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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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vielleicht auch über Dinge hinweg, die ich mir von keinem anderen gefallen lassen würde.«
    »Was heißt hier gefallen lassen? Dein Vater hat dich früher immer mit einem Gartenschlauch verprügelt. Das hab ich mir ja nicht aus den Fingern gesaugt. Du hast dafür seinen Nachtclub niedergebrannt.«
    »Es regnet gleich. Ich meine, du solltest jetzt gehen.« Er hob einen weiteren Ball vom Boden auf und ließ ihn auf seinem Handteller springen.
    »Ich hab’s versucht, Partner.«
    »Ach ja? Was soll das jetzt wieder heißen?«
    »Nichts.«
    »Nein, nein, damit wolltest du sagen, du bist hierhergekommen, um mich zu warnen.«
    »Warum meinst du bloß immer, hinter allem steckt eine krumme Tour, Julie?«
    Er blickte hinaus aufs Spielfeld, dann wieder zu mir.
    »Du hast da Sachen über meine Familie gesagt. Das mag ich nicht«, sagte er. »Ich bin stolz darauf, Italiener zu sein. Bin sogar stolz auf den Alten gewesen. Die Typen, die damals in dieser Stadt das Sagen hatten, waren noch nicht mal den Dreck unter seinen Fingernägeln wert. In New Iberia waren wir immer nur ›Spaghettis‹, ›Stronzos‹ und ›Itaker‹, weil ihr Hinterwäldler einfach zu blöd gewesen seid, um schon mal vom Römischen Reich gehört zu haben. Also nimm gefälligst die Nase runter, wenn du von meiner Familie redest oder von meinen Problemen oder überhaupt von irgendwas, das mit meinem Leben zu tun hat, verstehst du mich, Dave?«
    »Hat dich jemand dazu gezwungen, ein Drogendealer zu werden? Willst du das damit sagen?«
    »Ich sag dir, daß du mir verdammt noch mal aus dem Weg gehen sollst.«
    »Als armes Opfer machst du dich nicht sehr überzeugend, Julie. Wir sehen uns. Sag deinem Mann da draußen, er soll nicht auf den Ball spucken.«
    »Wie?«
    »Ist das nicht dein Pornostar? Ich an deiner Stelle wäre da vorsichtig. Ich glaube, daß Aids viel leichter übertragen wird, als viele Leute annehmen.«
    Ich sah die Regentropfen in den Staub klatschen, als ich ihn stehenließ und in Richtung der Tribüne hinter dem ersten Mal lief. Dann hörte ich, wie der Aluminiumschläger metallischhart gegen einen Ball schlug, der sirrend über mir durch die Äste brach. Ich drehte mich gerade noch rechtzeitig um, um Julie einen weiteren Ball in die Luft werfen zu sehen. Wieder zog er den Schläger durch, die Beine breit gespreizt, den Oberkörper sauber nach hinten gedreht, die Handgelenke leicht wegfedernd, als der Schläger auf den Ball traf und ihn in einer geraden weißen Linie direkt auf mein Gesicht zusteuern ließ.
    Als ich die Augen öffnete, sah ich eine dichte schwarze Wolkendecke, die sich vom Horizont im Süden quer über den Himmel bis zu einem seidigen blauen Streifen im Norden erstreckte. Der Regen hatte den warmen Bernsteinton von Whiskey, aber er war lautlos und schlug so trocken wie Blütenblätter in einem Wirbelsturm auf meine Haut.
    Der General saß in der untersten Reihe der Tribüne, ohne Mantel, das Hemd vom Wind gebauscht, das Holster mit dem Zündkappenrevolver lose von der rechten Schulter baumelnd. Auf dem grauen Hut glänzten matt die polierten Messinglettern CSA. Ich konnte Pferde riechen und Kutscher brüllen und ihre Wagen auf der Straße knarren hören. Zwei Soldaten lösten sich aus einer Gruppe an den Eichen, hoben mich auf die Beine und setzten mich neben dem General auf die Holzbank.
    Er zeigte mit seiner Krücke zur ersten Base. Mein Körper lag auf der Seite am Boden, die Pupillen blind nach oben gerollt. Cholo und der Pornodarsteller rannten vom äußeren Rand des Spielfelds in Richtung des Schlagmals, während Julie damit beschäftigt war, den Aluminiumschläger wieder in die Balltasche zu stecken. Aber sie bewegten sich alle in Zeitlupe, wie Kreaturen, die sich aus einer unsichtbaren gelatineartigen Masse zu befreien suchten, die ihre Leiber umfing.
    Der General zog aus seiner Hosentasche eine goldene Uhr von der Dicke eines Buttermilchbiskuits. Er klappte den Deckel hoch, warf einen kurzen Blick auf die Zeiger und drehte sich dann auf der Sitzbank zur Seite und blickte auf die Soldaten, die sich auf der Straße in Reih und Glied aufstellten. Sie schraubten die Bajonette an die Gewehrenden, schoben die Lederbeutel mit den papiernen Zündkappen und Miniékugeln in die Gürtelmitte, banden sich die Provianttaschen und zusammengerollten Decken auf dem Rücken fest, damit nichts ihre Arme behinderte. Ich sah, wie ein Mann zusammengerollte Socken über seinem Herzen in den Mantel steckte. Ein anderer steckte eine Bibel

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