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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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beobachtete, und immer wieder warf sie Bernard einen Blick zu, wenn sie merkte, wie die Männer langsam ermüdeten. Nach einer kleinen Ewigkeit rief Bernard: »Gräfin, treib sie zurück.«
    Amara nickte den Ritter Terra an ihrer Seite zu, und die Legionares machten ihnen Platz. Amara riss den Arm hoch und drückte mit dem Schwert einen Prügel zur Seite, kurz bevor er ihren Helm traf. Dann stürzten sich die Ritter Terra mit ihren Elementarkräften in den Kampf. Ihre schweren Schwerter mähten unaufhaltsam durch die Besessenen, während Amara ihnen die Flanke
und den Rücken freihielt. Binnen kürzester Zeit hatten sie die Angreifer zum Höhleneingang zurückgetrieben, doch Amara ließ die Ritter nicht nachsetzen. Draußen hätten sie zu leicht von den Besessenen eingekesselt und von der schieren Überzahl überwältigt werden können.
    Der Rückzug dauerte länger. Sie wagten nicht, einfach in die Höhle zurückzukehren, weil der Feind ihnen dichtauf folgen und dabei einen Druck erzeugen konnte, der die Ordnung in den eigenen Reihen aufgelöst hätte. Also zogen sie sich langsam und geordnet nach hinten zurück. Amara und die Ritter Terra kämpften und ließen sich in ihre ursprüngliche Position zurückfallen. Die zweite Gruppe hatte die Stellung übernommen, die erste durfte trinken und sich ausruhen.
    Selbst von diesem kurzen Einsatz war sie außer Atem. Es galt als eine der grundlegenden Wahrheiten des Krieges, dass nichts, aber auch wirklich nichts einen Menschen so erschöpft zurücklassen konnte wie die Anstrengung, die Aufregung und der Schrecken der Schlacht. Amara vergewisserte sich, dass genug Wasser für die Kämpfer vorhanden war, ehe sie sich selbst einen Krug nahm, und beobachtete das Kampfgeschehen. Die zweite Gruppe verlor einen Mann, als ein verirrter Axthieb seinen Fuß traf und wie Brennholz spaltete, und er musste zurückgeholt und in ihr ›Lazarett‹ gebracht werden. Ein zweiter Mann zögerte, als eine besessene Wehrhöferin, eine Frau mittleren Alters, auf ihn losging, und das kostete ihn das Leben: Sie zerrte ihn aus der Schildmauer zu den anderen Besessenen. Im nächsten Augenblick schon bekam der Mann einen Schlag an den Helm und wurde bewusstlos, doch ehe seine Kameraden ihn bergen konnten, hatten die besessenen Wehrhöfer ihn an den Gliedern gepackt und in Stücke gerissen.
    Dem Plan nach musste die zweite Gruppe noch wenigstens vier oder fünf Minuten durchhalten. Amara hatte keine Ahnung, wie das gehen sollte, ohne dass weitere Männer fielen. Den besessenen Wehrhöfern war ihr eigenes Leben vollkommen gleichgültig, sie
waren bereit zu sterben, um einen Legionare auch nur zu verwunden - und sie waren den Aleranern zahlenmäßig um das Dreioder Vierfache überlegen. Ihre Verluste konnten sie leicht verkraften.
    Die Sonne war inzwischen höher gestiegen, und bislang hatte sich nirgendwo, weder am Himmel noch auf dem Boden, Verstärkung gezeigt. Und wahrscheinlich würde auch keine mehr eintreffen, dachte sie. Der Regen und die Windböen wurden heftiger, und die Krähen hockten überall auf den Bäumen der Umgebung und warteten in der Kälte auf ihre Zeit.
    Der Kampf war hoffnungslos. Wenn es mit den Verlusten so weiterging - und vermutlich würden es eher schlimmer werden, sobald die Legionares ermüdeten und Bernards Bogenschützen die Pfeile ausgingen -, wäre spätestens am Vormittag die Hälfte der Soldaten verwundet oder tot. Und danach würde sich die Sache beschleunigen, denn die jetzige Disziplin wäre bei diesem gnadenlosen Ansturm der Besessenen nicht aufrechtzuerhalten.
    Den Mittag würden sie vermutlich nicht mehr erleben.
    Amara zwang sich, nicht daran zu denken, sondern an etwas Hoffnungsvolleres. Am wackersten schlugen sich zurzeit überraschenderweise Doroga und sein tierischer Gefährte. Wanderer stand wie ein unüberwindbarer Fels in der Schlacht, und in der Enge der Höhle hatten die Vord nichts, was sie seiner immensen Kraft wirkungsvoll entgegensetzen konnten. Der Gargant handelte offensichtlich nach einfachen Grundregeln. Er thronte mehr oder weniger auf seiner Seite der Höhle. Alles, was in Reichweite seiner riesigen Pranken und Krallen kam, wurde zermalmt oder zerfetzt. Doroga stand währenddessen zwischen Wanderers Vorderpfoten und erledigte die Gegner endgültig, die das Riesenvieh bereits außer Gefecht gesetzt hatte. Die Besessenen ließen nicht locker, näherten sich jedoch vorsichtiger und versuchten Wanderer mit Finten ins offene Gelände zu

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