seine Augen waren unstet, sein Atem der reine Alkohol, so schien es Crispin, der neben ihm stand und Chloe und seinen Stiefvater herankommen sah. Der alte Elgar war niemals nüchtern, und nur das Geld von Sir Jasper sorgte dafür, daß auf seinem Tisch noch Brot und Wein standen.
    Jasper nahm Chloes Hand von der seinen, als sie den Tisch erreicht hatten, und legte sie auf Crispins Hand. Bei seiner Berührung sah Chloe auf durch den dünnen Schleier, der vor ihr in der Luft zu hängen schien. Unbehagen sickerte durch ihre rosigen Gedankenleere. Sie wurde mit Crispin verheiratet. Jasper hatte es gesagt, und also kam es so.
    Aber es darf nicht so kommen. Auf keinen Fall. Diese leidenschaftliche Überzeugung durchdrang für einen Augenblick

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