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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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hier durchgebrettert, als sei ihm was mächtig aufgestoßen.«
    »Vielleicht kommt er zu spät zum Mittagessen.«
    »Yeah, wahrscheinlich. Da braucht’s eh nicht viel zu, daß Twinky was mächtig aufstößt. Hab immer schon gedacht, daß ihm ein bißchen mehr Muschi in seinem Leben nicht schaden könnte.«
    »Er ist nicht verheiratet?«
    »Das war er mal, bis ihm seine Frau davongelaufen ist. Nachdem sie sein Bankkonto und seinen Safe ausgeräumt hat. Damals hab ich nicht gedacht, daß Twinky das übersteht. Aber das ist schon lange her.«
    Mit einem Werkmesser entfernte er ein winziges Stück getrockneten Klebstoffs von einem der Motoren seines Modellflugzeugs. Er blies Sägemehl von den Flügeln und hielt das Flugzeug hoch.
    »Was halten Sie davon?« fragte er.
    »Schaut gut aus.«
    »Ich hab ’ne ganze Sammlung. Alle Flieger aus dem Zweiten Weltkrieg. Die B-17 hab ich Mikey Goldman gezeigt, und der hat gemeint, vielleicht kann er meine Sammlung in einem seiner Filme verwenden.«
    »Das klingt doch ganz gut, Murph.«
    »Machen Sie Witze? Damit hat er gemeint, daß ich sie umsonst hergeben soll. Mittlerweile bin ich drauf gekommen, warum dieser knausrige Jude so eine große Nase hat. Weil die Luft gratis ist.«
    »Mir kommt er ganz in Ordnung vor«, sagte ich.
    »Sie sollten mal versuchen, für einen von denen zu arbeiten.«
    Ich blickte ihn an. »Julie ist in seiner alten Highschool, sagen Sie?« sagte ich.
    »Yeah, er und irgend ’n Schauspieler und dieser Typ, der Cholo heißt.«
    Er legte die Brille auf den Basteltisch und strich mit den Händen über die glatte helle Oberfläche seines Flugzeugs. Seine Haut war so faltig und braun wie ein getrocknetes Tabakblatt.
    »Schönen Dank noch«, sagte ich.
    »Schauen Sie öfter mal hier rein, und trinken Sie einen Kaffee mit mir. Ist ziemlich langweilig, immer hier in dieser Hütte zu sitzen.«
    »Übrigens, haben Sie eine Ahnung, was Goldman mit ein paar Anwälten vorhaben könnte?«
    »Wer weiß, was diese Hollywood-Hurenböcke treibt? Sie können sich glücklich schätzen, Dave. Ich wünschte, ich wäre noch ein richtiger Cop. Der Job fehlt mir richtig.«
    Er streifte mit den Fingerrücken über die Narbe an seiner Kehle, die so weiß wie Wäschestärke war.
    Eine halbe Stunde später, als sich dichte schwarze Regenwolken über meinem Kopf zusammenballten wie der kompakte Rauch eines Ölfeuers, parkte ich meinen Pickup neben dem Baseballfeld meiner alten Highschool, die den Sommer über menschenleer war und wo Baby Feet und ich als Junge gespielt hatten. Er stand auf dem Schlagmal, nur in Laufschuhen mit Spikes und einer purpurroten Sporthose. Das schwarze Haar auf seinem gewaltigen Körper war schweißnaß, und unter der Haut spielten die Muskeln, wenn er mit einem glänzenden blauen Aluminiumschläger einen Ball weit ans hintere Ende des Feldes schlug.
    Ich kam an den Eichen vorbei, wo Liebespärchen ihre Namen hineingeschnitzt hatten, vorbei an der durchhängenden, ungestrichenen Tribüne, lief quer über den ausgetretenen Rasen im Innenraum des Spielfeldes zu dem Maschendrahtnetz hinter dem Schlagmal, wo er so kraftvoll seinen Schläger schwang und die Bälle in hohem Bogen wie winzige weiße Punkte über die Köpfe von Cholo und einem gutaussehenden Mann mit nacktem Oberkörper fliegen ließ, dessen rhythmische Bewegungen und glattfließender Muskeltonus mich an perlendes Wasser erinnerten. Basebälle rollten aus einer bis obenhin gefüllten Leinentasche zu Julies Füßen. In seinen dichten Augenbrauen standen Schweißtropfen, und ich konnte das konzentrierte, heiße Funkeln in seinen Augen sehen. Er beugte sich mühelos nach unten, trotz seines immensen Körpergewichts, nahm sich mit spitzen Fingern einen Ball und warf ihn senkrecht in die Luft; dann sah ich, wie sein Blick in meine Richtung fuhr, und sein linker Fuß machte einen Schritt nach vorne auf dem Schlagmal, genau in dem Augenblick, als er den Aluminiumschläger schwang und einen flachen Aufsetzer wie eine Rakete an meinen Knöcheln vorbeischießen ließ.
    Ich sah dem Ball nach, der zwischen den Eichen mehrfach aufsprang und auf die Straße rollte.
    »Ziemlich gut dafür, daß er aus war«, sagte ich.
    »Für mich sah’s wie voll auf der Linie aus.«
    »Du hast noch nie viel auf Regeln und Markierungen gegeben, Feet.«
    »Das einzige, was zählt, ist das Endresultat, Alter.«
    Ein neuer Ball zischte, von seinem Metallschläger getroffen, in hohem Bogen weit übers Feld. Cholo lief einen Kreis, um

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