Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
sich am Seil festhielt. Im Vergleich zu dem Maratmädchen kam er sich plump vor, und das ärgerte ihn. Gleichzeitig freute er sich über ihre Geschicklichkeit und ihr Selbstvertrauen. Wie er auch verfügte sie über keinerlei Elementarkräfte, und trotzdem fühlte sie sich deshalb nicht benachteiligt. Und das brauchte sie auch nicht, denn während der letzten Monate war sie mit Hilfe ihres wachen Verstandes und ihrer Geschicklichkeit in eine ganze Reihe elementargeschützter Häuser eingestiegen.
    Tavi beschloss, sich den Kniff mit dem Klebstoff und dem Tuch für künftige Gelegenheiten zu merken, stieg neben Kitai ein und duckte sich.
    Sie befanden sich in einem Gang, der auf der einen Seite von den Fenstern und auf der anderen von schweren Holztüren gesäumt war. Tavi trat zu einer der Türen und versuchte sie zu öffnen. »Abgeschlossen!«, flüsterte er, schob eine Hand in seine Tasche, die er wie Kitai am Gürtel trug und zog ein Bündel aus Leder hervor, in dem sich mehrere kleine Werkzeuge befanden.
    »Was machst du?«, flüsterte Kitai zurück.
    »Ich öffne sie!«, antwortete er. Er steckte mit jeder Hand eines
der Werkzeuge in das Schlüsselloch, schloss die Augen und ertastete den Mechanismus. Einen Augenblick später drehte er das eine Werkzeug leicht, und das Schloss sprang auf.
    Tavi öffnete die Tür, hinter der ein kleines leeres Schlafzimmer lag. Es gab nur ein Bett, einen Stuhl, einen Nachttopf und ansonsten glatte Steinwände.
    »Eine Zelle«, murmelte er und schloss die Tür.
    Kitai nahm ihm die Werkzeuge aus der Hand und betrachtete sie. »Wie geht das?«, wollte sie wissen.
    »Zeige ich dir später«, antwortete Tavi. »Wie bist du denn eingebrochen, ohne ein Schloss knacken zu können?«
    »Ich habe die Schlüssel gestohlen«, meinte Kitai. »Was sonst?«
    »Ja, was sonst«, schnaubte Tavi. »Komm weiter.«
    Sie schlichen den Gang entlang, und Tavi überprüfte jede Tür, fand jedoch überall das Gleiche vor - einen tristen, einfachen und leeren Raum. »Also ist er wohl nicht auf diesem Stockwerk«, murmelte Tavi, als sie das Ende des Gangs erreichten. Dort befand sich eine weitere Tür zu einer Wendeltreppe, die von trüben orangefarbenen Elementarlampen erhellt wurde. Jeder Laut würde hier weit hallen, und Tavi gab Kitai ein Zeichen, sich lautlos zu bewegen, ehe sie das Treppenhaus betraten. Sie hatten kaum drei oder vier Stufen hinter sich gebracht, da hörte er ein Lied, das klang, als würde eine Gruppe fröhlicher Männer Winterend feiern - obwohl sie ganz offensichtlich weitaus mehr getrunken als Singen geübt hatten.
    Tavi grinste und ging ein wenig schneller. Wenn die Wachen dort unten so gemütlich beieinandersaßen, wäre es weiter kein Problem, sich im Turm umzusehen.
    Tavi öffnete die Tür zum nächsten Stockwerk und fand eine weitere Reihe Zellen vor. Sie stiegen weiter nach unten, als Kitai Tavi plötzlich warnend an der Schulter packte.
    Genau vor ihnen wurde eine schwere Tür geöffnet, und die Stimmen zweier Männer erklangen. Tavi erstarrte. Schritte wanderten die Stufen hinunter auf den Gesang zu.

    Tavi wartete, bis die Schritte ganz verklungen waren, ehe er weiterschlich, und nur unter Aufbietung all seiner Willenskraft konnte er seine Nervosität im Zaum halten. Mit dem Schloss der Tür hatte er nicht mehr Schwierigkeiten als mit den anderen, und sie betraten nun einen Bereich, der sich deutlich von den oberen Stockwerken unterschied.
    Es handelte sich nämlich um eine zusammenhängende Zimmerflucht, auch wenn sie eher schlicht möbliert war. Es gab ein großzügiges Bad, mehrere Bücherregale und einfache Sofas und Sessel, auf denen man sich zum Lesen niederlassen konnte, einen Tisch für vier Personen, der offensichtlich zum Essen diente, und ein großes Bett - und alles hinter einem riesigen Gitter, durch das nur eine einzige Tür führte. Auch die Fenster waren vergittert.
    »Ich habe doch gesagt, ich brauche nichts«, sagte eine müde Stimme unter einem Haufen Bettzeug hervor. »Nur ein bisschen Ruhe.«
    »Max«, zischte Tavi.
    Max, dem das kurze Haar noch immer feucht am Kopf klebte, saß sofort aufrecht im Bett. » Tavi? Wie, bei den Krähen, bis du hier reingekommen? Und was willst du hier?«
    »Dich rausholen«, sagte Tavi. Er ging zu der verriegelten Tür, während Kitai an der Treppe Wache hielt, und machte sich an dem Schloss zu schaffen.
    »Spar dir die Mühe«, sagte Max. »Der Schlüssel liegt auf dem Tisch an der Nordwand.«
    Tavi blickte sich um,

Weitere Kostenlose Bücher