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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Verbrecher würde in ihr kein Mitleid erwecken. Sie hämmerte gegen die Tür. Die kleine Klappe wurde sogleich öffnete, und Maureen forderte den Wärter auf, den obersten wachhabenden Offizier zu holen.
    »Ich habe eine Nachricht vom König für ihn.«
    Bange Minuten, in denen Foster und Maureen sich schweigend anstarrten, vergingen, dann sagte er: »Du willst das Risiko wirklich eingehen, mich laufen zu lassen?«
    Sie zuckte scheinbar gleichgültig mit den Schultern.
    »Vielleicht bin ich etwas sentimental, es besteht aber zu einem Drittel die Möglichkeit, dass du mein Vater bist.«
    »Oder Clifford Murdoch.«
    »Nein!« Zornig stampfte Maureen mit dem Fuß auf. »Er auf keinen Fall! Eigentlich ist es mir auch egal. Du wirst England verlassen und niemals wieder zurückkehren.«
    An ihren geröteten und erhitzen Wangen erkannte Foster, dass es ihr keineswegs gleichgültig war. Bevor er etwas erwidern konnte, trat der oberste Wachoffizier in die Zelle. Kommentarlos übergab ihm Maureen ein Schreiben, das sie bisher in einer Tasche ihres Rockes verborgen gehalten hatte. Der Offizier brach umständlich das königliche Siegel und las laut vor:
    Willard Foster ist mit einer Eskorte von zwölf Soldaten unverzüglich an die Küste nach Dover und von dort aus auf das erste Schiff, das England verlässt, zu bringen. Sollte er jemals wieder seinen Fuß auf britischen Boden setzen, so gilt er als vogelfrei, und jedem sei es erlaubt, ihn auf der Stelle zu töten.
    Der Offizier räusperte sich und rollte das Dokument wieder zusammen.
    »Das sind klare Anweisungen. Dann also los, Sir.«
    »Moment!«, rief Maureen und griff nach Fosters Ärmel. »Den Namen!«
    Willard Foster lächelte. Durch seine jahrelange Erfahrung in der Politik verstand er es meisterhaft, nach außen kühl und beherrscht zu wirken, obwohl in seinem Inneren ein Orkan tobte.
    »Der Zufall will es, dass ich einen Brief dieses Mannes bei mir trage.« Er griff in die Innenseite seines Rockes und zog ein zerknittertes Blatt Papier hervor. »Er schreibt, in Bälde wird sein Sohn eine junge, vermögende Erbin ehelichen. Der Brief ist aus dem letzten Herbst, aber lies selbst.«
    Gespannt beobachtete Foster, wie Maureen schnell nach dem Brief griff. Ihre Augen huschten über die Zeilen, wobei sich ihre Gesichtsfarbe in ein gräuliches Weiß verwandelte.
    »Nein!«, stöhnte sie und griff sich an die Brust.
    Foster verneigte sich ironisch.
    »Du hast deinen Teil der Abmachung erfüllt. Sei versichert, ich halte mich an die Wahrheit. Bei dem Absender des Briefes handelt es sich um den Jungen, nach dem du auf der Suche bist, nur dass er jetzt natürlich ein Mann ist. Ein Mann, den du nur zu gut kennst, nicht wahr?« Er wandte sich der Wache zu. »Gehen wir.«
    Als Foster hinter sich ein Plumpsen hörte, sah er über die Schulter zurück. Maureen war ohnmächtig zu Boden gesunken. Er verzog die Mundwinkel. Das war nicht sein Problem, irgendjemand würde sich schon um sie kümmern. Nein, er hatte keinen Verrat an seinem Freund begangen, denn sie würde ihn nicht aufsuchen können. Aber der Gedanke, wer es war, würde sie für den Rest ihres Lebens begleiten und niemals zur Ruhe kommen lassen. Diese Tatsache gab ihm nur wenig Befriedigung, würde ihm aber helfen, die ungewisse Zukunft ertragen zu können. Dann verließ er hoch erhobenen Hauptes die Zelle, um in die Verbannung zu gehen.
    D er Nachtwächter rief die zweite Stunde aus. In Londons Straßen war alles ruhig, hier und da grölte ein Betrunkener und kicherte eine Hure. Von alledem hörte Maureen im Palast nichts. Schnell, jedoch ohne Hast, packte sie eine Tasche. Ohne Bedauern ließ Maureen die meisten ihrer kostbaren Kleider im Schrank zurück. Ebenso wie ihren Schmuck, die Schönheitspflästerchen und die Perücken. Sie würde nicht viel brauchen. Wichtig war jetzt nur, so schnell wie möglich zu ihrem nächsten Ziel aufzubrechen. Jeder Tag, ja, jede Stunde zählte.
    Sie schloss gerade die Lederschnalle der Reisetasche, das einzige Gepäckstück, das sie mitnehmen wollte, als die Tür aufgerissen wurde und Monja hereingestürmt kam.
    »Mylady, Ihr müsst fort! Auf der Stelle!«, rief sie und wirkte so aufgelöst, wie Maureen sie nie zuvor erlebt hatte.
    Das hatte ich gerade vor, dachte Maureen grimmig. Sie hatte allerdings nicht geplant, jemanden von ihrer Abreise zu informieren, auch die Zofe nicht, obwohl Monja ihr immer treu gedient hatte.
    Überrascht und zugleich erleichtert sah Monja auf das

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