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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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diesem Alptraum ein Ende bereiten? »Aber er war noch schrecklich jung. Er hat es nur getan, weil er hinter Murdoch … hinter uns beiden … nicht zurückstehen wollte. Wir haben ihn mehr oder weniger dazu gezwungen.«
    Maureen schnaubte empört.
    »Einen Mann dazu gezwungen, ein Mädchen zu vergewaltigen? Wenn es nicht so verabscheuungswürdig wäre, könnte ich beinahe darüber lachen. Er trägt den gleichen Anteil der Schuld wie Murdoch und du.«
    Erleichtert stellte Foster fest, wie sich ihr Griff lockerte. Langsam wich er zurück, bis er die kalte Mauer in seinem Rücken spüren konnte.
    »Er war noch ein halbes Kind ...«, wiederholte er.
    »Er hat meine Mutter ebenso geschändet, folglich wird er seine Strafe ebenso erhalten. Also, wie ist sein Name? Und wo kann ich ihn finden?«
    In Fosters Gehirn arbeitete es fieberhaft. Sein Tod war beschlossene Sache, nur noch eine Frage von wenigen Minuten. Diese Frau, inzwischen war er sich sicher, ihr wirklicher Name lautete gewiss nicht Lady Sybil St. Cleer, war zu allem fähig. Anscheinend hatte sie mit Murdochs Tod etwas zu tun, was ihn nicht überraschte, wenn er daran dachte, wie geschickt sie ihn, Foster, als Hochverräter in Misskredit gebracht hatte. Ein wenig konnte er ihre Beweggründe sogar verstehen. Foster hatte seit Jahren nicht mehr an den Vorfall in Schottland gedacht. In Kriegszeiten kam es immer wieder zu Vergewaltigungen, nie hätte er gedacht, eines Tages dem Ergebnis dieser Nacht gegenüber zu stehen. Offenbar hatte sich Sybil, oder wie immer sie hieß, zum Ziel gesetzt, sich an den Verantwortlichen zu rächen. Es ist ihr gelungen, dachte Foster bitter, denn bald würde er ebenso tot wie Murdoch sein. Einen Trumpf hatte er noch, denn sie wusste den Namen des Jungen nicht. Dafür kannte er ihn! Nicht nur den Namen, er wusste auch, wo er lebte, denn der Kontakt zwischen ihnen war niemals abgebrochen.
    »Wie kannst du auch nur einen Moment glauben, ich würde dir den Namen des Mannes nennen? Warum sollte ich das tun? Damit du auch sein Leben zerstörst? Nein, von mir erfährst du kein Wort. Zwei Opfer sind genug.«
    Maureen legte den Kopf schräg, und tat, als würde sie scharf nachdenken. Nun kam es darauf an, keinen Fehler zu machen.
    »Vielleicht habe ich gute Argumente, die dich überzeugen können?«
    Seiner Kehle entschlüpfte ein heiseres Lachen.
    »Ich wüsste nicht welche. Bevor die Sonne untergeht, werde ich tot sein. Was hättest du mir noch anzubieten? Du solltest dich besser um dein eigenes Seelenheil kümmern. Dadurch, dass du Vergeltung forderst, machst du die Sache auch nicht ungeschehen. Wir befanden uns damals im Krieg, da gibt es immer unschuldige Opfer. Das war immer so und wird sich niemals ändern.« Befriedigt erkannte er, wie sie ihre Hände zornig zu Fäusten ballte.
    »Nein, ich kann nichts ungeschehen machen, das stimmt, aber weißt du überhaupt, was das alles für mich bedeutet hat? Für meine Familie bin ich tot! Meine Tochter, mein einziges Kind, glaubt, meine Knochen liegen in einem dunklen Grab in Schottland. Ich habe kein Zuhause mehr, keine Freunde, niemanden. Dafür werdet ihr büßen. Alle drei!«
    Foster erkannte das Feuer in ihren Augen, er würde ihr aber den Namen des Dritten nicht verraten.
    Maureen fand ihre Fassung wieder. Ruhig und bestimmt sagte sie:
    »Du weißt von meiner Freundschaft mit dem Prinzen, bei der Königin stehe ich ebenfalls hoch im Kurs. Ich kann dir daher folgendes Angebot unterbreiten: Den Namen gegen dein Leben.«
    »Mein Leben?«
    Sie nickte. »Es ist mir gelungen, mit Hilfe des Prinzen und Königin Charlotte den König zu überzeugen, dich lebenslang aus England zu verbannen. Der diesbezügliche Befehl befindet sich in meinem Besitz.«
    Foster konnte spüren, wie sie darauf wartete, er würde jetzt in Begeisterungsstürme oder sogar Freudentränen ausbrechen, aber diesen Gefallen würde er ihr nicht tun.
    »Und das soll ich dir glauben? Der König wird einer Frau das dementsprechende Dokument, sollte es denn wirklich existieren, kaum aushändigen. Man hätte schon längst durch einen Boten den zuständigen Wachsoldaten des Towers informiert.«
    »Nun, man hat es. Sei versichert, genauso ist verfahren worden. Nur ist der zuständige Bote ein armer Kerl, der mir sehr zugetan ist. Gut, ich gebe zu, wohl mehr meiner Börse als meiner Person. Gegen ein entsprechendes Entgelt war er schnell bereit, mir den Befehl auszuhändigen. Selbstverständlich habe ich ihm hoch und heilig versprochen,

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