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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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glänzten. Er spürte, wie sein Geschlecht sich verhärtete. Sie war noch schöner als ihre Mutter. In der Wärme kräuselten sich ein paar leuchtendrote Locken um ihr Gesicht und ihre Stirn. Er wollte sie haben, doch er war nicht dumm und wußte, daß er warten mußte. Ihr zuzusehen, bereitete ihm fast körperliche Schmerzen.
    Sie beugte sich vor und rührte ein würzigduftendes Gericht in einem schweren Eisentopf um. Dann holte sie mit einer Holzschaufel einen frischen Laib Brot aus der Asche und schlug ihn in ein grobes Wolltuch ein, um ihn warm zu halten.
    Er wartete, bis sie ihm das Essen vorgesetzt hatte, wartete, bis sie neben dem Idiotenkind stand, und dann sagte er mit großer Ruhe in der Stimme: »Heute war ein Wikinger namens Magnus Haraldsson bei mir. Er möchte mit mir Handel treiben.«
    Sie hob den Kopf, Erbsen kullerten von ihrem Löffel. »Handel?« fragte sie verständnislos, ein wenig bleicher geworden. »Er wollte mit dir über Handel sprechen?«
    »Ja. Anscheinend hat er Federn, fremdländische Federn, die er dem Volk der Lappen geraubt hat. König Guthrum braucht Federn für Kissen. Vielleicht hast du davon gehört . . .«
    »Federn? Ihr habt über Federn geredet?«
    »Ja, und noch so allerlei.« Sie beugte sich vor, ihre Lippen leicht geöffnet. »Erbesitzt auch Otter- und Biberfelle.«
    Sie starrte ihn an, weiß im Gesicht und stumm. Er lächelte beglückt, nahm einen Löffel von dem Rindfleisch-Eintopf. Dann sagte er beiläufig: »Ach, er erwähnte auch, daß er dich heiraten möchte.«
    Sie lehnte sich zurück und atmete erleichtert auf. »Was hast du ihm gesagt?«
    »Ich sagte ihm, es sei deine Entscheidung.«
    »Aha.«
    »Ich sagte ihm, daß ich mit ihm erst dann über einen Brautpreis sprechen werde, wenn du mir versichert hast, daß du ihn heiraten möchtest. Ist das dein Wunsch, Zarabeth?«
    Sie schwieg, zwei senkrechte Falten bildeten sich auf ihrer Stirn. »Ich kenne ihn erst seit zwei Tagen, Olav. Aber ich habe das Gefühl, als würde ich ihn sehr viel länger kennen. Es mag seltsam klingen, aber er scheint ein guter Mann zu sein, ein starker Mann, und er wird mir ein guter Ehemann sein.«
    »Du redest wie über die Vorzüge eines neuen Umhangs. Er ist ein Mann, Zarabeth, der ohne Zweifel grausam und hart ist, der sich nimmt, was er will, egal was er tun muß, um es zu bekommen.« Seine Stimme war laut geworden. »Du närrisches Frauenzimmer, kennst du diese Sorte nicht? Bist du so berauscht, daß du seine Gewalttätigkeit nicht siehst, seine Rücksichtslosigkeit?«
    Zarabeth spürte, wie Lotti sich neben ihr versteifte, aus Angst vor dem grimmigen Gesicht des Vaters. Sie wandte sich dem Kind zu und sprach leise auf die Kleine ein. »Nein, Liebes, er meint nicht dich. Hier iß von dem Kohl, er ist süß und schmackhaft.« Zarabeth schnitt den Kohl in kleine Stücke und gab Lotti einen Löffel davon in die Hand. Als Lotti sich beruhigt hatte, langsam und versonnen kaute, wandte Zarabeth sich wieder ihrem Stiefvater zu.
    »Du bist von dieser Sorte, Olav. Zumindest war es dein Vater.«
    »Ja, vielleicht, aber ich benutze in meinem Leben meinen Verstand, nicht Schwert und Streitaxt. Ich plündere nicht an König Alfreds Küsten und töte seine Untertanen nicht oder mache sie zu meinen Sklaven.«
    »Das hättest du wohl gern getan.«
    Olav beäugte sie scharf, doch ihre Stimme blieb gleichmütig, ihr Gesicht ohne Ausdruck. »Mag sein, aber darum geht es nicht. Sag mir, daß du warten möchtest, Zarabeth. Du kennst diesen Mann nicht, diesen Magnus Haraldsson. Womöglich ist er ein Räuber, ein Wilder, ein Berserker.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das ist er nicht.«
    »Was ist er dann, dein Wikinger, den du seit zwei ganzen Tagen kennst?«
    Sein Sarkasmus traf sie nicht wirklich. Er war einfach um sie besorgt, weiter nichts. Aber damals war er nicht um Lotti oder um ihre Mutter besorgt, die schöne Mara. Immer wieder hatte er geschworen, vor Zarabeth und allen anderen, er habe die schöne Mara nicht getötet. Aber man hatte sie neben ihrem toten Liebhaber gefunden, mit eingeschlagenem Schädel und blutverklebtem Haar. Zarabeth verdrängte die Erinnerung. Seit dem Tod ihrer Mutter vor drei Jahren war sie Olavs Mündel. Er hatte sie nicht allzu oft ausgescholten, hatte aber auch seiner eigenen kleinen Tochter wenig Zuneigung entgegengebracht. »Er ist ein guter Mensch«, antwortete sie jetzt, »und er wird mir ein guter Ehemann sein. Er sagte, daß ich ihn auf seinen Handelsreisen

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