Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
wie du es wolltest. Ich war mir nicht wirklich sicher, ob es dir ernst ist. Mit mir meine ich. Du konntest deine Meinung geändert haben.«
    »Ich habe dir gesagt, daß ich nicht lüge. Das gefällt mir nicht, Zarabeth. Ich möchte dich heiraten, und dabei bleibt es. Es kann doch nicht schwer sein, ihm zu sagen, was du wünschst, und was geschehen wird. Ich gehe nun in seinen Laden. Ich bin hier, um Geschäfte zu machen, und er ist ebenso ehrlich wie die meisten Kaufleute am Ort. Ich werde mit ihm über beides verhandeln, über meine Pelze und über dich.«
    Sie packte seinen Ärmel, Panik erfüllte sie. »Warte, Magnus, bitte. Du mußt etwas über meinen Stiefvater wissen. Er ist auf jeden Mann eifersüchtig, der mir Beachtung schenkt. Ich weiß nicht warum, aber es macht mir Angst.« Zarabeth rang die Hände, und ihn rührte diese ungemein weibliche Geste.
    Er strich ihr sanft über die Wange. »Mach dir keine Sorgen, Kleines, ich werde mit Olav dem Eitlen sprechen.«
    »Ich bin keineswegs klein.«
    »Für mich bist du klein.« Sein Blick wanderte zu ihren Brüsten. »Ich will dich nackt, Zarabeth, und ich will auf dir liegen. Ich will deine Brüste küssen und mich zwischen deine Schenkel legen. Es macht mich ungeduldig, auf dich zu warten.«
    Ihr stockte der Atem. Sie glaubte, ihn wenigstens ein bißchen verstanden zu haben; dann erschreckte er sie mit solchen Worten, trieb ihr die Röte ins Gesicht mit seiner schamlosen Rede.
    Sie wandte den Kopf, blickte auf die schmutzigen Rinnsale unter ihren Stiefeln. Überall lagen Kothaufen und Abfälle, menschliche und tierische Fäkalien. Die Luft war schwer vom Gestank der Menschen, zu vieler Menschen. Plötzlich fragte sie: »Das Tal, in dem du lebst, Magnus, ist es dort sauber?«
    »Die Luft ist so rein, daß du sie ganz tief in dich einsaugen möchtest. Jedes Jahr kommen mehr Menschen in das Tal, weil das Land fruchtbar ist, und weil viele Menschen für mich arbeiten wollen. Aber es ist immer noch genügend Platz für alle da, und unsere endlosen Wiesen und Felder tragen reiche Ernten. Bei uns gibt es keinen Dreck wie in der Stadt York.«
    Sie schwieg.
    »Eines Tages wirst du mich nach Kiew begleiten. Dort ist die Luft so scharf und rein und kalt, daß es weh tut, wenn du sie einatmest. Dann kommt Regen und Schnee, und man glaubt, Eis und Schnee hören nie wieder auf. Wenn man zu spät im Herbst nach Kiew segelt, kann es passieren, daß man bis zum nächsten Frühjahr dort bleiben muß. Der Fluß friert zu, und man ist die nächsten sechs Monate eingeschlossen.«
    Sie sah ihn an, und in ihren Augen war Hunger. Und er fuhr fort, schwärmte vom Zauber der Städte und Landschaften. »Und die Steppen, Zarabeth, nichts als trockenes, hartes Gras, soweit das Auge reicht, und dann nur karstiges Land, wo nichts wächst, nur endloses, wildes Ödland. In der Steppe können nur wenige Menschen überleben, und sie sind wild und abweisend und kennen keine Gastfreundschaft. Aber um dort zu überleben, muß man so sein.«
    »Du würdest mir wirklich diese Orte zeigen?«
    Er nickte. »Ja. Ich nehme dich mit auf meine Handelsreisen. Aber wenn wir nach Miklagard kommen, muß ich gut auf dich aufpassen. Ich werde dein Haar und dein Gesicht mit einem Schleier bedecken, weil die Männer dich rauben werden wollen wegen deiner roten Haare und grünen Augen. So etwas ist dort unbekannt. Eine solche Frau wollen alle Männer besitzen.«
    »Ich erinnere mich an Irland, an das satte Grün der Bäume und Wiesen. Es regnete dort viel mehr als hier, und die Farben waren klarer, üppiger. Aber es herrschte ständig Krieg, die Wikinger überfielen die Iren und dann wieder kämpften Iren gegen die Wikinger, und es gab viel Leid und Blutvergießen, und es hörte nie auf. Mein Vater starb bei einem solchen Raubüberfall.«
    Sie blickte über den Platz. »Hier ist es friedlich, hier bin ich zur Frau geworden. Es gibt hier viel Interessantes, versteh mich nicht falsch, und ich habe viele Freunde, aber . . .«
    Sie unterbrach, suchte nach Worten, die sie nicht fand, um ihre Gefühle auszudrücken. Sie zuckte die Achseln. »Ich werde närrisch.«
    »Nein, nicht närrisch, in dir ist nur die Sehnsucht der Wikinger nach fremden Ländern, die Sehnsucht, die Welt zu entdecken. Alles, was ich von dir höre, gefällt mir. Sobald wir verheiratet sind, wird das Leben beginnen, das dir gefällt.«
    »Aus deinem Mund klingt alles so einfach, so mühelos. Für mich war das Leben nie mühelos.«
    »Das Leben ist

Weitere Kostenlose Bücher