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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Krone hier. Gaius schuldet ihr Schutz in der Stunde der Not.«
    Killian lächelte halb. »Zu Lasten des Reiches?«
    Tavi holte tief Luft. »Maestro. Wenn der Erste Fürst und wir als seine Gefolgsleute nicht mehr in der Lage sind, die Menschen des Reiches vor Schaden zu bewahren, sollten wir vielleicht unsere Stellung räumen.«
    Miles knurrte: »Tavi. Das ist Hochverrat.«
    Doch Tavi schob trotzig das Kinn vor. »Es ist keineswegs Hochverrat, Ritter Miles, es ist die Wahrheit. Die mir nicht gefällt, die mich nicht glücklich macht und die mir ganz und gar nicht behagt. Aber es ist schlicht und einfach die einzige Wahrheit.« Ganz ruhig blickte er Miles in die Augen. »Ich stehe zum Ersten Fürsten, Ritter Miles. Er ist mein Mentor, und ich werde ihn unterstützen, was auch geschehen mag. Aber wenn wir den Verpflichtungen seines Amtes nicht mehr nachkommen, wie könnte es dann gerechtfertigt sein, an seiner Macht festzuhalten?«

    Schweigen folgte.
    Einen Augenblick lang saß Killian ganz still da. Schließlich sagte er leise: »Tavi, moralisch gesehen hat du vollkommen Recht. Ethisch gesehen ebenfalls. Doch wenn wir dem Ersten Fürsten bestmöglich dienen wollen, müssen wir eben diese schwierige Entscheidung treffen. Gleichgültig, wie grausam sie dir erscheinen mag.« Er ließ Tavi ein wenig Zeit, damit er diese Worte verdauen konnte, und wandte dann den Kopf hilfesuchend in Miles’ Richtung. »Hauptmann?«
    Miles war verstummt. Er lehnte an der Wand, betrachtete Tavi und spitzte die Lippen. Mit dem Daumen trommelte er langsam auf den Schwertknauf.
    Tavi wich dem Blick des alten Soldaten nicht aus.
    Schließlich seufzte Miles. »Killian, der Junge hat Recht. Unsere Pflicht verlangt in dieser Stunde von uns, so zu handeln, wie es der Erste Fürst wünschen würde - und es geht nicht in erster Linie darum, seine politischen Interessen zu wahren. Gaius hätte Isana nicht im Stich gelassen, nachdem er sie hergebeten hat. Aus diesem Grund schulden wir es sowohl dem Ersten Fürsten als auch der Wehrhöferin, sie zu beschützen.«
    Killians Lippen zitterten leicht, als er sie aufeinanderpresste. »Miles«, sagte er, und in seiner Stimme schwang ein leises Flehen mit.
    »Das würde Gaius wollen«, meinte Miles ungerührt. »Manche Dinge sind wichtig, Killian. Manche Dinge darf man nicht aufgeben, sonst zerstört man das, was wir und unsere Vorfahren vor uns aufgebaut haben.«
    »Diese Entscheidung dürfen wir nicht aufgrund von Gefühlen treffen«, sagte Killian. Seine Stimme klang heiser. »Zu viel hängt von uns ab.«
    Tavi hob den Kopf und starrte Killian an, denn nun dämmerte es ihm. »Du warst sein Freund. Du warst ein Freund von Ritter Nedus.«
    Killian antwortete ruhig, sanft und nüchtern. »Wir haben gemeinsam
in der Legion gedient. Und wir sind gleichzeitig in die Fürstliche Wache eingetreten. Vierundsechzig Jahre lang waren wir Freunde.« Killians Stimme blieb von den Tränen, die ihm aus den blinden Augen rannen, unberührt. »Ich wusste, sie würde in die Hauptstadt kommen, und nach Stand der Dinge hielt ich den Palast für nicht sicher genug. Nedus war für den Schutz deiner Tante zuständig, weil ich ihm vertraut habe. Ich habe ihn darum gebeten. Jetzt ist er tot, weil ich ihn in Gefahr gebracht habe. Aber das alles ändert nichts an unserer Pflicht.«
    Tavi starrte ihn an. »Du hast gewusst, dass meine Tante hier und möglicherweise in Gefahr ist?«
    »Deshalb habe ich Nedus eingesetzt, damit er ihr seine Gastfreundschaft anbietet«, erwiderte Killian gereizt. »Sie sollte in seinem Haus bleiben, bis wir diese Krise gemeistert hätten. Dort wäre sie in Sicherheit gewesen. Ich habe keine Ahnung, aus welchem Grund sie die Villa verlassen hat - oder weshalb Nedus das zuließ. Wahrscheinlich hat er versucht, mich zu erreichen, aber …« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht begriffen, was los war. Ich habe es nicht durchschaut.«
    »Wenn er nun guten Grund hatte, das Risiko einzugehen?«, fragte Tavi leise. »Weil es ihm die Sache wert war?«
    Killian schüttelte den Kopf und antwortete nicht.
    »Der Junge hat Recht«, sagte Miles. »Er war früher Angehöriger der Fürstlichen Wache, und er war nicht dumm. Ich hatte ihn als Patriserus der Klinge. Rari auch. Wenn jemand um das Risiko wusste, das für die Wehrhöferin bestand, dann er. Und wenn er es eingegangen ist, dann sicherlich nur, weil es notwendig war.«
    »Meint ihr, ich wüsste das nicht?«, fragte Killian leise. »Aber wenn wir uns dadurch

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