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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Staubsauger vom Boden aufklauben und mit der Wucht eines Luftgewehrschusses dem Mann am dritten Mal zuwerfen.
    In meinem letzten Spiel als Werfer der Highschool-Mannschaft ging ich gegen Abbeville in die zweite Hälfte des neunten Innings, den Sieg schon fast in Händen. Es war ein milder, rosiger Abend, in der Luft der Duft von Blumen und frisch gemähtem Gras. Es waren nur noch drei Wochen bis zum Schulabschluß, und wir alle hatten das Gefühl, als habe uns ein Hauch von Magie umfangen, und der Frühling sei ein Lied, das eigens für uns geschrieben worden war. Unschuld, eine glorreiche Zukunft, das siegesgewisse Aufbrausen in den Lenden, die Bestätigung im Kuß eines Mädchens unter den dunklen Eichen wie eine im Mund zerplatzende Erdbeere – all das war unser.
    Wir verspürten sogar Wohlwollen und Kameradschaft gegenüber Baby Feet. Der unmittelbar bevorstehende Schulabschluß und der Lorbeer einer erfolgreichen Saison schien die Unterschiede unserer Herkunft und unserer Lebensgeschichten weggeschmolzen zu haben.
    Dann schaffte der Werfer der Gegenseite, ein Haudegen, der Ellenbogen, Knie und auch die Spikes seiner Schuhe einsetzte, wenn es sein mußte, als Schläger zwei Bases und rückte in der nächsten Runde zur dritten Base vor. Baby Feet gab das Zeichen zur Auszeit und joggte zum Abwurf. Schweiß floß ihm aus der Kappe, die er mit dem Schirm nach hinten trug. Er machte einen neuen Ball für mich warm.
    »Setz ihn in den Sand. Ich gebe dem Schwanzlutscher seine Chance«, sagte er.
    »Ich weiß nicht, ob das so schlau ist, Feet«, sagte ich.
    »Bis jetzt hab ich die noch alle kleingekriegt, oder? Mach, was ich sag.«
    Beim nächsten Wurf blickte ich kurz zu dem Läufer an der dritten Base, bevor ich den Ball flach neben dem Schläger in den Sand setzte. Baby Feet fing ihn tatsächlich, machte dann eine schnelle Drehung, bei der er wie ein Elefant Staub aufwirbelte, und rannte los nach hinten, als hätte er den Ball verpaßt und müßte hinterher.
    Der Läufer in der dritten Base setzte sich in Bewegung. Doch auf einmal war Baby Feet wieder an der Home plate, die Fängermaske immer noch vor dem Gesicht – der Ball hatte seine Hand ja nie verlassen. Der Läufer merkte, daß er auf die Finte hereingefallen war, und versuchte Baby Feet zu rammen, als er heranrauschte, und streckte im Rutschen einen dornenbewehrten Fuß hoch, in Richtung von Baby Feets Gesicht. Die Spikes knallten gegen die Gesichtsmaske, und Baby Feet klopfte ihm mit dem Ball auf den Kopf, um ihn abzuschlagen. Dann, zu diesem Zeitpunkt bereits völlig unnötig, trat er mit seinen eigenen Spikes fest auf den Knöchel des anderen Jungen und drehte den Schuh.
    Die Spieler auf dem Feld, die Trainer, die Zuschauer auf ihren Sitzen, alle starrten wie benommen zur Home plate. Baby Feet machte in aller Ruhe die Spikes im Sand sauber, kniete sich hin, um einen Schienbeinschützer festzubinden. Sein Gesicht war kühl und unbeteiligt, als er mit zusammengekniffenen Augen auf die Flagge blickte, die hinter dem Spielfeld an einer Metallstange flatterte. Es war nicht schwer, ihn im Holiday Inn zu finden. Er und seine Entourage waren die einzigen Menschen im und am Swimmingpool. Ihre sonnengebräunten Leiber glänzten, als hätten sie sie mit zerlassener Butter eingerieben. Sie trugen eng anliegende Sonnenbrillen, so schwarz wie die eines Blinden, rekelten sich genußvoll in Liegestühlen, die Genitalien scharf abgezeichnet unter der knappen Badekleidung. Andere ließen sich auf Luftmatratzen treiben, an der Seite kleine Halter mit tropischen Drinks, und von ihren Fingern und Zehenspitzen stieg der dunstige Glanz von Sonnenöl in die Luft.
    Eine Frau kam mit ihren zwei Kindern durch die Schiebetür eines Raumes, geleitete sie zum flachen Becken. Dann merkte sie offenkundig, in was für einer Gesellschaft sie sich da befand; sie blickte sich nervös um, als hörte sie das Hohngezwitscher unsichtbarer Vögel, und trat dann flugs den Rückzug in ihr Zimmer an, die Kinder fest an der Hand.
    Julie the Bone hatte sich nicht groß verändert, seit ich ihn vor sieben Jahren zuletzt in New Orleans gesehen hatte. Die Augen, die an schwarze Murmeln erinnerten, lagen ein bißchen tiefer im Gesicht; das wild wuchernde Haar wies graue Stellen auf; aber der mächtige Brustkorb und der Bauch, der so ausladend war wie ein Waschzuber, schienen immer noch die Farbe und Beschaffenheit einer Walfischhaut aufzuweisen. Wenn man die wulstigen Narben unter dem Haar an Schultern

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