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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Brencis.
    Er hatte keine Zeit, sich über Taktik Gedanken zu machen. Dieser Kampf war zu hässlich, zu gewalttätig, zu brutal. Brencis bekam eine freie Hand an Tavis Hals, drückte zu und wollte ihm den Kehlkopf mit seiner elementarverstärkten Kraft zerquetschen. Doch Tavi konterte, indem er Brencis die Zähne in den Unterarm grub und so heftig zubiss, dass sich sein Mund mit Blut füllte. Brencis schrie. Tavi schlug auf den anderen Jungen ein. Er ließ die Fäuste wie Hämmer niedergehen, während Brencis vergeblich versuchte, in diesem Ringkampf sein Schwert zum Einsatz zu bringen.
    Nun brüllte auch Tavi, und da Angst und Wut seine Kräfte verdoppelten, wich er nicht zurück. Brencis wollte davonkrabbeln, aber Tavi packte seinen Zopf und ließ den Kopf des Gegners mehrmals auf den Stein krachen. Wieder und wieder schmetterte er Brencis’ Gesicht auf das Pflaster und legte sein ganzes Gewicht hinein, bis der Körper unter ihm plötzlich erschlaffte und sich nicht mehr regte.
    In dem Moment traf ihn ein Hammer am Kopf und schleuderte ihn von Brencis.
    Er landete benommen auf dem Boden, unfähig, noch klar zu
sehen. Während er sich mit dröhnendem Kopf gegen die aufsteigende Übelkeit wehrte, sah er aus dem Nebel einen Mann auftauchen, der in Grün und Grau gekleidet war. Der Hohe Fürst Kalare. Der Mann starrte ihn verächtlich an, dann trat er zu Brencis und stieß seinen Sohn mit der Stiefelspitze an.
    »Steh auf«, sagte Kalare bitter. Er war außer sich vor Zorn. Hinter ihm sah Tavi die armseligen Gestalten von Varien und Renzo, die sich gegenseitig stützen mussten.
    Brencis regte sich, hob langsam den Kopf und richtete sich auf. Sein Gesicht war eine blutige, zerschnittene Masse. Der Mund stand ihm offen, und Tavi sah abgebrochene Zahnstümpfe.
    »Du bist so erbärmlich«, sagte Kalare. Ihm war weder Mitgefühl für seinen Sohn noch Sorge anzumerken. »Du hattest sie schon erledigt. Und dann hast du dich von dieser kleinen … Missgeburt überwältigen lassen.«
    Brencis wollte antworten, brachte jedoch nur ein Grunzen zustande.
    »Dafür gibt es keine Entschuldigung«, schnauzte Kalare. »Ganz und gar keine.« Er blickte die beiden Jungen hinten in der Gasse an. »Niemand darf je erfahren, dass dich dieser Paganus besiegt hat. Niemand. Diese Demütigung muss für immer in dieser Gasse bleiben.«
    Tavi schlug das Herz bis zum Hals. Max atmete zwar noch, bewegte sich jedoch nicht, und er lag in einer Lache aus seinem eigenen Blut am Boden. Er wollte aufstehen, aber es fiel ihm schon schwer genug, seine Übelkeit zu beherrschen, damit er sich nicht übergab. Der Hohe Fürst Kalare würde ihn töten. Hilflos beobachtete er, wie Kalare eine Hand hob und die Erde um ihn herum zu beben begann.
    Dann, plötzlich, wurde die winzige Straße von Licht durchflutet, einem blendenden goldenen Schein, der den Nebel vertrieb, als wäre die Sonne selbst nach Alera Imperia gekommen. Das Licht schmerzte Tavi in den Augen, und er hob die Hand schützend vors Gesicht.

    Placida Aria, Hohe Fürstin von Placida, stand am anderen Ende der Gasse, in ihrem Gefolge eine halbe Zenturie Civis-Legionares. Sie hatte einen der schlanken Arme gehoben und hielt ihn parallel zum Boden. Darauf hockte die Gestalt eines Jagdfalkens, der aus reinstem, goldenen Feuer bestand. Das Licht erhellte die Gasse bis in den letzten Winkel.
    »Hoheit«, sagte Fürstin Placida. Ihre Stimme hallte hell und klar wie eine silberne Trompete durch den Abend. »Was geht hier vor?«
    Augenblicklich ließ das Beben des Bodens nach. Kalare starrte Tavi noch einen Moment ausdruckslos an, ehe er sich der Fürstin Placida und den Legionares zuwandte. »Ein Überfall, Hoheit. Antillar Maximus hat meinen Sohn und seine Gefährten aus der Akademie angegriffen und schwer verletzt.«
    Fürstin Placida kniff die Augen zusammen. »Tatsächlich?« Ihr Blick schweifte von Kalare zu den Jungen auf der Straße, zu Brencis, Renzo und Varien. »Und du warst Zeuge dieses Überfalls?«
    »Zumindest das Ende habe ich mit erlebt«, stellte Kalare fest. »Sie hatten die Schwerter gezogen. Antillar hat versucht, meinen Sohn zu ermorden, nachdem er die anderen Jungen übel verprügelt hatte. Mein Sohn und seine Freunde können das bestätigen.«
    »N-nein«, stammelte Tavi. »So war es nicht.«
    »Bursche«, fauchte Kalare ihn an. »Misch dich nicht in Angelegenheiten von Cives. Schweig!«
    »Nein! Du hast nicht …« Plötzlich blieb Tavi die Luft im Hals stecken und erstickte seine

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