Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Zeigefinger an seinen Helm. »Ich habe dich im Hof gesehen. Das war keine schlechte Arbeit für eine … äh …«
    »Frau?«, half Amara trocken aus.

    Giraldi schnaubte. »Eine Zivilistin«, erklärte er kühl.
    Bernard lachend schallend.
    »Wo sind die Überlebenden?«, erkundigte sich Amara.
    Bernard deutete mit dem Kopf in einen abgedunkelten Bereich in der Mitte der Halle, wo die meisten Feldbetten und Bänke standen. »Sie schlafen.«
    »Die Männer?«
    Bernard zeigte hinüber zu den schweren Wannen, die auf den Kopf gestellt waren und trockneten. »Die Heiler haben alle Verwundeten, die noch in der Lage waren zu stehen, so weit wiederhergestellt, dass sie kämpfen können, aber ohne Harmonus war es uns nicht möglich, die Männer, die schwer verkrüppelt wurden, wieder auf die Beine zu bringen. Zu viele gebrochene Knochen, zu wenig Wasserwirker. Und manche waren so schwer verwundet …« Bernard schüttelte den Kopf.
    »Haben wir noch weitere Männer verloren?«
    Er nickte. »Vier. Für sie konnten wir nichts mehr tun - und zwei der drei Heiler, die überlebt haben, waren ebenfalls verletzt. Daher konnten sie den anderen nur bedingt helfen. Zu viel Arbeit für zu wenige Hände.«
    »Die Ritter?«
    »Ruhen sich aus«, meinte Bernard und deutete erneut auf die Feldbetten. »Sie sollen sich so schnell wie möglich von den Anstrengungen des Morgens erholen.«
    Giraldi schnaubte leise. »Ach, Bernard, du hast doch nur Spaß daran, die Fußsoldaten arbeiten zu lassen und von ihrer wohlverdienten Ruhe abzuhalten.«
    »Eigentlich hast du Recht«, sagte Bernard ernst. »Und diesmal konnte ich glücklicherweise beides unter einen Hut bringen.«
    Amara grinste unwillkürlich. »Zenturio«, sagte sie, »ich frage mich, ob du mir wohl etwas zu essen holen könntest.«
    »Selbstverständlich, Exzellenz.« Giraldi schlug die Faust auf den Brustpanzer und eilte zu der nächstgelegenen Feuerstelle, wo auf einem Tisch Vorräte ausgebreitet waren.

    Bernard schaute dem Zenturio hinterher. Amara verschränkte die Arme, lehnte sich an den Türrahmen und sah hinaus in den schauerlichen Hof, der unpassenderweise von der hellen Nachmittagssonne beschienen wurde. Der Anblick genügte, um einen Wirbelsturm aus Angst und Wut und Schuldgefühlen zu entfachen, und Amara schloss kurz die Augen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. »Was sollen wir jetzt machen, Bernard?«
    Der große Mann runzelte die Stirn, und Amara sah ihn forschend an. Bernard wirkte müde und gehetzt. In seiner Stimme schwangen ebenfalls Schuldgefühle mit. »Ich weiß nicht genau«, sagte er schließlich. »Wir sind gerade erst damit fertig geworden, den Wehrhof zu sichern und die Verwundeten zu versorgen.«
    Amara blickte an ihm vorbei in den Hof. Die Legionares hatten die Gefallenen zusammengetragen, an den Außenmauern abgelegt und mit ihren Umhängen verhüllt. Krähen flatterten umher, manche pickten an den zugedeckten Leichen, doch die meisten fanden genug menschliche Körperteile, die zu klein waren, um eingesammelt zu werden.
    Sie legte Bernard die Hand auf den Arm. »Sie haben die Risiken gekannt«, sagte sie leise.
    »Und sie haben sich auf eine anständige Führung verlassen«, erwiderte Bernard.
    »Niemand hätte es vorhersehen können, Bernard. Dafür darfst du dir nicht die Schuld geben.«
    »Darf ich durchaus«, erwiderte Bernard ruhig. »Und das gilt genauso für Fürst Riva und für Seine Majestät. Ich hätte vorsichtiger sein müssen. Und auf Verstärkung warten sollen.«
    »Wir hatten keine Zeit«, sagte Amara. Sie fasste ihn beschwichtigend am Handgelenk. »Und wir haben immer noch nicht mehr Zeit, falls Doroga Recht hat. Wir müssen entscheiden, wie wir weiter vorgehen.«
    »Selbst auf die Gefahr hin, die falsche Entscheidung zu treffen?«, fragte Bernard. »Selbst, wenn es das Leben weiterer Männer fordert?«

    Amara holte tief Luft und antwortete ruhig: »Ja. Selbst, wenn sie bis zum letzten Mann sterben müssen. Selbst, wenn ich mein eigenes Leben opfern muss. Zwischen hier und Riva gibt es zehntausende von Wehrhöfen. Wenn diese Vord sich so rasch ausbreiten, wie Doroga glaubt, dann liegt das Leben der Wehrhof-Bewohner in unseren Händen. Was wir in den nächsten Stunden tun, könnte sie retten.«
    »Oder ihnen den Tod bringen«, entgegnete Bernard.
    »Sollen wir etwa untätig herumsitzen?«, fragte Amara. »Da können wir uns ebenso gut gleich selbst die Kehle durchschneiden.«
    Bernard blickte sie kurz an und schloss die Augen.

Weitere Kostenlose Bücher