Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Bäckerei, ein Güterzugführer der Southern Pacific und ein Mann, der einst im Zirkus der Ringling Brothers ein berühmter Trapezkünstler gewesen war.
    Ich lieferte ihnen die ganze Geschichte meiner psychohistorischen Begegnungen und ließ nichts aus. Ich erzählte ihnen von dem elektrischen Strom, der im Nebel gezischt und geflackert hatte wie die Zungen von Schlangen, von meinen Gesprächen mit dem General, selbst von dem Geruch ungewaschener, alter Kleidung, der von seiner Uniform aufstieg, von den Wunden seiner Männer, die Maden so blank wie polierte Löffel gefressen hatten.
    Wie es üblicherweise mit den dramatischen oder surrealen Enthüllungen bei einem AA-Meeting lief, so war auch diesmal die Antwort eher ernüchternd. Sie hörten mir aufmerksam zu, Sympathie und Wohlwollen in den Augen, aber einem Gutteil der Anwesenden waren zu irgendeinem Zeitpunkt ihrer Vergangenheit bereits selbst einmal sämtliche Sicherungen durchgebrannt. Auch sie wähnten sich bereits in der Hölle, ohne vorher zu sterben, hatten Selbstmordversuche überlebt oder kurz davor gestanden, einer Frontallobotomie unterzogen zu werden.
    Als ich geendet hatte, sagte der Leiter des Treffens, ein Schweißer, der bei den Ölpipelines arbeitete: »Verdammt, Dave, das ist die beste Werbung für Dr. Pepper, die ich je gehört habe. Du solltest die Hurensöhne anrufen und sehen, daß sie das im Fernsehen bringen.«
    Alle lachten, und mit einemmal schien mir die Welt gar kein so schlechter Ort zu sein.
    Als ich das Meeting verließ, kaufte ich mir im Stadtpark am Bayou Teche einen Pfefferminz-Snowball – Eisschnee mit Minzsirup – und benutzte das Münztelefon vor der Sporthalle. Durch die moosbehangenen Eichen sah ich Jugendliche, die in den öffentlichen Pool hechteten, und ihre sonnengebräunten Leiber glänzten in der heißen Sonne wassernaß.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis ich den Leichenbeschauer von Lafayette an die Strippe bekam. Es war ein hartgesottener cholerischer Pathologe namens Sollie Rothberg, bei dem jeder Cop schnell lernte, daß man diplomatisch mit ihm umgehen mußte.
    »Ich habe mich gefragt, was Sie in der Amber-Martinez-Sache herausgebracht haben«, sagte ich.
    Ich hörte die Leitungen des Ferngesprächs im Hörer summen.
    »Robicheaux?« sagte er.
    »Sie haben’s erfaßt.«
    »Warum rufen Sie mich an?«
    »Hab ich Ihnen doch grad gesagt.«
    »Wie ich gehört habe, sind Sie vom Dienst suspendiert.«
    »Na und? Die Ergebnisse Ihrer Untersuchung sind jederzeit einsehbar, oder etwa nicht?«
    »Erst wenn sie freigegeben werden. Und das ist jetzt noch nicht der Fall.«
    »Machen Sie schon, Sollie. Jemand versucht mir verdammt noch mal Feuer unterm Arsch zu machen.«
    Vor meinem geistigen Auge konnte ich ihn förmlich sehen, wie er gedankenverloren mit Büroklammern nach seinem Papierkorb warf.
    »Wo ist das große Geheimnis, das ich für Sie lösen kann?« sagte er.
    »Welches Kaliber hatte die Waffe, die sie getötet hat?«
    »Der Größe der Wunde nach und nach dem Aufprall der Kugel zu schließen, würde ich sagen, eine 45er.«
    »Was soll das heißen, ›Größe‹?«
    »Genau das, was ich sagte.«
    »Was ist mit der Kugel?«
    »Ist glatt durchgegangen. Da gab’s nicht viel zu finden. War eine saubere Austrittswunde.«
    »Ein Geschoß mit Kupfermantel?«
    »Das ist meine Meinung. Tatsache ist, ich weiß es. Das Loch, durch das die Kugel wieder rausgegangen ist, hatte einen kaum größeren Durchmesser als der Einschuß.«
    Ich schloß die Augen und öffnete sie wieder. Ich fühlte, wie mir das Herz in der Brust schlug.
    »Sind Sie noch dran?« sagte er.
    »Ja.«
    »Stimmt was nicht?«
    »Ganz im Gegenteil, Sollie. Ich verwende Hohlspitzgeschosse.«
    Ich konnte Vögel in den Bäumen singen hören, und auf der Oberfläche des Swimmingpools schien türkisfarbenes Licht zu tanzen.
    »Sonst noch was?« fragte er.
    »Yeah, den Todeszeitpunkt.«
    »Jetzt wollen Sie aber ’ne Menge von mir.«
    »Sollie, ich hab andauernd ihren Hinterkopf vor Augen. Das Haar war am Wagenboden festgeklebt. Das Blut war bereits getrocknet, oder lieg ich da falsch?«
    »Das kann ich Ihnen so nicht sagen, weil ich nicht an Ort und Stelle war.«
    »Kommen Sie schon, Sie wissen, wonach ich frage.«
    »Sie wollen wissen, ob sie vorher schon tot war?«
    »Hören Sie, Partner, Sie sind meine letzte Rettung. Halten Sie mich nicht hin.«
    »Wie wär’s mit ’ner Zugabe? Ist sie in diesem Wagen gestorben, ist das die Frage, die Sie mir stellen

Weitere Kostenlose Bücher