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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Augen in der Dunkelheit nicht sehen, spürte aber ihr Nicken.
    »Selbstverständlich, Mylady!«
    »Ich werde vielleicht Dinge von dir verlangen, die du nicht verstehen wirst. Du musst mir aber, ohne Fragen zu stellen, gehorchen. Bedingungslos! Dafür bezahle ich dir das Doppelte, was du im Palast bekommen hast.«
    »Ja, Mylady. Ich tue alles, was Ihr wünscht.«
    »Dann gib mir aus der Tasche den Herrenrock und die Hose. Ich muss mich für die Reise umkleiden.«

18. Kapitel
    Fowey, Cornwall, März 1782
    D er Nebel waberte in dichten Schwaden über das Land und ließ die Bäume und Sträucher wie gespenstische Schatten wirken. Die Reisenden hatten es längst aufgegeben, aus dem Fenster der Kutsche zu schauen, von der Landschaft war ohnehin nichts zu erkennen, so dass sie nicht wussten, wo sie sich befanden. In den Ecken zusammengekauert hingen der Mann und die junge Frau ihren Gedanken nach, die sich in völlig unterschiedliche Richtungen bewegten. Endlich erklang der lang ersehnte Ruf vom Kutschbock: »Wir sind am Ziel!«
    Sie hielten vor einem zweistöckigen, weiß getünchten, von vier kleineren Nebengebäuden umgebenen Haus. Über der Eichentür hing ein bunt bemaltes Blechschild mit dem eindrucksvollen Namen Naughty Cross. Unartiges Kreuz, dachte der Kutscher, was für eine seltsame Bezeichnung für ein Gasthaus. Während der vergangenen sechstägigen Fahrt hatte er sich aber über so einiges gewundert. Er war für die Fahrt jedoch sehr gut bezahlt worden, daher hatte er keine Fragen gestellt und das ungleiche Paar auf dem schnellsten Wege nach Cornwall gebracht. Das Gasthaus mit dem strohgedeckten Dach machte einen ordentlichen und sauberen Eindruck. Der Kutscher tippe an die Krempe seines Hutes.
    »Ich kümmere mich um die Pferde, Sir, und bringe dann Ihr Gepäck rein.«
    Der Herr, der aus der Kutsche stieg, nickte dem Kutscher, ohne den Blick zu heben, zu, dann half er seiner Begleitung, einer jungen, hageren Frau, aus dem Gefährt. Die beiden verständigten sich mit einem kurzen Blick und betraten die Gaststube. Hier war alles in hellen Farben gehalten, die Steinplatten auf dem Boden makellos sauber, ebenso wie die Schürze des Wirtes, der dienstbeflissen aus dem hinteren Raum in die Gaststube eilte.
    »Einen schönen guten Abend, die Herrschaften. Was für ein scheußliches Wetter! Man sieht ja seine eigene Hand nicht vor Augen. Nur gut, dass Sie es vor Einbruch der Dunkelheit geschafft haben, unsere Unterkunft zu erreichen.«
    Es herrschte nicht viel Betrieb in dem Gasthof, der Schankraum war bis auf einen alten Mann, der gedankenverloren in einer Ecke saß und stumm in seinen Bierkrug starrte, leer.
    Der Herr nickte stumm, und die junge Dame ergriff das Wort: »Mein Mann und ich hätten gerne Ihr bestes Zimmer. Da wir für längere Zeit in der Gegend verweilen werden, möchten wir das Zimmer gleich für einen Monat mieten. Wir bezahlen selbstverständlich im Voraus.«
    Der Wirt schnappte hörbar nach Luft, seine eng stehenden Augen glänzten vor Freude. Dem Tonfall und der schlichten Kleidung der jungen Frau nach handelte es sich um Angehörige des Kaufmannsstands, obwohl sie recht wohlhabend sein mussten, um ein Gastzimmer für mehrere Wochen zu mieten. Blitzschnell rechnete der Wirt den zu erwartenden Gewinn aus, und er lächelte dienstbeflissen.
    »Sicher, sicher.« Seine Worte wurden von einem nachhaltigen Nicken unterstrichen. »Ich führe Sie sofort in Ihr Zimmer, es wird Ihnen bestimmt zusagen. Ihr Diener bringt das Gepäck nach?«
    Die junge Frau nickte. »Er kann die Nacht im Stall verbringen und reist morgen wieder ab.«
    »Hm ...«, murmelte der Wirt und musterte neugierig den Herrn, der nach wie vor den Kopf gesenkt hielt und noch kein Wort gesprochen hatte. Er war größer als seine Frau und von schlanker Statur. Die junge Dame bemerkte den fragenden Blick des Wirtes und erklärte: »Mein Mann darf leider nicht sprechen. Er erholt sich von einer gefährlichen Halsentzündung und muss seine Stimme schonen. Aus diesem Grund sind wir nach Cornwall gekommen, der Arzt meinte, das hiesige Klima würde die Heilung fördern. Übrigens, unsere Namen sind Mister und Misses Markham.«
    Der Wirt sah den Herrn betroffen an.
    »Das tut mir aufrichtig leid. Sie werden sehen, dass Ihr Gatte in unserem milden Klima recht schnell genesen wird. Sobald sich der grässliche Nebel verzieht, werden Sie erkennen, dass der Frühling bereits eingezogen ist, der in Cornwall früher als anderswo im Land kommt. Mein Name

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