Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Pineta

Im Schatten der Pineta

Titel: Im Schatten der Pineta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
Vom Netzwerk:
bedeuten, er möge fortfahren – »ergab die Obduktion, dass das Mädchen schwanger war. Seit einigen Wochen.«
    Schweigen. Auch das noch? Na ja, bei dem Lebenswandel – offenbar hat sie’s ja mit einigen getrieben – ist das nicht weiter verwunderlich. Armes Ding, wenn man kein Kind von Traurigkeit ist, dann passieren solche Dinge einfach. Problematisch wird es erst, wenn man sich sicher ist, dass solche Sachen immer nur anderen passieren. Die Bedeutung dessen, was der Dottore soeben gesagt hatte, offenbarte sich ihm erst mit einer Sekunde Verspätung und unterbrach den Blödsinn, der ihm durch den Kopf ging.
    »Und weiß man auch, von wem?«, fragte er.
    Fusco stellte seine Lieblingspose zur Schau, das heißt, er blickte ihn finster an, ehe er sich ein kleines Lächeln gestattete.
    »Natürlich haben wir den genetischen Fingerabdruck des Fötus. Aber um herauszufinden, wer der Vater ist, müssten wir einen Abgleich machen, und um einen Abgleich machen zu können, bräuchten wir eine Probe.« Fusco legte eine Pause ein und verschränkte die Hände ineinander, dann ließ er die Finger abwechselnd auf und ab tanzen, als wollte er den Schattenriss eines Tiers an die Wand werfen. »Eine Blut- oder Zellprobe, die als Beweis vor Gericht Bestand hätte, schließlich kann ich mich ja schlecht als Zigeunerin verkleiden, jemanden auf der Straße anhalten und ihm ein Haar ausreißen, unter dem Vorwand, er habe den bösen Blick. Insbesondere nicht in Anbetracht der Tatsache, dass in diesem Fall die Liste der möglichen Kandidaten ziemlich lang scheint …« Fusco sah den Dottore an, der ihm einen strafenden Blick zuwarf, und wechselte rasch das Thema. »Kurz und gut, so ist die Lage. Wenn Sie Ihre Beobachtung hinsichtlich des Fahrersitzes des grünen Clio zu Protokoll geben und das Gespräch, das Sie mit den beiden Typen von der Disco geführt haben, deren Namen Sie mir bitte freundlicherweise noch verraten wollen, kann ich den Neri (Den Neri?, dachte Massimo. Ach so, den Pigi.) vorladen. Und wenn mir seine Antworten nicht behagen und ich nicht das Gefühl habe, als könnten sie mir jemals behagen, weil er zum Beispiel beharrlich leugnet, das Mädchen jemals gesehen zu haben, behalte ich ihn als Tatverdächtigen da und hole mir die Erlaubnis, seine DNA mit der des Fötus abzugleichen. Und wehe, die Proben stimmen überein, dann Gnade ihm Gott, denn früher oder später werde ich ihn drankriegen.« Der Kommissar trommelte mit den Fingern auf das Fenstersims, dann fragte er Massimo: »Also?«
    »Also sicher. Ich bin bereit. Die beiden Typen heißen Dennis und Davide – dürfte Ihnen nicht schwerfallen, sie zu finden. Und was das Protokoll anbelangt, nur zu.«
    »Perfekt. Wenn der Dottore uns einen Moment lang allein lässt, sind Sie bald wieder entlassen. Ich tippe Ihre Aussage selbst rasch auf der Schreibmaschine.«
    Der Dottore fing Massimos fragenden Blick auf.
    »Agente Pardini hat sich das Handgelenk gebrochen, als er vom Stuhl gefallen ist, wie auch immer er das angestellt hat, und Agente Tonfoni hat ihn ins Santa Chiara nach Pisa begleitet. Wieso lachen Sie?«
    »Ach, nichts Wichtiges, ich musste gerade an etwas denken. Gut, dann fangen wir an.«

    »… in dem Moment, da der Pkw vom Auffindungsort an einen anderen Ort verbracht werden sollte, bemerkte ich, dass der Fahrersitz weit nach hinten geschoben war, sodass jemand von durchschnittlicher Größe unter Beibehaltung der Sitzposition nicht hätte fahren können und auch Enrico Pardini, der Agente, der die Anweisung erhalten hatte, das Fahrzeug zu entfernen – dessen Größe einsachtundachtzig beträgt – sich gezwungen sah, besagten Sitz nach vorn zu verschieben, damit der Genannte den Pkw mühelos an einen anderen Ort manövrieren konnte. Da …« Blablabla. »Okay, ich denke, das genügt«, sagte Fusco.
    »Sicher«, erwiderte Massimo, erstaunt, wie Fusco es fertiggebracht hatte, seine eigene nüchterne, schnörkellose, lineare Aussage in jenes herrlich barocke Satzungetüm zu übersetzen, das allen unverrückbaren Vorschriften des Rechtsitalienisch Genüge tun würde. Auch war ihm nicht entgangen, wie Fusco bei Niederlegung seiner Zeugenaussage mit der Geschicklichkeit eines Alberto Tomba die Torstangen umfahren hatte, die den Kurs seines Verhaltens am fraglichen Morgen markierten, an dem er sich gehörig blamiert hatte. Aber die Hauptsache, dachte Massimo, ist, dass das, was er beobachtet hatte, tatsächlich zu Papier gebracht wurde.
    »Gut, lesen Sie es

Weitere Kostenlose Bücher