Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Autorität der Krone zu untergraben«, fuhr Serai mit hartem Blick fort. »Doch muss man es richtig anstellen, wenn man etwas erreichen will.«
    Angesichts von Serais Entschlossenheit unterdrückte Isana endlich ihre Wut und Bitterkeit. Ihr Leben lang hatte sie Erfahrung darin gesammelt, dem Einfluss der Gefühle zu widerstehen, die sie bei anderen spürte, und das verhalf ihr zu einem kleinen Vorteil, nun, da sie ihre eigenen für sich behalten sollte. »Du hast Recht. Ich weiß gar nicht, was in mich gefahren ist.«
    Die Kurtisane nickte, und in ihre Augen kehrte nun das Lächeln zurück, das ihr Mund die ganze Zeit gezeigt hatte. »Bei den Elementaren, jetzt sieh nur, was du angerichtet hast. Ich habe dich mit körperlicher Gewalt bedroht, Schätzchen. Als ob eine richtige Dame jemals zu solchen Mitteln greifen würde! Ich fühle mich wie ein wildes Tier.«
    »Verzeih bitte«, sagte Isana.
    Serai tätschelte ihren Arm. »Glücklicherweise bin ich die großzügigste und nachsichtigste Frau im ganzen Reich. Ich vergebe dir.« Sie rümpfte die Nase. »Eines Tages.«
    »Mit wem können wir uns denn in der Zwischenzeit unterhalten?«, fragte Isana.
    Serai spitzte nachdenklich die Lippen. »Fangen wir mit Fürstin Placida an. Sie ist die Chronistin der Dianischen Liga, und ihr Gemahl hat es sich zum Prinzip gemacht, sich von Kalare oder Aquitania fernzuhalten.«
    »Dann unterstützt er die Krone?«, fragte Isana.
    Serai runzelte die Stirn. »Nun, das auch wieder nicht. Aber er zahlt seine Steuern ohne zu jammern, und er und seine Söhne haben ihren Dienst in den Schildmauerlegionen von Antillus geleistet. Er würde für das Reich in den Kampf ziehen, aber vor allem ist ihm daran gelegen, sein Land möglichst ungestört zu regieren. Solange man ihm das nicht nimmt, dürfte ihm ziemlich gleichgültig sein, wer der nächste Erste Fürst wird.«

    »Diese politischen Ränke werde ich niemals begreifen. Warum sollte er uns helfen?«
    »Würde er vermutlich nicht aus eigenem Antrieb«, meinte Serai. »Aber vielleicht seine Frau. Ich vermute, die Dianische Liga ist sehr interessiert daran, dich schnellstmöglich kennen zu lernen.«
    »Du willst sagen, sie möchten schnellstmöglich erreichen, dass ich in ihrer Schuld stehe«, meinte Isana trocken.
    »Mir scheint, du begreifst die Wege der Politik doch ganz gut«, erwiderte Serai mit funkelnden Augen und führte Isana hinüber zu Fürstin Placida.
    Die Gemahlin von Fürst Placida war eine außergewöhnlich große Frau mit dünnem, ernstem Gesicht und schweren Lidern über braunen Augen, die einen überdurchschnittlichen Verstand verrieten. Sie trug die Farbe des Herrscherhauses von Placida, ein tiefes Smaragdgrün, das nur aus einer Pflanze aus dem Hochgebirge bei Placida gewonnen werden konnte. Ihr Goldschmuck war mit Smaragden und Amethysten ergänzt, Stücke von schlichter, aber eindrucksvoller Eleganz. Dem Aussehen nach musste sie Mitte zwanzig sein, obwohl ihr braunes Haar wie bei Isana bereits mit erstem Silbergrau durchsetzt war. Die Haare trug sie in einem Netz, das bis zum Halsansatz reichte, und sie roch nach Rosenöl.
    »Serai«, grüßte sie und lächelte die Kurtisane an. Ihre Stimme klang überraschend hell und süß. Sie kam ihnen entgegen und streckte die Hände aus, die Serai, ebenfalls lächelnd, ergriff. »Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    Serai neigte respektvoll den Kopf. »Danke, Hoheit. Und wie geht es dem werten fürstlichen Gemahl, wenn ich fragen darf?«
    Fürstin Placida verdrehte ein wenig die Augen und erwiderte trocken: »Er fühlt sich nicht recht wohl und wollte deshalb lieber auf die heutigen Festlichkeiten verzichten. Ohne Zweifel liegt etwas in der Luft.«
    »Ohne Zweifel, gewiss«, antwortete Serai ernst. »Wenn ich so
aufdringlich sein darf, würdest du ihm meine besten Wünsche für eine baldige Genesung ausrichten?«
    »Gern doch«, sagte die Hohe Fürstin. Sie wandte sich Isana zu und lächelte höflich. »Und du bist nicht zufällig Isana von Calderon?«
    Isana verneigte sich ebenfalls. »Wenn du gestattest, Hoheit, einfach nur Isana.«
    Fürstin Placida zog eine Augenbraue hoch und betrachtete Isana eindringlich. »Nein, Wehrhöferin. Ich fürchte, da muss ich widersprechen. Von allen Frauen des Reiches bist du diejenige, die ihren Ehrentitel am meisten verdient. Du hast etwas erreicht, was bisher allen anderen Frauen in der Geschichte Aleras verwehrt blieb. Du hast dir deinen Rang und deinen Titel verdient, ohne auf

Weitere Kostenlose Bücher