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Im Schatten der Pineta

Im Schatten der Pineta

Titel: Im Schatten der Pineta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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aufpassen, denn wenn was passiert, sind wir unsere Lizenz los. An dem Abend waren wir allein, weil Renzo nicht da war und Pigi erst später gekommen ist, also mussten wir zu dritt fünfzig durchgeknallte Fans in Schach halten. So was … Alle fünf Minuten tauchte irgendein Vater auf, um sein Töchterchen wegzuzerren, während wir uns in dem Lärm Gehör verschaffen mussten. ›So beruhigen Sie sich doch, Signore‹ – was haben wir auf die eingeredet! Dabei waren wir froh, ein paar von den Nervensägen loszuwerden. Einige haben sogar …«
    Was für eine Flanke, Junge!, dachte Massimo. Genau in die Mitte, sauber und präzise. Danke, jetzt muss ich den Ball nur noch ins Tor schießen!
    »Wirklich? Das kann ich mir vorstellen«, sagte er. Er war die Liebenswürdigkeit in Person. »Nur zu dritt, inmitten dieses Chaos? Eine ganze Stunde lang ausharren und …«
    »Eine Stunde?«, regte sich D. auf. »Zweieinhalb standen wir da draußen! Von Mitternacht bis halb drei. Pigi, der Depp, ist erst nach der Band gekommen, auch wenn er dann mit angepackt hat, aber verdammter Mist, man muss einfach rechtzeitig da sein. Und dann ist er auch noch stinksauer geworden, als wir ihm gesagt haben, dass wir ihn draußen gebraucht hätten, hat herumgebrüllt, dass er drin war, da hab ich ihm gesagt: ›Hast du sie noch alle? Uns in diesem Chaos im Stich zu lassen? Dir hat wohl ein Spatz ins Hirn geschissen!‹ Dabei war er gar nicht drin, stell dir mal vor, er hat ’ne Nummer geschoben, da wett ich drauf. Wäre ja nicht das erste Mal gewesen. Entschuldige, aber da könnte ich mich dermaßen aufregen, und wir sind wie immer die Dummen …«
    »Nein, ist schon in Ordnung, ich verstehe dich ja. Also, wenn ich es richtig verstanden hab, wäre es sinnvoll, wenn eine Bar von vier an geöffnet hätte, richtig?«
    Es entstand eine kleine Pause. Der andere Junge, der bislang noch nicht den Mund aufgemacht hatte, dachte einen Augenblick lang nach, ehe er sagte: »Du meinst deine Bar? Also ich weiß nicht. Vielleicht ist es ja eine gute Idee, aber weißt du, was das Problem ist? Diese Bar ist zu nah dran. Wenn die Leute aus der Disco kommen, setzen sie sich ins Auto und fahren nach Pisa oder Livorno, irgendwohin, wo sie andere Leute aus anderen Clubs treffen. Für die ist deine Bar zu weit ab vom Schuss, wenn du verstehst, was ich meine. Ich kann mich ja auch irren, stimmt’s? Aber im Grunde, also wenn du mich fragst …«
    »Vielleicht hast du recht. Wie auch immer, ich wollte mich halt ein bisschen schlau machen. Ich kenn mich mit Discos nicht besonders gut aus, deswegen … Jedenfalls vielen Dank, dass ihr vorbeigekommen seid.«
    »Brauchst du noch was? Wir geben dir unsere Handynummer, du kannst uns jederzeit anrufen.«
    Typischer Fall von PR, na klar. Man muss seine Verbindungen pflegen. Vielleicht kann der andere mal nützlich sein für einen. Massimo nahm die Visitenkarte, die der Junge ihm reichte, und steckte sie in seine Brieftasche, wobei er bemerkte, dass seine Hände zitterten. Lügengeschichten zu erzählen regte ihn immer ein bisschen auf.

    Massimo ging wieder hinaus, um sich erneut zu Dr. Carli zu setzen, der die ganze Zeit auf ihn gewartet hatte. Kaum hatte er Platz genommen, sagte dieser: »Gut, dann gehe ich jetzt zu Fusco und erzähle ihm von unserem Gespräch. Hoffentlich lässt er sich von mir überzeugen, keine Ahnung, ob es klappt. Aber noch mal: Sie sind sich absolut sicher? Tut mir leid, wenn ich so penetrant bin, aber Sie wissen ja, dass mich diese Angelegenheit nicht nur beruflich, sondern auch persönlich betrifft.«
    »Ich bin mir hundertprozentig sicher.«
    Dr. Carli stand auf, legte sich bedächtig sein leichtes Sommerjackett über den Unterarm und rückte den Stuhl an den Tisch.
    »Dann mach ich mich mal auf den Weg. Nachdem ich mit Fusco gesprochen habe, komme ich noch mal zurück, um zu berichten.«
    »Wenn Sie vorhatten, jetzt gleich zu Fusco zu gehen, ist es besser, Sie setzen sich wieder.«
    »Warum?«
    »Ich muss Ihnen noch etwas Wichtiges sagen.«
    »Dauert es lange?«
    »Schon.«
    Die Jacke wanderte vom Arm auf die Stuhllehne, und Dr. Carli nahm seufzend wieder Platz.

    Während Massimo dem Dottore weitergab, was die Jungs vom Ara Panic ihm erzählt hatten, schwieg dieser. Am Ende wirkte er etwas verblüfft.
    »Also, wenn ich das Ganze nochmals rekapitulieren darf: Bruno kann nicht schuldig sein, weil er erstens« – Dr. Carli streckte den Daumen aus – »zu klein ist und zweitens « – er

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