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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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nicht, daß noch mehr von meinen Leuten im Krankenhaus landen.«
    »Was?«
    »Gut, es hat geschnackelt.«
    »Was ist passiert?« sagte ich.
    »Es war gestern abend nach Drehschluß. Alle waren schon weg. Alle außer Elrod und diesem Jungen, der für uns ein paar Stunts macht. Sie haben gebechert, und Elrod kommt zu dem Schluß, Julie Balboni zur Rede zu stellen. Er greift sich eine Colaflasche und hämmert damit gegen Julies Trailer. Julie kommt in der Unterhose an die Tür, und hinter ihm steht ein zwanzigjähriges Mädchen von hier, die noch schnell in die Klamotten zu schlüpfen versucht. Elrod legt los und nennt ihn einen Feigling und einen Itaker-Scheißhaufen. Außerdem sagt er ihm, er könne ihn ja mal in L.A. mit Charlie Mansons Mädels zusammenbringen, die hätten nur Haare unter den Achseln und keine auf dem Kopf, was wohl mehr Julies Niveau wäre. Dann tönt El noch, daß Julie besser dran täte, seinem Kumpel Robicheaux keinen Ärger mehr zu machen, sonst würde ihm El das Licht ausblasen, was er sowieso tun würde, wenn er herausfindet, daß Julie hinter dem Mord an Kelly steckt, und zwar richtig, mit einer Schrotflinte zwischen Balbonis Arschbacken.
    Ich weiß ja nicht, was Balboni mit der Braut da getrieben hat, aber er hatte ein paar Handschellen. Er kam raus, machte die eine an Eis Handgelenk, die andere an einem Lichtmast fest und sagte: ›Du hast Glück, Elrod. Du bist ein Stück Obst, das einen bestimmten Wert hat. Aber dein Freund hier, der hat kein Glück.‹ Dann hat er die Scheiße aus dem jungen Stuntman geprügelt. Oder besser getreten, Mr. Robicheaux, buchstäblich mit den Füßen. Er hat dem Jungen die Nase zertrümmert, die Rippen gebrochen und ihm ein Ohr fast abgerissen.«
    »Warum haben Sie nicht eingegriffen?«
    »Ich war nicht da. Alles, was ich weiß, hab ich von dem Jungen im Krankenhaus. Deshalb bin ich letzte Nacht nicht zum Schlafen gekommen.«
    »Erstattet der Junge Anzeige?«
    »Wo leben Sie? Er saß heute morgen wieder im Flieger nach Los Angeles, so mit Medikamenten vollgeknallt, daß es auch ein Nashorn ruhiggestellt hätte.«
    »Was wollen Sie jetzt von mir?«
    »Ich will, daß Sie sich um Elrod kümmern. Ich will nicht, daß ihm was passiert.«
    »Sagen Sie mir die Wahrheit. Liegt Ihnen außer Ihren Filmen überhaupt irgendwas am Herzen?«
    »Yeah, Menschen. Wenn Sie mir das nicht abnehmen, fahren Sie zur Hölle.«
    Die stechenden, hervorstehenden Augen erinnerten mich an hartgekochte Eier. Ich wandte meinen Blick von ihm ab, spürte, wie sich meine Hand unwillkürlich an meiner Hose öffnete und schloß. Das Sonnenlicht auf dem Bayou war wie eine gelbe Fackel, die unter Wasser brannte.
    »Ich bin kein Babysitter, Mr. Goldman«, sagte ich. »Ich gebe Ihnen den guten Rat, das alles im Sheriff’s Department vorzubringen. Im Augenblick bin ich immer noch suspendiert. Ich geh jetzt zurück, um meinen Kaffee zu Ende zu trinken. Wir sehen uns.«
    »Ich bin in Dog Patch – in einem Comicstrip. Ich rede, und niemand hört mir zu.« Er klatschte sich an die Wange. »Vielleicht bin ich tot, und das hier ist die Hölle.«
    »Was haben Sie sonst noch zu sagen?« Ich fühlte regelrecht die Hitze, die in meiner eigenen Stimme aufstieg.
    »Sie werfen mir vor, keinerlei Menschlichkeit zu besitzen. Dann erzähle ich Ihnen, daß Elrod um Ihretwillen Balboni an den Karren fährt, und Sie lassen mich kalt abblitzen. Wollen Sie, daß Balboni El das Gesicht wegtritt?«
    »Er ist Ihr Geschäftspartner. Sie haben ihn hierher gebracht. Sie haben sich keine Gedanken darüber gemacht, wo sein Geld herkam, solange –«
    »Stimmt ja alles. Aber die Frage ist, was machen wir jetzt?«
    »Wir?«
    »Endlich. Ich komme allmählich durch. Haben wohl doch nicht alle hier einen Hackbraten statt einem Gehirn.«
    »In dieser Sache gibt’s kein Wir. Ich werde mit Elrod reden, ich nehme ihn mit zu den Anonymen Alkoholikern, aber er ist nicht mein Mündel.«
    »Schön. Sagen Sie ihm das. Ich muß jetzt an die Arbeit. Stecken Sie ihn einfach in ein Taxi.«
    »Wie?«
    »Er ist da unten in Ihrem Laden. Betrunken. Ich finde, daß Sie verdammt schlecht hören. Sie sollten da mal was gegen tun.«
    Er steckte sich ein gestreiftes Pfefferminzstäbchen in den Mundwinkel und ging den Hang wieder hinunter zu seinem Wagen. Seine Schultern bewegten sich rollend unter dem Polohemd, seine Kiefer zermahlten die Zuckerstange zwischen den Zähnen. Sein Profil streckte sich der auffrischenden Brise entgegen wie das eines

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