Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
die Augen eigenhändig ausstechen, als sich auf deren Seite zu stellen.«
    Killian atmete tief aus. »Gut, gut, Tavi. Bitte Ehren und Gaelle um Hilfe, aber sag ihnen nicht, dass ich es möchte, und verrate ihnen vor allem nichts über den Zustand des Ersten Fürsten. Bitte auch Fürstin Placida um Hilfe - allerdings würde ich von ihr keine große Unterstützung erwarten. Indem du ihr in aller Öffentlichkeit eine Nachricht von Gaius überbracht hast, hast du Fürst und Fürstin Placida den Ruf beschert, treue Anhänger des Herrschers zu sein.«
    »Sind sie ihm denn nicht treu?«, fragte Tavi.
    »Sie haben kein Interesse daran, sich für eine Seite zu entscheiden«, antwortete Killian. »Möglicherweise hast du sie nun dazu gezwungen. Meiner Einschätzung nach dürften sie davon aber nicht begeistert sein. Du solltest also genau überlegen, was du tust.«
    »Maestro, ich kenne ein paar Leute in der Stadt. Vor allem ehemalige Legionares . Unter ihnen befinden sich zwei oder drei Männer, die ich bitten könnte, Isanas Verschwinden nachzugehen. Am liebsten würde ich das unverzüglich machen«, knurrte Miles.
    Killian nickte, und Miles drückte sich von der Wand ab und ging zur Tür. Neben Tavi blieb er stehen und sah den jungen Mann an. »Tavi. Was ich vorhin gesagt habe …«
    »War ganz und gar gerechtfertigt, Ritter«, erwiderte Tavi ruhig.
    Miles schaute den Jungen einen Moment lang an, dann jedoch Killian, dem der Schmerz noch immer ins Gesicht geschrieben stand. »Vielleicht hat es nicht genügt.«
    Der Hauptmann nickte Tavi höflich zu und verließ die Meditationskammer zackigen Schritts.

    So blieb Tavi mit Killian, Faede und dem bewusstlosen Gaius zurück.
    Schweigend saßen sie einen Moment lang da. Gaius’ Atem wirkte ein wenig kräftiger und gleichmäßiger, aber das mochte auch Einbildung sein. Faede regte sich, setzte sich auf und blinzelte Tavi wie eine Eule an.
    »Nachdem der Hauptmann nun gegangen ist«, sagte Killian, »muss ich mich um die Korrespondenz des Ersten Fürsten kümmern. Ich weiß, du möchtest sofort aufbrechen, Tavi, aber du musst sie mir leider vorlesen. Die Briefe liegen auf dem Schreibtisch.«
    »Gut, gut«, sagte Tavi, stand auf und unterdrückte ein ungeduldiges Seufzen. Er setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch und zog einen Stapel von vielleicht einem Dutzend Umschlägen verschiedener Größen und eine lange Lederröhre an sich heran. Den ersten Brief öffnete er sogleich und überflog ihn. »Von Senator Parmus ein Bericht an die Krone über den Zustand der Straßen in …«
    »Nächster«, sagte Killian leise.
    Tavi legte den Brief zur Seite und nahm den nächsten. »Eine Einladung von Fürstin Riva zu ihrem jährlichen Abschiedsfest in …«
    »Nächster.«
    »Vom Fürsten Phrygius, der dem Ersten Fürsten in Abwesenheit ein fröhliches Winterend wünscht, da er leider aus militärischen Erwägungen nicht erscheinen kann.«
    »Einzelheiten?«, fragte Killian. »Über Strategien?«
    »Nein, Herr.«
    »Nächster.«
    Tavi ging die übrigen Briefe durch, die nichts Besonderes enthielten, bis er als Letztes die lederne Röhre öffnete. Das Futteral fühlte sich eigenartig an und jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Stirnrunzelnd betrachtete er das seltsame Leder und begriff plötzlich sein Unbehagen.
    Es war aus Menschenhaut gefertigt.

    Er schluckte und zog die Kappe ab, die ein hässliches Kratzen von sich gab. Vorsichtig nahm er ein Blatt Pergament heraus und bemühte sich, den Behälter nicht mehr zu berühren als unbedingt notwendig.
    Das Pergament war mit großen Buchstaben beschrieben und bestand ebenfalls aus Menschenhaut. Tavi schluckte und las die Nachricht voller Unbehagen.
    »Von Botschafter Varg«, sagte er. »Und zwar eigenhändig, steht hier.«
    Killian zog die weißen Augenbrauen hoch. »Ach?«
    »Es wird dem Ersten Fürsten kundgetan, dass das Kurierschiff der Canim mit der neuen Ehrenwache eingetroffen ist und in zwei Tagen ablegen wird, um den Gallus hinunterzusegeln.«
    Nachdenklich tippte sich Killian mit dem Zeigefinger ans Kinn. »Bemerkenswert.«
    »Ja?«, fragte Tavi.
    »In der Tat.«
    »Warum?«
    Killian rieb sich das Kinn. »Weil es vollkommen uninteressant ist. Eine nebensächliche Mitteilung.«
    Tavi begriff, worauf der Maestro hinauswollte. »Und wenn sie so nebensächlich ist, warum hat der Botschafter sie dann eigenhändig verfasst?«
    »Genau«, sagte Killian. »Der Kurier der Canim trifft alle zwei Monate ein. Dem Botschafter werden

Weitere Kostenlose Bücher