Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
wiederkommen sollten.« Sie biss sich auf die Lippe. »Und jetzt sind sie da.«
    »Woher weißt du das? Ich meine - Kitai! Wenn die Marat sich so viel Mühe gegeben haben, die Geschichten zu bewahren, warum hast du mir nicht vor zwei Jahren einfach gesagt: ›Ach, schau mal, da sind ja die Vord!‹?«
    Sie schnaubte ungeduldig. »Rede ich eigentlich gegen eine Wand?«, fauchte sie. »Ich habe doch gesagt, Aleraner: Sie verändern ihr Äußeres. Sie sind Gestaltwandler. Jedes Mal, wenn die Vord mein Volk vernichtet haben, sahen sie anders aus.«
    »Woran erkennst du denn dann, dass sie es sind?«
    »An den Zeichen«, sagte sie. »Menschen verschwinden. Werden
gefangen. Die Vord beginnen ihr Werk im Geheimen, damit sie nicht entdeckt werden, ehe sie sich vermehren und ausbreiten können. Sie bemühen sich, ihre Gegner zu entzweien, um den Feind zu schwächen.« Sie schauderte. »Und sie werden von ihren Königinnen geführt, Aleraner. Ich verstehe es erst jetzt: Dieses Wesen im Herzen des Stillen Tals, das du verbrannt hast - es war die Vord-Königin.«
    Tavi suchte nach der nächsten Markierung. »Ich glaube, ich habe sie gesehen. Hier.«
    »In der Höhle.«
    »Ja. Sie trug einen Mantel und erteilte Befehle, und zwar einem Cane, der nicht … nicht …« Er machte eine unbeholfene Geste und suchte nach dem Wort.
    »… besessen ist«, ergänzte Kitai.
    »Besessen ist.« Tavi erzählte ihr von dem Gespräch zwischen der verhüllten Gestalt und Sarl.
    Kitai nickte. »Du hast sie gesehen. Die Vord planen, euren Häuptling zu töten. Sie wollen Verwirrung stiften, damit sie sich unbemerkt vermehren können. Bis es zu spät ist.«
    Tavi fiel auf, dass er seine Schritte beschleunigte. »Bei den Krähen. Sind sie dazu wirklich in der Lage?«
    »Das zweite Mal, als sie über mein Volk hergefallen sind, konnten wir sie nicht aufhalten - und wir kannten sie bereits. Dein Volk weiß nichts über sie. Sie werden euch schwächen und entzweien.«
    »Die Vord-Königin nutzt Sarl aus«, murmelte Tavi. »Teile und herrsche. Er hat ihr Soldaten gebracht, damit sie ihr Vernichtungswerk beginnen kann, und seine Kaste setzte Stürme gegen Gaius in Gang, um ihn zu schwächen. Deshalb musste er die meisten Nächte in seiner Meditationskammer bleiben, und so wissen sie auch, wo er sich aufhält, wenn sie den Mordversuch unternehmen. Und die Königin weiß, dass die Canim uns angreifen werden, sobald Alera geschwächt ist. Sie will diesen Überfall, denn dadurch würden wir weiter geschwächt - und gleichzeitig
werden dann auch die Canim Verluste erleiden, was es den Vord wiederum leichter macht, uns alle zu vernichten.«
    Kitai nickte. »In unseren Geschichten haben sie unser Volk auf ganz ähnliche Weise gegen ein anderes aufgehetzt.«
    »Bei den Krähen«, fluchte er leise. Er dachte an die lange Treppe nach unten zur Meditationskammer des Ersten Fürsten. Nach dem oberen Wachposten gab es keine weiteren Eingänge mehr. Oder Ausgänge!
    Es war die reinste Todesfalle.
    Tavi ging noch schneller. »Sie wissen, wo Gaius ist. Zwanzig Canim könnten sich zu ihm durchschlagen. Wir müssen sie aufhalten.«
    Kitai hielt Schritt. »Wir warnen eure Krieger, führen sie her und vernichten die Vord.«
    »Ritter Miles«, sagte Tavi.
    Kitai blickte ihn groß an.
    »Er ist unser oberster Kriegsherr«, erklärte Tavi. »Aber ich bin nicht sicher, ob er einen Angriff führen würde.«
    »Warum nicht?«
    Tavi biss die Zähne zusammen und eilte weiter, aber nicht zu schnell, um nicht Gefahr zu laufen, sich hier unten im Gewirr der Tunnel hoffnungslos zu verirren. »Weil er mich nicht besonders gut leiden kann. Er glaubt mir vielleicht nicht. Und wenn ich ihm sage, ich hätte das alles von einer Marat erfahren, kann ich mich glücklich schätzen, wenn er mich einfach nur wortlos stehen lässt.«
    »Er hasst uns«, sagte Kitai.
    »Ja.«
    »Wahnsinn«, meinte sie. »Die Vord bedrohen uns doch alle.
    »Das wird Ritter Miles auch so sehen«, sagte Tavi. »Irgendwann. Ich bin mir nur nicht sicher, ob wir genug Zeit haben, um seine Sturheit auszusitzen.« Tavi schüttelte den Kopf. »Maestro Killian ist derjenige, den wir überzeugen müssen. Wenn mir das gelingt, wird er Miles den entsprechenden Befehl erteilen.«

    Sie erreichten die letzte Markierung, die Tavi an der Wand hinterlassen hatte, und betraten wieder die Gänge, die er kannte. Nun begann er in lockerem Trab zu laufen. Seine Gedanken hingegen trabten nicht, sie rasten. Was sollte er tun, und mit welchem

Weitere Kostenlose Bücher