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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Gladiators.

14
    »Du hast was getan?« sagte Bootsie. Sie starrte mich mit offenem Mund über den Küchentisch hinweg an.
    Ich sagte es ihr noch einmal.
    »Du hast ihn in den Bayou geworfen? Ich faß es nicht«, sagte sie.
    »Er ist mittlerweile dran gewöhnt. Mach dir um ihn mal keine Sorgen.«
    »Mr. Sykes hat auf dem Pier einen Streit mit Dave vom Zaun gebrochen, Bootsie«, sagte Alafair. »Er ist betrunken gewesen und hat vor der ganzen Kundschaft eine Menge Lärm gemacht. Er hat sich geweigert, hoch zum Haus zu gehen, wie ihm Dave gesagt hat.«
    Klasse, Alf, dachte ich bei mir.
    »Wo ist er jetzt?« sagte Bootsie. Sie wischte sich den Mund mit der Serviette und wollte aufstehen.
    »Als ich ihn das letztemal gesehen hab, hat er gerade auf die Rosen gekotzt.«
    »Dave, das ist ekelhaft«, sagte sie und setzte sich wieder hin.
    »Sag das Elrod.«
    »Batist hat gesagt, er hat fünf Bier getrunken, ohne daß er sie bezahlt hat«, sagte Alafair.
    »Was willst du mit ihm anstellen?« sagte Bootsie. Dann drehte sie den Kopf und blickte zur hinteren Fliegentür hinaus. »Dave, grade ist er hinten über den Hof gegangen.«
    »Ich denke, daß El sich im Moment die Saugnäpfe abgezogen hat, Boots.«
    »Saugnäpfe?« sagte Alafair und ließ den Löffel mit den Cornflakes vor dem Mund schweben.
    »Er kriecht auf Händen und Knien am Boden. Tu was«, sagte Bootsie.
    »Womit wir bei einer Frage wären, die ich dir ohnehin stellen wollte.«
    Ich sah, wie es in ihren Augen dämmerte.
    »Er hat sich wegen mir mit Julie Balboni angelegt«, sagte ich. »Das heißt, zumindest teilweise wegen mir.«
    »Du willst, daß er hier bei uns bleibt? Dave, dies ist unser Zuhause«, sagte sie.
    »Er ist verdammt schlecht dran.«
    »Es ist immer noch unser Zuhause. Wir können nicht die Tür für jeden Menschen aufmachen, der ein Problem hat.«
    »Er braucht einen Freund bei den Anonymen Alkoholikern, sonst wird er’s nicht packen. Schau ihn dir doch an. Er sieht erbärmlich aus. Ist es dir lieber, wenn ich ihn ins Gefängnis stecke?«
    Bootsie legte die Finger an die Schläfen und starrte die Zuckerdose an.
    »Ich werde eine Abmachung mit ihm treffen«, sagte ich. »Sobald er auch nur einen Schluck Alkohol trinkt, muß er zurück zum Spanish Lake. Er zahlt seinen Anteil am Essen, belegt das Telefon nicht unnötig, kommt abends nicht so spät.«
    »Warum spritzt er sich mit dem Gartenschlauch in den Mund?« fragte Alafair.
    »Okay, versuchen wir’s mal für ein paar Tage«, sagte Bootsie. »Aber ich will nicht, Dave, daß dieser Mann noch mal von seinen Visionen anfängt, oder was immer es sein mag, das er draußen auf dem See zu sehen glaubt.«
    »Du meinst, daß er mich angesteckt hat, ja?« Ich lächelte.
    »Mit einem Wort, ja.«
    »Er ist ziemlich in Ordnung, wenn er nüchtern ist. Er sieht die Welt nur ein bißchen anders als die meisten.«
    »Oh, großartig.«
    Alafair stand von ihrem Stuhl auf und linste schräg durch die Fliegentür in den Garten hinter dem Haus.
    »Uups«, sagte sie und legte die Hand vor den Mund.
    »Was ist?« sagte Bootsie.
    »Mr. Sykes hat gerade das Regenbogengähnen gemacht.«
    »Wie bitte?« sagte ich.
    »Er hat auf den Picknicktisch gekotzt«, sagte Alafair.
    Ich wartete, bis Bootsie und Alafair zum Einkaufen in die Stadt gefahren waren, dann ging ich hinaus in den Garten. Elrods Hosen und sein Hemd klebten an seiner Haut, naß vom Wasser aus dem Bayou, schlammverschmiert und mit Grasflecken. Er hatte den Picknicktisch mit dem Gartenschlauch abgespritzt und saß jetzt mit herunterhängendem Unterkiefer auf der Holzbank, die Knie gespreizt, die Schultern vornüber gebeugt, die Hände zwischen den Schenkeln baumelnd. Sein unrasiertes Gesicht hatte die graue Farbe schlecht gewordenen Schweinefleischs.
    Ich reichte ihm eine Tasse Kaffee.
    »Danke«, sagte er.
    Sein Atem ließ mich zusammenzucken.
    »Wenn Sie weiter bei uns bleiben, meinen Sie, Sie schaffen es, die Finger von der Flasche zu lassen?« sagte ich.
    »Kann’s nicht versprechen. Nein, Sir, das ist mal sicher, ich kann’s nicht versprechen.«
    »Können Sie’s wenigstens versuchen?«
    Er hob die Augen, bis sie auf gleicher Höhe mit meinen waren. In der Iris seines rechten Auges schwamm ein Blutklumpen, der so groß wie mein Fingernagel war.
    »Nichts von dem, was ich versucht hab, hat was genutzt«, sagte er. »Medikamente, Psychiater, ein Entzug im Spital der Navy, zwei Wochen Gemüse harken auf einer Gefängnisfarm. Früher oder später ging’s

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