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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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namenlosen Nullen zwischen ihm und dem Ziel.«
    »Das klingt allerdings nach unserem Mann.«
    »Darf ich dir einen Rat geben?«
    »Schieß los.«
    »Wenn Balboni dahintersteckt, verschwende gar nicht erst deine Zeit damit, indem du versuchst, die Sache vor Gericht zu bringen. Das haut nicht hin. Seit zwanzig Jahren schmiert der Kerl Geschworene und Richter und jagt Zeugen eine Todesangst ein. Warte den richtigen Augenblick ab, die richtige Situation, und dann putzt du ihn weg.«
    »Wir sehen uns, Lou. Danke für deine Hilfe.«
    »Okay, okay, nimm’s mir nicht krumm. Wer bin ich, daß ich hier drüber rede, einen Kerl wie Balboni wegzupusten? Wahrscheinlich hat Amber Martinez Selbstmord begangen. Take it easy, Dave.«
    Am nächsten Morgen um sechs ging ich mit einer Tasse Kaffee und der Zeitung hinaus auf die Veranda und setzte mich auf die Treppe. Unter den Bäumen war die Luft kühl und schattigblau. Es roch nach blühenden Wunderblumen und Pecannußschalen, die in der feuchten Erde verwitterten.
    Während ich die Zeitung las, konnte ich Boote hören, die von meinem Pier abfuhren. Dann hörte ich jemand den Hang hoch durch die Blätter laufen, und ich senkte die Zeitung und sah Mikey Goldman, der mit ausladenden Schritten auf mich zustapfte, wie ein Mann, der Streit sucht.
    Er trug blankgewienerte schwarze Mokassins mit Troddeln, ein rosa Polohemd, das über der grauen Hose hing, und eine dicke goldene Uhr, die wie zerlassene Butter an seinem Handgelenk glänzte. Sein Mund war ein schmaler Strich, die Winkel nach unten gezogen, das Kinn nach vorne gereckt, die eigentümlichen, hellen hervorquellenden Augen blickten wild in die Gegend und musterten meine Hausfront.
    »Auf ein Wort«, sagte er.
    »Wie geht’s denn so, Mr. Goldman?« sagte ich.
    »Es ist sechs Uhr morgens, ich stehe bei Ihnen vor dem Haus anstatt zu arbeiten; ich habe gestern nacht vier Stunden geschlafen. Raten Sie mal.«
    »Habe ich mit Ihrem Problem was zu tun?«
    »Yeah, allerdings. Man könnte sagen, daß Sie der Kern meines Problems sind. Wie kommt das bloß, Mr. Robicheaux?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Ich schon. Das kommt, weil Elrod irgendwie besessen von Ihnen ist, weswegen mir der ganze Film in den Arsch zu gehen droht.«
    »Ich wär Ihnen sehr verbunden, wenn Sie hier bei mir zu Hause Ihre Ausdrucksweise etwas mäßigen würden.«
    »Sie haben ein Problem mit meiner Ausdrucksweise? Das ist alles, woran Sie denken können? Was ist mit euch allen hier bloß los? Verbreiten die Moskitos hier den Gehirntripper oder was?«
    »Was wollen Sie, Sir?«
    »Er fragt mich, was ich will?« sagte er und blickte in die Schatten, als ob er dort ein Publikum hätte. »Elrod gefällt es nicht, wie man Ihnen mitspielt. Offen gesagt, mir gefällt es auch nicht. Es hat vielleicht andere Gründe. Mir geht’s in erster Linie darum, daß ich nicht will, daß ein anderer die Suppe auslöffelt, die ich mir eingebrockt habe, wenn Sie verstehen, was ich meine?«
    »Nein.«
    Er bohrte sich mit Daumen und Zeigefinger etwas aus der Nase.
    »Was ist los mit Ihnen? Stecken Sie jeden Morgen Ihren Kopf in einen Eimer mit frisch angerührtem Zement?« fragte er.
    »Darf ich offen sein, Mr. Goldman?«
    »Nur zu.«
    »Ein Gespräch mit Ihnen ist wie ein Schlag auf den Kopf. Ich glaube, das hält kein normaler Mensch aus.«
    »Ich will versuchen, es in so einfachen Worten zu sagen, daß auch Sie es verstehen können«, sagte er. »Vielleicht wissen Sie das nicht, aber ich gebe mir alle Mühe, fair zu sein. Was bedeutet, daß es mir nicht paßt, wenn jemand wegen mir zur Sau gemacht wird. Ich rede von Ihnen. Ihre eigenen Leute hacken auf Ihnen rum, weil Sie denken, Sie würden einen Haufen Geld aus der Stadt jagen. Ich geh wohin oder hau von dort ab, weil ich es so will. Wenn mir jemand in die Quere kommt, kümmere ich mich drum, und zwar persönlich. Das können Sie jeden in der Branche fragen. Mit dieser Hintenrum-Masche hab ich nichts am Hut.«
    Ich stellte meine Kaffeetasse ab, faltete die Zeitung auf der Treppe zusammen und ging zu den Bäumen, dahin, wo sein Wagen parkte. Ich wartete darauf, daß er mir folgte.
    »War da noch was, das Sie mir sagen wollten?« fragte ich.
    »Nein, was denken Sie denn? Ich bin nur hier, um Ihnen meinen Lebenslauf vorzutragen. Jetzt hören Sie mir zu, ich werde diesen Film zu Ende bringen, und dann setz ich nie wieder einen Fuß in diesen Staat. Tatsache ist, ich werd nicht mal oben drüber fliegen. Aber bis es soweit ist, will ich

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