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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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und Rücken sah, wo sein Vater ihn geprügelt hatte, die Sehnen und Adern, die sich in seinem Hals ballten, und die weißen Knöchel, die aus seinen gewaltigen Händen herausragten, konnte man den Eindruck bekommen, daß man schon eine Abrißbirne brauchte, aus großer Höhe an einem Stahltau geschwungen, um diesem Mann entsprechend beizukommen, sollte er sich dazu entschließen, seine unmittelbare Umgebung in Schutt und Asche zu legen.
    Er richtete sich auf einem Ellbogen im Liegestuhl auf, schob die Sonnenbrille hoch ins Haar und blinzelte durch die heiße Luft, als ich mich ihm näherte. Neben ihm saßen zwei seiner Männer unter einem Sonnenschirm an einem Glastisch und spielten Karten mit einer Frau mit gebleichtem Haar und so sonnengebräunter Haut, daß sie wie Lagen weichen Leders aussah. Beide Männer legten die Karten weg und standen auf, und einer von ihnen, der aussah, als hätte man ihn aus Ofenstahl geschmiedet, stellte sich mir in den Weg. Sein Haar war orangefarben und grau, die feuchten Locken flachgedrückt auf dem Kopf, und auf seine Handrücken waren Pachuco-Kreuze auftätowiert, Insignien lateinamerikanischer Gangs. Ich öffnete mein Seersucker-Jackett, damit er die Polizeimarke an meinem Gürtel sehen konnte. Aber auf seinem Gesicht machte sich bereits Erkennen breit.
    »Was läuft denn so, Cholo?« sagte ich.
    »Hey, Lieutenant, wie geht’s?« sagte er und drehte sich dann zu Baby Feet. »Hey, Julie, es ist Lieutenant Robicheaux. Vom First District in New Orleans. Du weißt doch noch, als –«
    »Yeah, ich weiß, wer das ist, Cholo«, sagte Baby Feet mit einem Lächeln und nickte mir zu. »Was führt dich her, Dave? Hat jemand einen Baseball in den Pool geworfen?«
    »Ich war nur grad in der Gegend. Hab gehört, du wärst auf eine kurze Stippvisite wieder in der Stadt.«
    »Im Ernst?«
    »Tatsache.«
    »Klar. Du bist beim Friseur gewesen, und irgend jemand sagt, ›Bone ist in der Stadt‹, und da hast du dir gedacht, ›Mensch, toll. Da muß ich dem alten Feet doch glatt mal Hallo sagen.‹«
    »Du bist ein berühmter Mann, Julie. So was spricht sich rum.«
    »Und ich bin nur für eine kurze Stippvisite hier, ja?«
    »Yeah, genauso hört män’s.«
    Seine Augen musterten mich von oben bis unten. Er lächelte vor sich hin und nippte an einem hohen, in eine Serviette gewickelten Glas mit kleingestoßenem Eis, Obststückchen und einem winzigen Papierschirm.
    »Wie ich höre, bist du jetzt Detective für den hiesigen Sheriff.«
    »Immer mal wieder.«
    Er schob einen Stuhl mit dem Fuß in meine Richtung, hob ihn dann hoch und stellte ihn in den Schatten ihm gegenüber. Ich zog mein Jackett aus, legte es gefaltet über den Arm und nahm Platz.
    »Macht ihr euch wegen mir Sorgen, Dave?«
    »Manche Leute in New Iberia halten dich für schwer zu überbieten. Wie viele Männer wären dazu in der Lage, den Nachtclub des eigenen Vaters abzufackeln?«
    Er lachte.
    »Ja, danach ist das Interesse des Alten an Gartenschläuchen schlagartig erloschen«, sagte er.
    »Jeder stattet seiner Heimatstadt hin und wieder einen kleinen Besuch ab. Das ist völlig normal. Deshalb macht sich niemand Sorgen, Julie.« Ich blickte auf seine Augen. Unter den verschwitzten Augenbrauen waren sie so glänzend und funkelnd wie Obsidian.
    Er schüttelte eine Zigarette aus einem Paket auf dem Betonboden und zündete sie an. Er blies Rauch ins Sonnenlicht und ließ seinen Blick über den Pool schweifen.
    »Nur, daß ich bloß ein Durchreisevisum hab, versteh ich dich recht?« sagte er. »Man erwartet von mir, daß ich ein bißchen Geld hierlasse, schön die Hauptstraße meide, meinen Jungs die Order erteile, nicht auf den Bürgersteig zu spucken oder sich im Restaurant die Nase mit der Serviette zu putzen. Hab ich das so richtig umschrieben, Dave?«
    »Es ist eine Kleinstadt mit Kleinstadtproblemen.«
    »Scheiße.« Er holte tief Luft, verdrehte dann den Hals, als sei er steif. »Margot –« sagte er zu der Frau, die unter dem Sonnenschirm Karten spielte. Sie erhob sich von ihrem Stuhl und trat hinter ihn, das schmale Gesicht ausdruckslos unter der Sonnenbrille, um seinen Hals mit den Fingern zu massieren. Er nahm den Mund voll Eis, Orangenscheiben und Kirschen und musterte mein Gesicht, während er kaute.
    »Diese Einstellung geht mir ein bißchen auf den Sack, Dave. Ich bitte dich um Nachsicht«, sagte er und deutete mit den Fingerspitzen auf sein Brustbein. »Aber manchmal scheint es keine Rolle zu spielen, was ein Mann im

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