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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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außer dir darf diesen Titel tragen.«
    »Außer mir kennt auch keine andere Frau im Reich mein Rezept für Gewürzbrot«, erwiderte sie, »aber darüber redet niemand.«
    Fidelias schenkte ihr ein kurzes Lächeln. Er nutzte die Gelegenheit, um aus den Augenwinkeln einen Blick auf ihre Verfolger zu werfen. Zwei »Flussratten«, ohne Zweifel von einem der vielen hundert Binnenboote, die zum Fest im Hafen angelegt hatten. Die Männer waren nicht gerade elegant gekleidet, fiel ihm noch auf, und der eine bewegte sich, als wäre er betrunken. »Darf ich dir eine Frage stellen?«
    »Ja«, sagte sie. »Nur raus damit.«
    »Man kommt nicht um die Tatsache herum, dass du keinen Gemahl hast, Wehrhöferin. Und auch keine Kinder. Das ist … ungewöhnlich für eine Frau unseres Reiches, in Anbetracht unserer Gesetze. Gewiss hast auch du deine Zeit in den Lagern verbracht, als du erwachsen wurdest?«
    »Ja«, antwortete sie trocken. »Wie es das Gesetz verlangt.«
    »Und keine Kinder«, stellte er fest.
    »Keine Kinder«, bestätigte sie.
    »Gab es denn einen Mann?«, wollte er wissen.
    »Ja. Einen Soldaten. Wir waren eine Zeit lang zusammen.«
    »Hast du ihm ein Kind geschenkt?«
    »Wir hatten jedenfalls den Anfang gemacht. Aber es kam zu einem vorzeitigen Ende. Kurz darauf hat er mich verlassen. Und der dortige Kommandant hat mich nach Hause geschickt.« Sie warf ihm einen Seitenblick zu. »Ich habe meine Pflichten erfüllt, wie es das Gesetz verlangt, Herr. Warum fragst du?«
    »Nur, um die Zeit zu vertreiben«, sagte Fidelias und bemühte sich um ein liebenswürdiges Lächeln.
    »Um die Zeit zu vertreiben, während du eine Stelle suchst, wo
du dich mit unseren beiden Verfolgern befassen kannst«, erwiderte sie.
    Fidelias blinzelte sie von unten an, denn die Wehrhöferin war eine Handbreit größer als er, doch diesmal meinte er ehrlich, was er sagte: »Für eine Zivilistin hast du ein bemerkenswert gutes Auge.«
    »Das hat nichts mit meinen Augen zu tun«, sagte sie. »Diese Männer verströmen Gier und Furcht wie Schafe ihren Gestank.«
    »Du kannst sie über diese Entfernung wahrnehmen?« Je besser Fidelias diese Frau kennen lernte, desto mehr beeindruckte sie ihn. »Das sind gut und gerne fünfzig Fuß. Du hast eine starke Gabe für das Wasserwirken.«
    »Manchmal wäre ich froh, wenn ich sie nicht hätte«, sagte sie. »Oder zumindest nicht so stark.« Sie drückte die Finger an die Schläfen. »Ich glaube, in der Zukunft werde ich mich lieber von Städten fernhalten. Hier ist es so laut, selbst wenn alle schlafen.«
    »Bis zu einem gewissen Grad kann ich mich dir anschließen«, meinte Fidelias und führte sie zwischen die Häuser in eine Seitengasse, die im Dunkeln lag. »Ich habe Wasserwirker gesehen, die hat die Gabe ihren Seelenfrieden gekostet.«
    »Wie Odiana«, sagte sie.
    Als sie den Namen der verrückten Wasserhexe erwähnte, beschlich Fidelias ein unbehagliches Gefühl. Er machte sich nicht viel aus Odiana. Für seinen Geschmack war sie zu undurchsichtig. »Ja.«
    »Sie hat mir erzählt, wie sie zu ihrem ersten Elementar gekommen ist«, sagte Isana. »Ehrlich gesagt wundert es mich nicht, wenn sie ihren Seelenfrieden verloren hat.«
    »Interessant«, sagte Fidelias und drückte sich in einen Winkel zwischen zwei Häusern. »Davon hat sie mir nie etwas erzählt.«
    »Hast du sie denn danach gefragt?«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil menschliche Wesen nun einmal gegenseitig Dinge übereinander
erfahren möchten, Herr.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ja, genau, warum solltest du?«
    Fidelias verspürte einen eigenartigen Stich bei den Worten der Wehrhöferin. Diese Reaktion überraschte ihn. Einen Augenblick lang überlegte er, ob die Frau, was er gar nicht gern zugeben wollte, womöglich Recht hatte. Es war schon eine ganze Weile her, seit er unabhängig von den Geboten der Notwendigkeit und des Selbstschutzes gehandelt hatte.
    Eigentlich seit dem Tag, an dem er Amara hintergangen hatte.
    Er runzelte die Stirn. An sie hatte er schon eine ganze Weile nicht mehr gedacht. Was ihn ein wenig verwunderte. Vielleicht hatte er die Erinnerung an sie verdrängt und sie absichtlich vergessen. Aber aus welchem Grund?
    Ein oder zwei Schritte lang schloss er die Augen und dachte an das Entsetzen auf Amaras Gesicht, als sie bis zum Kinn in Erde vergraben gewesen war, nachdem Aquitanias beste Männer sie gefangen genommen hatten. Wie eine richtige Kursorin hatte sie seine Abtrünnigkeit aus den Umständen erschlossen, doch

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