Im Schatten der Vergeltung
ihn unverzüglich bei der Wache abzuliefern. Nun, bisher habe ich es nicht getan. Ich gedenke es auch nicht zu tun, bevor ich nicht den Namen des Dritten erfahren habe.«
Innerlich zitternd harrte Maureen seiner Antwort. Was, wenn er auf das Angebot nicht einging? Würde sie es wirklich übers Herz bringen, Foster aufs Schafott zu schicken? Es hatte sie Tage der Überredungskunst und Diplomatie gekostet, den Prinzen zu überzeugen, bei seinem Vater ein gutes Wort für Foster einzulegen. Sie wollte nicht, dass er starb, denn dann wären ihre Hände mit Blut befleckt. Maureen schüttelte sich unmerklich. Die Kälte der Zelle drang durch ihre Kleidung, und gleichzeitig fror sie auch von innen heraus. Foster musste einfach darauf eingehen! Mein Güte, er musste doch an seinem Leben hängen, schließlich tat das jeder Mensch.
Foster erkannte unter ihrer kalten Schale den Zwiespalt der Gefühle, in dem sie sich befand. Obwohl er über ihre Intrige entsetzt war, wusste er, dass sie kein schlechter Mensch war. Leben! Ein verlockender Gedanke! Was würde ein Leben außerhalb Englands für ihn bedeuten? Ohne jegliche Mittel, bettelarm, würde er von Land zu Land ziehen. Energisch schüttelte er den Kopf.
»Ich bin Engländer, in England geboren und meinem König treu ergeben. Wenn König George das Vertrauen in mich verloren hat, so ist es mir unmöglich, mein Leben als verbannter Verräter zu fristen. Nein, dann ist es besser, schnell zu sterben.«
Er konnte hören, wie sie tief durchatmete.
»Du glaubst nicht, Foster, dass man in jeder Situation überleben kann. Auch ich werde nie wieder nach Cornwall, wo ich die glücklichste Zeit meines Lebens verbracht habe, zurückkehren können.« Kaum waren die Worte ausgesprochen, erkannte Maureen, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
»Du kommst also aus Cornwall?«, sagte Foster auch schon. »Hast du denn keine Angst, wenn du mich am Leben lässt, ich könnte irgendwann aus der Verbannung zurückkommen und mich an dir rächen?«
»Nein, denn meine Spur wirst du niemals finden. Das Land ist groß. Wie bereits gesagt, werde ich niemals nach Cornwall zurückkehren. Auch daran trägst du die Schuld.« Ihr ausgestreckter Zeigefinger bohrte sich schmerzhaft in sein Brustbein. »Ich kann meine Tochter niemals wiedersehen, denn für sie bin ich tot! Mein Mann hat diesen Weg gewählt, um unser Kind standesgemäß zu verheiraten.«
Foster durchzuckte ein Schauer. Blitzartig tauchte eine neue Erinnerung auf. Es war an dem Musikabend gewesen, als sie sich eingehend nach der Familie Trenance erkundigt hatte. Sie hatte erstaunlich gut über die Verhältnisse Bescheid gewusst, und sein Freund hatte ihm letztes Jahr geschrieben, dass seine Nachbarin in Schottland gestorben war ... Nein, das war zu unwahrscheinlich! Solche Zufälle gab es nicht. Und doch, es könnte stimmen, eines passte zum anderen. Er beschloss, einen Versuch zu wagen.
»Ist denn für deine Tochter bereits ein geeigneter Ehemann in Aussicht?«, fragte er, bemüht, sich seine gespannte Erregung nicht anmerken zu lassen. »Verzeih mir meine Neugierde, immerhin besteht ja die Möglichkeit, dass es sich um meine Enkelin handelt.«
»Sie ist mit dem Sohn des Nachbarn so gut wie verlobt. Da du freiwillig den Weg in den Tod wählst, kann ich es dir ja jetzt sagen.«
Grübelnd rieb Foster sich die Nase, dann hob er langsam den Kopf und sagte: »Also gut, wenn dein Angebot noch gilt, nehme ich es an. Meine Freilassung gegen den Namen des dritten Mannes.«
Erleichterung huschte über Maureens Gesicht. Foster war sich nun nahezu sicher, dass es sich bei Lady St. Cleer um Maureen Trenance handelte. Sie hatte sich eine neue Identität zugelegt, um sich an ihm, Murdoch und dem dritten Mann zu rächen. Er würde sich aber hüten, sich etwas anmerken lassen. Dann würde er eben in die Verbannung gehen. Vielleicht könnte er eines Tages tatsächlich zurückkehren. Foster dachte nicht an späte Rache, denn das, was er ihr mitzuteilen hatte, würde sie von selbst zerstören. Sie würde zerrissen werden zwischen ihrer Liebe zu der Tochter und ihrem Pflichtgefühl.
»Sag mir den Namen!«, forderte sie bestimmt.
»Erst, wenn du das Dokument der Wache übergeben hast!«
Sie standen sich wie zwei Kampfhähne gegenüber.
»Du bist nicht in der Situation zu feilschen.«
»Vielleicht bist du wirklich meine Tochter«, sagte er. »Und weißt du was? Ich wäre trotz allem stolz darauf.«
Maureen wandte sich ruckartig ab. Nein, dieser
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