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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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seinen Sturz, und die Welt begann vor seinen Augen zu kreisen, während Brencis das Schwert zum tödlichen Hieb in die Höhe riss.
    Eigentlich gelang es Tavi nur mit Hilfe seines Instinkts, aus dem Weg zu taumeln, als die Klinge hernieder fuhr. Er spürte einen heißen Schmerz am linken Arm und stach mit dem Dolch nach Brencis’ Schwerthand, aber der größere Junge konnte diesem Stoß mit verächtlicher Leichtigkeit ausweichen. Dann hob Brencis die Hand, und mit einer Drehung aus dem Handgelenk weckte er eine Windbö, die Tavi zu Boden warf. Der Junge aus Calderon
wurde durch die Gasse gewirbelt wie Laub, bis zur Wand an deren Ende. Wieder kämpfte er sich auf die Beine hoch, doch erneut drückte ihn der Wind an die Mauer, wo sich plötzlich hässliche, missgestaltete Hände aus dem Stein schoben und ihn an Armen und Beinen packten.
    Brencis stolzierte auf Tavi zu und starrte ihn selbstgefällig an. Er steckte den Dolch in die Scheide und versetzte Tavi eine Ohrfeige und dann einen zweiten Schlag mit der Rückseite der Hand. Die Hiebe trafen wie Faustschläge, und Tavis Sichtfeld verengte sich, bis er nur mehr den Schemen von Kalarus Brencis Minoris sah.
    »Du bist dümmer, als der Senat erlaubt. Glaubst du wirklich, du kannst mich ständig beleidigen und herausfordern? Und das auch noch überleben? Du bist ein Nichts, Tavi. Ein Niemand. Kein Wirker, nicht einmal ein Civis. Nur das verhätschelte Schoßhündchen eines senilen alten Mannes.« Brencis drückte ihm die Schwertspitze an die Wange. Tavi spürte, wie ihm das Blut bis zum Kinn rann. Brencis blickte ihn unverwandt an. Die Augen des jungen Adligen waren … eigenartig. Die Pupillen wirkten zu groß, und auf seinem Gesicht glänzte Schweiß. Der Atem stank nach Wein.
    Tavi schluckte und rang um klare Gedanken. »Brencis«, erwiderte er ruhig. »Du bist betrunken. Und im Rausch. Du hast doch noch etwas anderes genommen und hast dich nicht mehr unter Kontrolle.«
    Darauf folgten zwei weitere, verächtliche Maulschellen. »Ich fürchte, da bin ich nicht ganz deiner Meinung.«
    Tavi kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit und Übelkeit an. »Brencis, denk doch mal kurz nach. Wenn du …«
    Diesmal donnerte Brencis’ Faust Tavi in den Bauch, und obwohl der Junge gerade noch rechtzeitig die Muskeln anspannen und ausatmen konnte, um den Hieb abzumildern, traf ihn der Schlag mit einer Wucht, wie Tavi sie noch nie erlebt hatte. Einen Moment lang bekam er keine Luft mehr.

    »Sag mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe!«, brüllte Brencis, aschfahl vor Wut. »Du machst, was ich sage. Und du stirbst sogar, wenn ich es sage.« Er leckte sich die Lippen und packte sein Schwert fester. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe.«
    Irgendwo im Nebel hinter Brencis sirrte ein Schwert, das aus der Scheide gezogen wurde.
    »Witzig«, sagte Max und trat, die Klinge des Legionare in der Hand, aus dem Dunst. »Genau das Gleiche habe ich auch gerade gedacht.«
    Brencis erstarrte, blickte über die Schulter, nahm die Schwertspitze jedoch nicht von Tavis Wange.
    »Lass ihn in Ruhe, Brencis«, verlangte Max.
    Brencis verzog höhnisch den Mund. »Der Bastard. Nein, Antillar. Du verschwindest. Und zwar sofort, sonst bring ich deinen kleinen Paganus-Freund um.«
    »Hast du nicht soeben gesagt, du würdest ihn sowieso umbringen?«, fragte Max. »Für wie dumm hältst du mich eigentlich?«
    »Hau ab!«, schrie Brencis. »Ich bringe ihn um. Auf der Stelle.«
    »Das glaube ich gern«, meinte Max gleichgültig. »Aber dann werde ich dich umbringen. Du weißt das. Ich weiß das. Denk mal scharf nach, Brencis. Und dann verschwinde.«
    Brencis begann am ganzen Leib zu zittern und blickte immer wieder zwischen Tavi und Max hin und her. In den blutunterlaufenen, geweiteten Augen funkelte ein verzweifeltes, fremdartiges Feuer. Plötzlich kniff Brencis sie zusammen.
    »Max«, schrie Tavi, in dem verzweifelten Versuch, seinen Freund zu warnen.
    Im gleichen Augenblick wandte sich Brencis von Tavi ab und streckte die Hand aus; wie ein Sturm, unvermittelt und verheerend, rauschte Feuer durch die schmale Gasse und fuhr heulend auf Max zu.
    Eine Sekunde lang konnte Tavi nichts sehen, doch dann zeigte sich in den Flammen ein dunkler Schemen, der sich niedergekauert
hatte und mit einem Arm die Augen abschirmte. Plötzlich erlosch das Feuer. Max hockte auf einem Knie, hielt jedoch die Waffe noch in der Hand. Die Schwertspitze glühte rot wie eine Kirsche, und an

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