Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Schlange

Im Schatten der Schlange

Titel: Im Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
Kolosses, in dem sich mehrere kleine Kammern befanden. Alle waren durch steinerne Türen verschlossen.
    »Hier lagern meine Vorräte, meine Schätze, meine Geheimnisse«, erklärte er, aber er war nicht bereit, sie einen Blick hineinwerfen zu lassen. Nur eine der Türen öffnete er. Sie führte in eine leere Kammer.
    »Wir werden Eure Gefangenen hier einschließen, hoher Herr. Es ist besser, sie in sicherem Gewahrsam zu wissen.«
    O’Braenn war nicht angetan von dieser Wendung der Dinge, aber er hatte keine überzeugenden Argumente dagegen, so stimmte er mit einem Kopfnicken zu und beobachtete mit gemischten Gefühlen, wie seine Männer Nottr und seine Lorvaner in den Raum brachten.
    »Ich will sie in guter Verfassung vor Donahin bringen«, sagte O’Braenn, als sich die Steintür schloß.
    »Sie werden zu essen und zu trinken kriegen«, versicherte der Priester. Als er sah, daß O’Braenn vier seiner Männer zur Bewachung des Raumes einteilte, sagte er rasch: »Du brauchst sie nicht bewachen lassen. Es gibt keinen sichereren Ort in ganz Caer…«
    O’Braenn schüttelte den Kopf. »Das schulde ich ihnen.«
    Barynnen wußte die Antwort nicht zu entkräften, um so mehr, als ihm nicht ganz klar war, was der Caer-Führer damit meinte. Aber es komplizierte seine Pläne, wenn O’Braenn überall seine Wachen herumstehen ließ. Zum erstenmal fiel ihm die Gestalt in Umhang und Kapuze an O’Braenns Seite auf. Der war kein Caer. Sein Gesicht war seltsam dunkel und verschwommen, aber das mochte an dem unsteten Licht im Korridor liegen.
    »Dieser Mann ist nicht Euer Gefangener?« fragte er.
    »Nein, er ist mein Berater.«
    »In welchen Dingen?«
    »Er weiß Wunden und Seelen zu heilen und die Gestirne zu deuten.«
    »Ein Heiler und Sterndeuter also. Er hat ein dunkles Gesicht…«
    »Er ist ein schwarzhäutiger Mann aus dem tiefen Süden. Als ich ihn fand, war er Sklave auf einem ugalienischen Schloß, das wir plünderten. Er war meine Beute, die beste, die ich je gemacht habe.«
    Barynnen nickte. »Weise gehandelt, hoher Herr. Weisheit ist die größte Beute, die wir finden können. Wie ist sein Name?«
    »Thon«, antwortete O’Braenn, ohne zu zögern.
    »Ich hoffe, Ihr werdet mir erlauben, Thon eingehend zu befragen. Im Süden sind die Menschen den Göttern näher als wir. Sie mögen von Geheimnissen Kenntnis haben…«
    Thonensen hatte sich während dieser Unterhaltung nicht geregt. Er stand im Schatten der Wand. Jetzt sagte er rasch: »Ich tausche gern Wissen aus, Priester.«
    Erneut kletterten sie Treppen hoch. Diesmal war der Weg nach oben nur kurz, dann erreichten sie einen größeren Raum, in dem sie alle an einer langen, halbkreisförmigen Steintafel Platz fanden.
    »Das ist mein Audienzraum«, erklärte der Priester und fügte lächelnd hinzu: »Für meine menschlichen Gäste.«
    Es war ein gewöhnlicher Raum. Der Steinboden war mit Fellen und Teppichen belegt, daß die Stiefel der Caer kaum einen Laut verursachten. An den Wänden hingen Vorhänge von der Decke herab bis zum Boden. Es waren Stoffe von tiefem Blau und Rot aus den einst weit im Land berühmten Webereien von Darain.
    Die freundliche Helligkeit kam von einer spitz ausladenden Terrasse her, deren Geländer aus großen Zähnen bestand. Sie wußten nun, daß sie sich im Kopf des Kolosses befinden mußten. Die zahnbewehrte Öffnung war der abscheuliche Fischrachen, den sie vom Boden aus gesehen hatten.
    »Nehmt Platz, meine hohen Gäste!« bat der Priester. Er klatschte in die Hände. Türen öffneten sich, und junge Mädchen und Männer trugen dampfende Schüsseln und voll beladene Tablette herein, und der Duft von gebratenem und gesottenem Fleisch betäubte den Verstand der Caer. Es war, als ob die lange Steintafel sich biegen wollte unter der Last der Köstlichkeiten.

5.
    Urgat fluchte lauthals, als sich die Tür hinter ihnen schloß.
    »Wir waren Narren, auf diesen Plan einzugehen!«
    »Ja, vielleicht«, stimmte Nottr zu. »Aber anders wäre es uns nicht besser ergangen. Wir hätten viele im Kampf verloren und wären alle Gefangene des Priesters, und in Elvinon wüßte man jetzt bereits, was wir vorhaben.«
    »Aber sie hätten mir lebend nicht die Waffen abgenommen.«
    »Wir haben Waffen, Freund. Meine Klinge. Calutts Weisheit. Und einen Alptraumritter, den wir befragen können. Besser gerüstet waren Gefangene noch niemals zuvor.« Er grinste. »Wir sollten uns keine Sorgen machen, außer darüber, ob sie uns zu Essen bringen.«
    »Es ist eine

Weitere Kostenlose Bücher