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Im Schatten der Pineta

Im Schatten der Pineta

Titel: Im Schatten der Pineta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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streckte den Zeigefinger aus – »woanders war, als passiert ist, was passiert ist. Richtig?«
    »Richtig.«
    »Ferner« – der Mittelfinger wurde gereckt – »muss der Mörder sehr groß sein und Alina gekannt haben und hat kein Alibi für die Zeit zwischen Mitternacht und ein Uhr, als vermutlich der Mord geschah. Auch richtig?«
    »Mehr oder weniger. Er hat auch kein Alibi für die Zeit zwischen vier Uhr dreißig und fünf Uhr morgens, als die Leiche gefunden wurde. Offensichtlich hatte er in dem Zeitraum zwischen dem Mord und dem Moment, da er vier oder fünf Stunden später die Leiche versteckt hat, etwas anderes zu tun. Fusco hat Ihnen doch erzählt, dass die Leiche noch nicht im Müllcontainer lag, als Okay um halb fünf darin nach Essbarem stöberte, oder?«
    »Ja, das hat er.« Der Dottore sah Massimo einen Augenblick lang an, dann deutete er ein halbherziges Nicken an und lächelte. »Sie sind ein echter Glückspilz, hm?«
    Massimo nickte langsam und lächelte ebenfalls. Eine Weile schwiegen beide, dann ergriff Dr. Carli wieder das Wort.
    »Scheint also, als hätten wir den Schuldigen gefunden.«
    Das war keine Frage.
    »Ich bin mir noch nicht ganz sicher, weder kenne ich ein Motiv, noch habe ich einen Beweis.« Massimo stand auf und rückte den Stuhl an den Tisch heran. »Aber offen gesagt …«
    »Gut, dann mach ich mich jetzt mal auf den Weg zu Fusco.«
    »Einen schönen Tag noch.«

    In der Bar traf Massimo auf die frohgemute Rentnerbande, die sich, ausgenommen Aldo, vor dem Fernseher versammelt hatte und sich vor Lachen bog. Auf dem Bildschirm war ein Kartenleger zu sehen, der wie die Schauspielerin Moria Orfei geschminkt war und in genervtem Tonfall lamentierte: »Hast du endlich verstanden? Schau, mein Kind, die Karten sprechen eine klare Sprache, und, entschuldige bitte, wenn ich dir das so unverblümt sage, er kann nicht mal deine Nähe ertragen, verstehst du? Also ich an deiner Stelle würde mit dem keine Zeit mehr verschwenden, das rat ich dir von ganzem Herzen. Die Karten sind da ganz eindeutig, meine Hübsche. Ah, und sieh mal hier … – Wie bitte? – Was, und jetzt? Und jetzt suchst du dir eben einen anderen! Ich bin Wahrsager und nicht etwa deine Mutter! Ich sag dir nur, wie die Dinge liegen. Ob’s dir passt oder nicht, das ist deine Sache. Jedenfalls steht in den Karten klipp und klar, dass er dich nicht mal mit der Beißzange anfassen würde, verstehst du? – Regie, würdet ihr bitte so freundlich sein und mich von diesem Telefonat befreien? Ohhh! Was muss ich mir nicht alles anhören! – Aber Ofelio, was soll ich bloß machen? – Du sollst endlich aufwaaaaachen! Ja, du bist hässlich, in Ordnung, ich hab’s verstanden. Es gibt gegen alles ein Mittelchen. Schlimmstenfalls kaufst du dir ein hübsches Fass und stülpst es dir über und steckst dir ein Periskop auf den Kopf, bevor du das Haus verlässt. Aber wenn du allen dermaßen auf die Eier gehst wie mir, wirst du nie deinen Adam finden, stimmt’s, Süße? Nicht mal die Schnabeltiere wollen so eine. Ich entschuldige mich bei den Zuschauern vor den Bildschirmen, aber hin und wieder muss man auch mal Dampf ablassen.«
    »Ich kann mir vorstellen, wie du Dampf ablässt«, meinte Ampelio kichernd.
    »Aber wirklich …«, fügte Pilade in seiner gewohnt gelassenen Art hinzu. »Verflucht, was ist das für ein Arschficker …«
    »Und du, Rimediotti, hast du nichts dazu zu sagen?«, fragte Massimo mit eisiger Stimme.
    »Ach, Massimo, jetzt sei doch nicht so, reg dich doch nicht gleich auf.«
    »Genau, es reicht schon, wie der sich aufregt, schau nur«, sagte Ampelio mit halb geöffnetem Mund und deutete auf den Bildschirm.
    »Also, ich habe mich wohl nicht klar genug ausgedrückt. Ihr seid hier in einer Bar, nicht bei euch zu Hause. Es besteht die Möglichkeit, dass ihr jemandem auf den Wecker geht. Außer mir, meine ich. Und da dieses Lokal zufälligerweise mir gehört, könnte diese Tatsache gewisse Konsequenzen haben.«
    Ampelio brummte etwas, was sich anhörte wie »… schwieriger Mensch, der …«, und Massimo machte sich wieder am Geschirrspüler zu schaffen. Während er sich über das Monstrum beugte, hörte er jemanden hereinkommen, und sofort ertönte Aldos fröhliche Stimme: »Hallo, alle zusammen, ob schön oder hässlich. Was seht ihr euch denn an?«
    »Eine Sendung über Astrologie und Wahrsagerei«, sagte Pilade, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
    »Nicht schlecht«, sagte Aldo und starrte ebenfalls auf den

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