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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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können.
    »Lauft!«, schrie einer von ihnen. »Warnt den Ersten Fürsten!«
    Tavi nickte ihm zu. Mit klopfendem Herzen wandte er sich um und stieg die lange Treppe so schnell hinunter wie nie zuvor in seinem Leben, Kitai dicht hinter ihm.

45
    Der Lärm folgte ihnen die Stufen hinunter. Trotzige, wütende Rufe, die sich mit Schmerzensschreien und dem Klirren von Stahl vermischten. Noch ehe sie den zweiten Wachposten erreichten, wäre Tavi beinahe mit einem Mann zusammengestoßen, der die Treppe hinaufstürmte.
    »Tavi«, sagte die Wache. »Was ist da oben los?«
    »Canim«, keuchte Tavi. »Sie wollen zum Ersten Fürsten.«
    »Krähen!«, sagte die Wache. »Hält Bartos sie auf?«
    »Bartos ist tot«, berichtete Tavi finster. »Dort oben sieht es übel aus, aber wenigstens konnten sie noch Alarm schlagen. Wenn sie durchhalten, können sie die Canim aufhalten, bis Verstärkung eintrifft. Doch wenn die Canim die Treppe erreichen …«
    Die Wache nickte und wandte den Blick Kitai zu.

    »Die gehört zu mir«, meinte Tavi rasch.
    Der Mann zögerte, nickte schließlich, kehrte in den zweiten Wachraum zurück, wo er Befehle erteilte und seine Männer die Treppe hinaufscheuchte. Tavi achtete darauf, dass er ihnen nicht im Weg stand, und lief weiter. Unten angekommen war vom Kampflärm nichts mehr zu hören. Tavi eilte durch den Vorraum in Gaius’ Meditationskammer.
    Gaius lag so reglos da wie zuvor, und Faede kauerte in seiner Nähe auf dem Boden. Max hatte sich auf einem Feldbett ausgestreckt und kaum gerührt, seit Tavi ihn verlassen hatte. Er wirkte eher bewusstlos als schlafend. Als Tavi eintrat, erhob sich Maestro Killian eilig und stützte sich auf seinen Stock. Ritter Miles stand am Schreibtisch und hielt das Schwert in der Hand.
    »Marat!«, schrie Miles und stürzte sich mit ausgestrecktem Schwert auf Kitai.
    »Nein!«, rief Tavi.
    Kitai wich dem Hieb aus, riss sich ihren Mantel von den Schultern und schleuderte ihn ausgebreitet wie ein Netz auf Ritter Miles. Der zerschnitt den Stoff mitten in der Luft, doch in der Zeit, die er dafür benötigte, lief Kitai zurück in den Vorraum und duckte sich an der Treppe wie eine Katze. Ihre Augen funkelten hell und zeigten keinerlei Angst.
    Tavi stellte sich zwischen Miles und die Tür. »Sie ist unbewaffnet!«, schrie er. »Ritter Miles, sie ist nicht der Feind.«
    »Miles!« Killians Stimme schnitt wie ein Peitschenhieb durch die Luft. »Immer mit der Ruhe.«
    Der Ritter, in dessen Miene Hass loderte, blieb stehen, ließ Kitai jedoch nicht aus den Augen.
    »Tavi«, sagte Killian, »ich nehme an, sie war es, die dir bei Maximus’ Ausbruch geholfen hat.«
    »Ja, Maestro«, sagte Tavi. »Sie heißt Kitai und ist die Tochter des Marathäuptlings Doroga. Und meine Freundin. Ohne ihre Hilfe würde Max noch im Turm sitzen, und ich wäre längst tot. Aber wir haben keine Zeit, das jetzt zu besprechen.«

    Killian stieg der Zorn ins Gesicht, und Tavi sah, wie sehr er sich beherrschen musste. Sein Lehrer fragte: »Und warum der Aufruhr?«
    »Zwanzig Canim sind auf der Treppe. Sie wollen den Ersten Fürsten ermorden«, berichtete Tavi und bemühte sich, die Genugtuung nicht in seiner Stimme mitschwingen zu lassen. »Es wurde Alarm geschlagen, doch die Canim hatten den ersten Wachraum bereits erreicht, als wir herunterstiegen. Zenturio Bartos ist tot, und ich glaube, lange können die Männer die Treppe nicht mehr halten.«
    Miles stieß einen wilden Fluch aus und stürmte auf die Tür los.
    »Nein, Miles«, rief Killian.
    »Die Männer sind in Gefahr«, knurrte der Hauptmann.
    »Was auch für den Ersten Fürsten gilt«, wandte Killian ein. »Wir gehen zusammen nach oben, Miles, und du übernimmst die Vorhut. Tavi, weck Max. Er muss als Zweiter gehen. Du und Faede, ihr legt Gaius auf Max’ Pritsche und tragt ihn nach oben.«
    Tavi eilte zu seinem Freund, ehe Killian zu Ende gesprochen hatte, wo er einfach die Pritsche anhob und Max auf den Boden kippte. Der große junge Mann landete unsanft, grunzte, fuchtelte wild herum und wurde wach. »Oh«, sagte er. »Du bist es.«
    »Max, wach auf«, sagte Tavi leise. »Schnapp dir ein Schwert. Auf der Treppe sind Canim-Krieger. Sie kommen hier runter.« Er nahm die Pritsche und zog sie hinüber zum Bett, wo Faede aufstand und Gaius mühelos hochhob. Der Sklave legte ihn auf der Pritsche ab und wickelte ihn in Decken ein. Tavi bemerkte, dass Faede sein Schwert am Gurt trug, obwohl es größtenteils durch seine lange, zerschlissene Tunika

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