Im Schatten des Fürsten
auf. Der Laut passte überhaupt nicht zur Situation, und alle außer Miles und Max sahen zu ihr hin.
»Du beschützt mich. Das ist lustig«, sagte Kitai, schüttelte den Kopf und lachte nochmals. »Sehr, sehr lustig, Aleraner.«
Tavi stieg die Hitze ins Gesicht.
»Also gut«, meinte Miles durch die zusammengebissenen Zähne zu Max. »Nach dem nächsten Schlag ziehen wir uns zurück, lassen die Tür fallen und stürzen und auf den Ersten, der reinkommt.«
»Ich habe eine bessere Idee«, schnaufte Max.
Die Tür erbebte unter dem nächsten Hieb, und Miles rief: »Jetzt!« Er riss die Hand von der Tür zurück.
Max jedoch nicht. Stattdessen zog er die Rechte zurück, biss die Zähne zusammen, und dabei zitterte der Stein um ihn herum plötzlich vor Spannung. Nun stieß Max einen Schrei aus und schlug mit der Faust zu.
Die Tür, die jetzt nicht mehr durch Max und Miles verstärkt wurde, brach unter ohrenbetäubendem Kreischen aus den Angeln. Wie die erste Tür oben krachte sie flach auf den Boden, jedoch in die andere Richtung, und zermalmte den Cane, der davor gestanden hatte, unter sich. Plötzlich herrschte Stille, und dann stürmte Miles durch die Tür und schwang wild das Schwert.
Zwischen der Schwertkunst von Ritter Miles und den Fähigkeiten eines gewöhnlichen Wachmanns bestand ein Unterschied wie zwischen einem Höhlendachs und seinem gewaltigen Vetter, dem Garganten. Seine Klinge schnitt mit verächtlicher Leichtigkeit durch Kettenhemden und Fleisch und Knochen und zerschmetterte die roten Stahlschwerter zweier Canim. Blut spritzte auf Stufen und Wände. Ehe die Canim sich wieder gefasst hatten, tänzelte Miles bereits zurück über die geborstene Tür in den Wachraum. Ein Cane folgte ihm, doch Max stand bereit, führte das Schwert des Ersten Fürsten in einem weit ausholenden Hieb über den Kopf und teilte den Körper des Angreifers fast in zwei Teile.
Noch im Sterben und während er schon Blut spuckte, fuhr der Cane stumm herum und starrte seinen Gegner an. Dann riss der Krieger die Augen auf, fauchte blubbernd, stürzte sich auf den Mann, der Gaius’ Gesichtszüge trug, und drückte ihn an die Wand. Dabei schnappte er mit dem Maul nach Max.
Miles warf Max einen Blick zu und wollte ihm zu Hilfe eilen, aber nun kam ein zweiter Cane auf die Tür zu, und Miles war gezwungen, diesen daran zu hindern, in den Raum einzudringen.
Prios sprang vor und stach auf den schwerverletzten Cane ein. Der Stich wirkte zwar unbeholfen, doch steckte Kraft dahinter, und die Klinge bohrte sich tief in den Oberschenkel.
Aber der Cane schien es gar nicht zu bemerken. Längst hätte er tot sein müssen, doch der entsetzliche Wille des Vord in ihm weigerte sich, das Schicksal zu akzeptieren und trieb den Cane weiter voran, während er von weiteren Hieben getroffen wurde. Max schrie.
»Max!«, rief Tavi. Er stürmte vor zur linken Flanke des Cane und rammte ihm den Speer zwischen die Rippen. Mit seinem Gewicht schob er den Angreifer von Max fort. Der Cane schnappte noch nach dem Speerschaft in seiner Seite, jedoch vergeblich. Plötzlich brach er zusammen und krachte auf den Boden.
Tavi riss den Speer aus dem Toten und wandte sich Max zu. Der hatte immer noch Gaius’ Gestalt, war allerdings mit Blut bedeckt. Am linken Unterarm klaffte eine große Wunde und blutete stark, und auch vom Kopf tropfte Blut. Eines der Beine war so verdreht, dass der Fuß nach hinten zeigte. Tavi packte Max am Kragen und zerrte ihn zu der Barrikade. Max war erschlafft und schwer, und Tavi musste sich enorm anstrengen, um ihn die paar Fuß zu schleppen, bis Faede dazu kam, Max unter den Armen ergriff und ihn hinter den Tisch zog.
Maestro Killian folgte ihnen und schnitt eine Grimasse. Er starrte Max aus blinden Augen an und strich mit den Fingern über seinen Leib. Dann nahm er sein Messer, schlitzte den Ärmel auf und verband damit die Wunde am Unterarm, um die Blutung zu stillen. »Tavi, hilf Miles und Prios. Ihr müsst die Tür um jeden Preis halten.«
Tavi nickte und rannte zurück. Längst war er völlig außer Atem, und das Entsetzen nahm kein Ende. Miles hatte dem nächsten Cane bereits ein Dutzend Wunden zugefügt. Der Wolfskrieger mit den blutroten Augen zeigte keinerlei Anzeichen von Schmerz oder Furcht und kämpfte mit stiller, wilder Entschlossenheit. Der Cane hatte Miles’ Geschwindigkeit und Geschicklichkeit am Schwert nichts entgegenzusetzen, und Miles war noch unverletzt, dennoch drängten die harten Hiebe ihn Zoll um Zoll
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