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Im Schatten der Schlange

Im Schatten der Schlange

Titel: Im Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Die Jäger waren erfolgreicher als erwartet, und es gab viel frisches Fleisch.
    Die Lorvaner hielten ihre Augen auf Calutts Geheiß nach Opiskraut offen, und sie fanden eine ergiebige Stelle während der Mittagsrast.
    Einmal, am Nachmittag, vermeinten sie in der Ferne Menschen zu erkennen, aber wer immer sie waren, sie wichen ihnen aus.
    Urgat und seine Gefährten beobachteten während des ganzen Weges ihre neuen Begleiter mit Mißtrauen und Unbehagen, immer in der Erwartung, von ihnen wieder bestürmt zu werden und die fremden Geister noch einmal im eigenen Fleisch dulden zu müssen. Aber als sich am Abend trotz der wachsenden Entfernung vom Gebiet der Schlange keine Veränderung an ihren Körpern zeigte, stellte sich bei den Lorvanern Beruhigung ein. Mit der gleichen Besorgnis hatte Barynnen seine Joise immer wieder beobachtet. Aber auch sie blieb unverändert.
    Dilvoog wich nicht von Tryggas Seite. Er hatte die empfindlichsten Sinne für die dunklen Kräfte. Ihm schien, als wäre das ganze Land bereits bedeckt von einem unsichtbaren Mantel von Finsternis, der die Wirklichkeit immer mehr erstickte.
    O’Braenn grübelte über sein Heer nach, das auf dem Weg nach Akinlay war. Er war voller Unruhe. Würden O’Cardwell und seine Unterführer mit solch trügerischen Gefahren fertig werden?
    Sie tranken Opisbrühe im Nachtlager – stark verdünnt. Sie aßen, wie seit vielen Tagen nicht mehr. Sie wußten alle, daß der kommende Tag eine Entscheidung bringen würde, denn sie würden die Tore Elvinons erreichen. Der Tod mochte auf sie alle warten oder Schrecklicheres. Und weil die Zukunft so ungewiß war, waren die Gedanken der meisten in dieser Nacht in Erinnerungen verloren.
    Calutt dachte nicht ohne Wehmut an die verlorene Horde. Nottr hatte Lella in seinen Armen, aber seine Gedanken waren bei Olinga und den Wölfen und bei seinem Jungen. Thonensen träumte von dem blühenden Ugalien, dessen erster Magier er einst gewesen war. Und Dilvoog lernte ein wenig mehr über die Liebe.

7.
    Am Morgen schwebten die Späher tiefer als zuvor und kreisten lange über ihnen. Schließlich verschwanden sie nordwärts.
    O’Braenn blickte ihnen stirnrunzelnd nach. »Es würde mich wundern, wenn sie uns nicht bald eine Eskorte schickten. Es wird ihnen nicht entgangen sein, daß wir einen Priester bei uns haben. Sie werden eine Weile herumrätseln, wer es sein könnte. O’Crym, du spielst diese Rolle nicht zum erstenmal, und das Gewand steht dir ausgezeichnet. Jetzt hast du eine wirkliche Bewährungsprobe vor dir. Wie hieß der Priester, den du in deinem Tempel so würdig vertreten hast?«
    Barynnen wurde bleich bei dem Gedanken, vor die Priester Elvinons treten zu müssen. Es würde ihm nicht erspart bleiben. Er hatte auch früher damit gerechnet, bevor diese Caer und die Barbaren gekommen waren. Deshalb hatte er versucht, diesen verdammten Dämon zu beschwören und von dem Priester so viel wie möglich zu lernen, um gewappnet zu sein. Mit einem Dämon an der Hand hätte er ihnen sagen können: Seht her, ich bin einer von euch! Mir gehorcht die Finsternis. Akzeptiert mich, oder laßt es sein. Aber bekriegt nicht einen Freund der Dämonen!
    Und die gefangenen Barbarenführer und der in Ungnade gefallene O’Braenn wären ein überzeugendes Geschenk an die hohen Herrn Elvinons gewesen, um seine Loyalität zu unterstreichen. Da hatte er noch nicht gewußt, daß sie nur ein Spiel mit ihm trieben – daß die Barbaren nicht die Gefangenen der Caer waren, sondern ihre Verbündeten.
    Und dann war alles zwischen seinen Fingern zerronnen wie Sand. Mit leeren Händen kam er nun nach Elvinon. Das Schicksal hatte ihn auf die Seite der Feinde der Finsternis geworfen. Er würde an ihrer Seite kämpfen, solange das Schicksal es wollte. Er war immer vom Schicksal geschleudert worden und hatte aus seinem Geschick immer das Beste gemacht. Aber nun fühlte er eine Hilflosigkeit wie niemals zuvor. Er gestand sich ungern ein, daß seine Sympathien O’Braenn und seinen Gefährten galten, die diesen Kampf gegen die hereinbrechende Nacht der Welt so gegen alle Vernunft aufnahmen. Seine Sympathien hatten noch nie dem offensichtlichen Verlierer gegolten – sie hatten ausschließlich ihm selber gegolten.
    Aber dies war eine wundersame Schar, wie es keine zweite geben mochte auf der Welt. Ihr Mut war gepaart mit Wissen und Erfahrungen. Und sie besaßen ungeheuerliche Verbündete. Krieger aus einer anderen Zeit; selbst der Tod schien auf ihrer Seite zu

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