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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Eine Wachsspinne wanderte langsam über das Kroatsch und kletterte über einen der Canim, als würde er einfach zur Landschaft gehören.
    Plötzlich hallte ein fauchendes Gebell von den Höhlenwänden wider, und irgendwo unter ihnen tauchten mehrere Canim auf. Drei von ihnen schleppten einen gefesselten Cane herein, der sich heftig wehrte. Der Gefangene war verwundet und hinterließ bei jedem Schritt blutige Fußabdrücke auf dem Boden. Die Hände waren an den Handgelenken gebunden, die Finger verschränkt, und man hatte auch ein Seil mehrmals um die Schnauze gewickelt. In den blutroten Augen funkelte der Wahnsinn, aber sosehr sich der Cane auch widersetzte, er konnte sich nicht von seinen Wächtern befreien.
    Im Gegensatz dazu waren die Canim, die den Gefangenen mit sich zerrten, vollkommen ruhig. Sie knurrten nicht, und ihren tierhaften Gesichtern ließ sich keine Gefühlsregung entnehmen.
So stapften sie über das Kroatsch und beschädigten bei jedem Schritt die Oberfläche. Wachsspinnen krabbelten lässig heran, um die Stellen zu reparieren, und brachten mit ihren vielen Beinen das Kroatsch wieder in seine ursprüngliche Form zurück.
    Neben Tavi knurrte Varg wütend, wenn auch fast unhörbar.
    Der Gefangene wurde zu einer Öffnung in der Wand der Blase geführt und ins Innere gebracht. Eine Sekunde später ertönte ein schrilles unterdrücktes Knurren.
    Der Stein unter Vargs Krallen knirschte, so fest grub der Cane die Pfoten hinein. Die Ohren hatte er flach angelegt und die Zähne gefletscht.
    Einen Augenblick lang geschah nichts. Dann traten vier Canim aus der Blase. Sie schritten an der Wand entlang, bis sie das Ende der Canim-Reihe erreichten, wo sie sich in gleicher Haltung niederließen und ebenfalls still verharrten. Beim letzten Cane handelte es sich um den Gefangenen, der nun von seinen Fesseln befreit war. Zwei Wachsspinnen erschienen und strichen ihm gallertartiges Kroatsch auf die Wunden.
    »Rarm«, knurrte Botschafter Varg. Im Rauschen des unterirdischen Flusses war er kaum zu verstehen. »Ich werde dein Blutlied singen.«
    Einen Augenblick später bewegten sich weitere Gestalten in der Blase, und ein anderer Cane trat heraus. Sarl wirkte wie immer dünn, verschlagen und gefährlich. Seine scharlachroten Augen zuckten hin und her, und als ihn eine Wachsspinne berührte, die an ihm vorbeilaufen und das Kroatsch reparieren wollte, das er aufgebrochen hatte, knurrte Sarl und verpasste ihr einen Tritt, durch den sie zum nächsten Stalagmiten flog. Dort landete sie mit lautem Klatschen im Kroatsch und zitterte mit den Beinen.
    Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, wichen zwei andere Spinnen von ihrem eingeschlagenen Kurs ab und versiegelten die sterbende Artgenossin im grünen Gallert, wo sie, wie Tavi wusste, langsam verdaut würde.

    Eine zweite Gestalt trat aus der Blase, eine kleinere, die eher an einen Menschen erinnerte. Sie trug einen dunkelgrauen Mantel, dessen Kapuze den gesamten Kopf verhüllte. Die Bewegungen indes waren ganz und gar nicht menschlich und viel zu anmutig und schwebend.
    »Wo ist der Letzte?«, fragte diese Gestalt. Die Stimme hatte, was Betonung und Aussprache anging, einen fremdartigen Klang, und nichts ließ darauf schließen, was sich unter der Kapuze befinden mochte.
    »Er wird gefunden«, knurrte Sarl.
    »Er muss gefunden werden«, antwortete die Gestalt. »Er könnte den Führer der Aleraner vor uns warnen.«
    »Alle hassen Varg«, sagte Sarl. »Er war außerstande, eine Audienz beim aleranischen Führer durchzusetzen. Und selbst wenn es ihm gelungen wäre, hätte der ihm doch nicht geglaubt.«
    »Vielleicht«, meinte der Verhüllte. »Vielleicht aber auch nicht. Wir dürfen jetzt nicht riskieren, entdeckt zu werden.«
    Sarl zuckte mit den Schultern und schwieg.
    »Nein«, sagte die Gestalt. »Ich habe keine Angst vor ihnen. Aber es ist unlogisch, den Erfolg unseres Unternehmens zu gefährden.«
    Sarl warf seinem Gegenüber einen mürrischen Blick zu und wich einen Schritt zurück.
    »Sind deine Verbündeten bereit?«, fragte die Gestalt.
    »Ja. Heute Nacht werden über die gesamte Westküste Stürme hereinbrechen. Er wird in seiner Kammer bleiben müssen, um sie abzuwehren. Und zu seiner Kammer gibt es nur einen Weg. Er kann nicht entkommen.«
    »Sehr gut«, sagte die Gestalt. »Finde deinen Rudelführer. Wenn er bis Monduntergang nicht gefunden ist, greifen wir ohne ihn an.«
    »Er ist gefährlich«, widersprach Sarl. »Solange er lebt, droht uns Gefahr von

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