Im Schatten des Fürsten
locken.
Beeindruckt schaute Amara zu, wie der Gargant einen besessenen Legionare mit einer Pfote durch die Luft schleuderte. Der
Mann landete dreißig Fuß vor der Höhle. Zwar hatten sie den Eingang nicht mit Elementarkraft verschmälern können, doch Doroga und Wanderer verteidigten die eine Seite ganz allein und zudem viel wirksamer als nackter Stein. Eine Wand hätte die Besessenen nur aufgehalten. Doroga und Wanderer schafften das ebenfalls, doch gleichzeitig töteten sie auch noch Feinde, und zwar genauso schnell wie die Aleraner. Amara hatte bislang nicht daran gedacht, zu welch starkem Vorteil die Enge der Höhle dem Garganten im Kampf verhalf. Garganten auf offenem Feld waren gewissermaßen unaufhaltsam, aber man konnte ihnen leicht ausweichen und ihnen in die Flanken fallen. In der Höhle sah das anders aus. Hier konnte man dem Tier nicht ausweichen und sich nicht drum herumschleichen. Aufgrund seiner gewaltigen Kräfte war Wanderer viel gefährlicher, als Amara angenommen hatte.
Sie hatte kaum ihr Wasser ausgetrunken, als Bernard sie erneut in den Kampf schickte, nur wenige Augenblicke vor Ablauf der Zeit, die der zweiten Gruppe zugedacht war. Gemeinsam mit den Ritter Terra verschaffte sie den Legionares wieder die Zeit, die notwendig war, um die erschöpften gegen die frischen Soldaten auszutauschen.
Die dritte Gruppe schlug sich wackerer als die erste und die zweite, aber die vierte hatte viel Pech und verlor in wenigen Sekunden die gesamte vordere Reihe, weshalb die fünfte Gruppe früher eingesetzt werden musste. Amara und ihre Ritter mussten wieder eingreifen, ehe sie selbst zu Atem gekommen waren. Doroga erkannte die Lage und führte Wanderer ein Stückchen vor, und das Kampfgebrüll des Garganten ließ Staub vom Höhlendach rieseln.
Nur mit Wanderers Hilfe gelang es diesmal, den Feind erfolgreich zum Höhleneingang zurückzudrängen, und dadurch bekamen die Legionares die Gelegenheit zu wechseln. Auch die Ritter wurden langsam müde, die ersten Unsicherheiten ließen sich bei ihnen erkennen. Außerdem wurden sie durch die Leichen von
Besessenen und Legionares behindert, was jegliche Bewegung in Formation erschwerte. Darüber hinaus sahen sie bei jedem Vorstoß zum Eingang, wie viele Feinde draußen noch warteten. Allen Anstrengungen zum Trotz standen dort mehr Besessene, als sich auf einen Blick zählen ließen, und von der Königin war keine Spur zu sehen.
Am Eingang wiederholte sich das alte Spiel. Amara befahl einen geordneten Rückzug in die ursprüngliche Stellung.
Dann plötzlich huschte ein nur verschwommen zu erkennender grauer Mantel über die Decke in die Höhle, wie eine unglaublich große und schnelle Spinne.
Die Vord-Königin.
Amara sah sie in dem Augenblick, in dem sie auftauchte, doch ehe sie Atem holen konnte, um eine Warnung zu rufen, hatte sich die Gestalt bereits von der Höhlendecke gestürzt und den Ritter am linken Ende der Reihe niedergeworfen, einen großen jungen Mann mit rotem Haar, der immer gute Laune hatte. Er holte gerade aus, um sich gegen einen besessenen Legionare zu wehren, und er sah die Königin nicht einmal kommen. Sie schlug blitzschnell mit den Gliedern zu. Es klang wie mehrere Peitschenknalle, dann sprang die Königin zur gegenüberliegenden Wand hinter Wanderer und hüpfte wie auf einer Feder weiter zum Ritter auf der rechten Seite, den sie auf die gleiche Weise angriff.
Der zweite Ritter war älter, ein Soldat, der über genügend Erfahrung verfügte, um sich zu ducken und mit seinem schweren Streitkolben nach ihr zu schlagen.
Die Vord-Königin packte den Kolben mit einer Hand und bremste ihn aus. Ihre glänzende Haut war dunkelgrün, fast schwarz. Mit einer Drehung brachte sie den Ritter aus dem Gleichgewicht, und der Mann stolperte mitten unter die wartenden Besessenen. Ehe er sein Gleichgewicht wiederfand, hatten die sich schon auf ihn gestürzt wie Schleichen auf ein verwundetes Reh, während die Königin abermals an die linke Wand sprang
und damit im letzten Moment einem Tritt von Wanderers Hinterbein ausweichen konnte. Weitere Besessene drängten ohne Rücksicht auf Verluste in die Höhle.
Dieses Wesen bewegt sich so schnell, dachte Amara voller Panik, und sie rief Cirrus und lieh sich von dem Elementar Schnelligkeit.
Es war zwar nicht so, als würde die Zeit angehalten - aber so ähnlich. Plötzlich nahm Amara viel mehr Einzelheiten ihrer Umgebung wahr. Die Blutflecken auf den Krallen der Vord-Königin glänzten. Sie roch das Blut, das aus
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