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Im Schatten der Schlange

Im Schatten der Schlange

Titel: Im Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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– ein Eindruck, den der hohle Klang der Stimmen noch verstärkte.
    Tageslicht fiel durch kleine Schlitze in den Wänden.
    Es war kalt.
    Die Caer traten voller Unbehagen ein. Ihre Fäuste waren um die Knäufe ihrer Klingen geklammert. Alles war so unwirklich, als hätten sie keinen Boden unter den Füßen und keinen Himmel mehr über dem Kopf. Die Kälte drang bis tief in die Knochen.
    Die Männer murrten, doch das Murren verstummte, als die Steintür sich schloß. Es klang wie der Stein einer Gruft.
    Einige der Caer reagierten instinktiv. Sie drängten sich zwischen Barynnen und seine Dämonensklaven und hielten ihm ein halbes Dutzend Schwerter an den Hals, von dem sie wußten, daß es der wundeste Punkt der Teufelspriester war.
    Die Dämonisierten griffen sofort an, aber Barynnen rief etwas, und das Handgemenge endete.
    »Öffne die Tür wieder!« befahl einer der Caer. »Und laß sie offen!«
    »Oder willst du, daß wir hier zu Tode frieren?« Es klang grimmig.
    »Es scheint, du bist an die Falschen geraten, Priester«, stellte O’Braenn fest und machte keine Anstalten, einzugreifen.
    »Ihr Narren!«, keuchte der Priester. »Meine Diener würden euch zerreißen…!«
    »Du würdest es nicht mehr erleben.«
    »Ihr denkt, ein Schwert genügt, mich zu töten?« fragte er höhnisch. Sein Hohn schwand unter ihren entschlossenen Mienen. »Wir sollten unser kleines Fest nicht solcherart beginnen.« Er gab einer seiner Kreaturen den Befehl, die Tür zu öffnen.
    Als sie knirschend aufglitt, ging ein Raunen durch die Reihen der Caer, das Erleichterung oder Genugtuung sein mochte.
    O’Braenn befahl seinen Männern, den Priester freizugeben.
    »Du mußt vorsichtigen Männern vergeben«, sagte er. »In diesen Zeiten, in denen selbst die Götter der Finsternis nicht sicher sind, ist ein rascher Griff zur Klinge oft die einzige Art und Weise zu überleben.«
    Der Priester nickte, aber er konnte seine Wut nur schwer verbergen.
    »Sag uns, was es mit dieser Kälte auf sich hat. Sie läßt das Blut erstarren. Wir werden auf deine großzügige Einladung verzichten müssen, wenn…«
    »Hoher Herr, dies ist ein heiliger Ort… der Altar, an dem wir Tarthuum anbeten. Diese Kälte, die Ihr so bitter findet, ist ein wenig der Kälte, wie sie am Himmel die Sterne umhüllt in jenen leeren Räumen, in denen Tarthuum zu Hause ist. Wenn wir seine Kreaturen beschwören, sollen sie hier nicht die fäulnisschwangere Wärme des Lebens vorfinden. Sie sollen sich hier nicht fremd fühlen, versteht Ihr, hoher Herr?«
    O’Braenn nickte langsam. »Du hast die Finsternis hier eingeschlossen?«
    »Ein wenig davon«, erklärte der Priester eifrig, während die Männer unruhig standen und sich durch Bewegen der Arme und Beine zu wärmen versuchten. »Aber vergebt mir, hoher Herr. Dies ist nicht der Ort, an dem wir unser kleines Fest begehen werden. Wenn Eure Krieger sich bezähmen wollten…«
    »Das werden sie. Wie ich sagte, sie sind nur vorsichtig. Sie haben gelernt, erst zu handeln und dann zu fragen. Ich glaube nicht, daß sie noch einmal umlernen werden.«
    Barynnen überhörte die leise Drohung geflissentlich. Er schritt voran auf eine Tür zu, die in einen kleinen Nebenraum führte. Die Caer und ihre Gefangenen folgten rasch, denn die Kälte wurde mit jedem Atemzug unerträglicher. Lediglich Barynnens dämonisierten Schergen schien sie nichts auszumachen.
    Der kleine Nebenraum war hell von vielen Schlitzen, durch die Sonnenlicht fiel. Auch die Kälte schwand augenblicklich. Es war kühl, wie immer in steinernen Mauern, aber nicht mehr kalt.
    Eine Treppe wand sich in engen Spiralen hoch.
    »Wir sind jetzt im linken Arm Tarthuums«, erklärte der Priester. »Die Stiege führt hinauf bis in den Köpf, wo ich über Aescylas steinernen Leib wache und von wo aus ich an klaren Tagen den silbernen Streifen der Straße der Nebel sehen kann. Ich vermag selbst den fliegenden Spähern aus Elvinon Nachrichten zu entlocken. Eines Tages werde ich Seine Würdigkeit, Ondhin, von meinen überlegenen Fähigkeiten überzeugen. Er wird kommen und sehen, was ich geschaffen habe… eines Tages wird er es sehen…«
    Er begann die Stufen hochzusteigen. O’Braenn und die Seinen folgten dichtauf.
    Es war ein langer, schwindelerregender Aufstieg. Die Treppe besaß kein Geländer, nichts, um sich festzuhalten. Die Männer gingen schweigend und genossen das Gefühl der langsam aus ihrem Mark entweichenden Kälte.
    Schließlich erreichten sie ein Stockwerk im Innern des

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