Im Schatten des Fürsten
den Garganten an, schwangen die Klingen, Stöcke oder Steine, ja, manche krallten sich sogar mit bloßen Händen in sein Fleisch.
Die Legionares eilten nach vorn, um den Garganten zu unterstützen, doch der vielen Leichen wegen konnten sie ihre Aufstellung nicht beibehalten, und die Besessenen, die an Wanderer vorbeigelangten, warfen sich in wilder Rage auf sie.
Eine starke Hand packte Amara am Kettenhemd. Es war Giraldi, der sie nach hinten zog und sich unterwegs auch noch Frederic schnappte und mit ihm ebenso verfuhr, ohne auf sein verletztes Bein zu achten.
»Sie brechen durch!«, rief jemand hinter ihr, und Amara sah einen Legionare fallen. Ein halbes Dutzend Besessene kam durch die Reihen, während draußen vor der Höhle immer mehr heranstürmten und sich hereindrängten.
»Jeder schießt nach Gutdünken!«, rief Bernard, und plötzlich
zischten die tödlichen Pfeile der Holzwirker durch die Höhle. Die Besessenen, die durchgebrochen waren, kamen nicht mehr weit. Dann zielten die Holzwirker auf die Angreifer vor den eigenen Reihen, wobei die Pfeile manchmal sogar unter dem Arm eines Legionare hindurchgingen, wenn dieser mit dem Schwert ausholte, oder über den Kopf eines anderen, der sich gerade duckte, um auszuweichen. Einmal flog ein Pfeil sogar zwischen Schild und Ohr eines Legionare hindurch.
Diese gemeinsamen Anstrengungen brachten die Wende, wenn auch nur knapp. Obwohl die Ritter Flora nur wenige Pfeile verschossen, brachten sie dennoch den Angriff der Besessenen so lange zum Stocken, bis weitere Legionares nachgerückt waren und die Breschen wieder füllten.
Draußen vor der Höhle stieß die Vord-Königin erneut ein Kreischen aus, und der Laut schnitt durch den Kampflärm und gellte schmerzhaft in Amaras Ohren. Plötzlich und überraschenderweise sehr eilig zogen sich die Besessenen zurück, und die Legionares drängten mit Gebrüll hinterher und stachen die fliehenden Gegner nieder.
»Halt!«, rief Bernard. »Bleibt in der Höhle! Kommt zurück! Doroga, du auch.«
Doroga eilte vor Wanderer und stemmte sich gegen die Brust des Garganten, der den Feind verfolgen wollte. Wanderer brüllte vor Wut, aber wenige Fuß vor der Höhle kamen die beiden zum Stehen, und Doroga gelang es, das Riesentier wieder zurückzutreiben.
In der Höhle herrschte nun Stille, wenn man von dem Stöhnen der Verwundeten und dem Keuchen der erschöpften Soldaten absah. Amara blickte sich um. Sie hatten ein Dutzend Kämpfer verloren, und beinahe alle anderen waren mehr oder weniger schwer verwundet.
»Wasser«, knurrte Bernard. »Erster Speer, sammelt die Flaschen ein und füllt sie. Zweiter Speer: Bringt die Verwundeten nach hinten. Dritter und vierter Speer: Ihr schafft die Leichen hier
raus.« Er wandte sich an die Ritter Flora bei ihm. »Helft ihnen und sammelt dabei alle Pfeile ein, die ihr findet. Los.«
Die Legionares machten sich an ihre Aufgaben, und Amara beobachtete entsetzt, wie wenig Männer nur noch in der Lage waren, sich zu bewegen. Die Verwundeten im hinteren Bereich der Höhle waren nun mehr als diejenigen, die noch kämpfen konnten. Sie selbst setzte sich einfach hin und schloss die Augen.
»Wie geht es ihr?«, hörte sie Bernard fragen.
Ihr Kopf dröhnte.
»Beule am Kopf«, knurrte Giraldi. »Siehst du? Hat einen hübschen Hieb eingesteckt. Sie antwortet nicht auf meine Fragen.«
»Ihr Gesicht«, sagte Bernard leise, und in seiner Stimme schwang ein schmerzlicher Unterton mit.
Das Feuer brannte unablässig auf ihrer Wange.
»Sieht schlimmer aus, als es ist. Ein sauberer Schnitt«, antwortete Giraldi. »Die Krallen dieses Dings sind schärfer als unsere Schwerter. Glücklicherweise hat diese Bestie das Auge nicht erwischt.«
Jemand ergriff ihre Hand, und Amara sah zu Bernard auf. »Kannst du mich hören?«, fragte er.
»Ja«, sagte sie. Ihre Stimme klang so leise und schwach. »Ich … ich bin gleich wieder auf den Beinen. Hilf mir auf.«
»Du bist am Kopf verwundet«, widersprach Giraldi. »Es wäre besser, wenn du sitzen bleibst.«
»Giraldi«, meinte sie, »es sind schon zu viele verwundet. Bernard, hilf mir auf.«
Bernard reichte ihr wortlos die Hand. »Giraldi«, sagte er. »Finde heraus, wer noch kämpfen kann, und stell die Gruppen neu auf, damit sie wieder reihum einsatzbereit sind. Und hol etwas zu essen.«
Der grauhaarige Zenturio nickte, stand auf und ging in den hinteren Bereich der Höhle. Kurze Zeit später hatten die Legionares ihr schauerliches Werk im Eingang erledigt und
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