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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Zitadelle zuführte, eine lange Anfahrt, die zu beiden Seiten von hohen Mauern flankiert war; von diesen Mauern aus konnte man einen Angreifer mit allen Arten von grausigen Geschossen beharken - falls es einer fremden Streitmacht jemals tatsächlich gelingen sollte, bis zur Hauptstadt des Reiches vorzudringen. Der Weg wurde jeweils im Abstand von wenigen Schritten von schweren Statuen aus nacktem Stein gesäumt. Es waren eigenartige Gestalten, die in den ältesten Schriften ›Sphinxen‹ genannt wurden und aus den Körperteilen von Menschen und Tieren zusammengesetzt waren. Allerdings hatte niemals jemand irgendwo in Alera solche Wesen mit eigenen Augen gesehen, und die Chronisten hielten sie für entweder ausgestorben oder für Fabelwesen. Aber für die Feinde des Reiches stellten diese Statuen eine ernstzunehmende Gefahr dar, denn mit ihnen waren Erdelementare verbunden, die unter dem Befehl des Ersten Fürsten standen. Ein einziger Gargyl, so hieß es, konnte eine ganze Zenturie aleranischer Fußsoldaten vernichten - und in der Zitadelle gab es sie zu hunderten.
    Natürlich würden sie niemanden töten, solange sie nicht ein Erster Fürst aus ihrer Erstarrung befreite. Tavi biss die Zähne zusammen und ließ sein Pferd langsamer gehen, und Kitai folgte seinem Beispiel.
    »Warum so langsam?«, murmelte sie.
    »Das hier ist die Auffahrt zum Tor«, erklärte er. »Wenn wir da in vollem Galopp durch die Dunkelheit preschen, würden Wachen und Elementare sicherlich versuchen, uns aufzuhalten. Am
besten setzt du deine Kapuze auf. Ich habe zwar die Losung, um in die Zitadelle eingelassen zu werden, aber die hilft uns womöglich nicht weiter, wenn sie dein Gesicht sehen.«
    »Warum gehen wir nicht durch die Tunnel?«, fragte sie.
    »Weil sich da die Vord herumtreiben«, sagte Tavi. »Und auch Kalares Männer können noch dort unten sein. Sie überwachen möglicherweise die wichtigsten Kreuzungen, und wenn wir die umgehen müssen, kostet uns das Stunden.«
    Kitai zog sich die Kapuze über. »Kannst du den Wachen nicht einfach erzählen, was passiert ist?«
    »Das ist zu gefährlich«, meinte Tavi. »Wir müssen annehmen, dass der Feind den Palast ausspioniert. Wenn ich versuche, hier Alarm zu schlagen, muss ich erst die Wachen überzeugen, und das kostet uns Zeit, die wir nicht haben. Und bestimmt lassen die mich nicht zum Ersten Fürsten vor, ehe sie die Sache geklärt haben. Sobald aber erst Alarm geschlagen wurde, wird sich der Feind beeilen, und der Erste Fürst wäre immer noch nicht gewarnt.«
    »Sie glauben dir vielleicht nicht«, meinte Kitai kopfschüttelnd. »Diese Sache mit der Falschheit bei deinem Volk macht doch alles viel schwieriger, als es sein müsste.«
    »Ja, schon«, sagte Tavi. Der Atem der Pferde hing als Dunst in der Nachtluft, und die Hufeisen klackerten über die Pflastersteine. Schließlich erreichten sie das Tor.
    Der wachhabende Zenturio rief sie von seinem Posten über dem Tor an. »Wer kommt da?«
    »Tavi Patronus Gaius von Calderon und ein Gefährte«, rief Tavi zurück. »Wir müssen sofort eingelassen werden.«
    »Tut mir leid, Bursche, doch da wirst du wohl bis morgen Früh warten müssen wie alle anderen auch«, erwiderte der Zenturio. »Das Tor ist geschlossen.«
    »Der Winter ist vorüber«, rief Tavi dem Mann zu. »Antworte.«
    Es folgte bestürztes Schweigen.
    »Der Winter ist vorüber«, wiederholte Tavi in schärferem Ton. »Antworte.«

    »Aber auch der Sommer wird enden«, rief der Zenturio. »Verfluchte Krähen, Junge.« Er hob die Stimme und brüllte: »Öffnet das Tor! Los, los, los! Osus, heb deinen fetten Hintern vom Stuhl und wirke eine Nachricht an die anderen Posten, damit sie Bescheid wissen, dass ein Bote kommt!«
    Die Flügel des großen Eisentores schwangen quietschend auf, und Tavi trieb sein Pferd hindurch in die Zitadelle, in die Stadt innerhalb der Stadt. Zunächst ritten sie durch die Unterkünfte für die Fürstliche Wache und die Kronlegion und für die zahlreichen Dienstboten, die im Palast gebraucht wurden. Dann folgten die Halle des Senates und die Halle der Fürsten. Die Straße führte in gerader Linie weiter, bis sie den Rand der nächsten Ebene erreichte, zu der sie sich im Zickzack hochschlängelte. Dann wurde der Weg wieder gerade. Hier lagen der Senat und die Akademie und die Versammlungsräume der Fürsten.
    Tavi ritt an allem vorbei, bis er die letzte, befestigte Rampe erreichte. Unten und oben standen Wachen, die sie jedoch durchwinkten, und Tavi

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