Im Schatten des Fürsten
Lächeln verzogen. »Du bist kein Legionare mehr, Max. Du bist Kursor. Oder jedenfalls ein Kursor in Ausbildung.«
»Ich bin immer noch beleidigt«, verkündete Max. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Tavi, du bist mein Freund. Wenn du Hilfe brauchst, bin ich zur Stelle, ob du mich nun dabeihaben willst oder nicht.«
Tavi kaute auf der Unterlippe und sah Max an. »Ehrlich?«
»So ist es doch viel einfacher«, knurrte Max. »Also. Ich soll den Doppelgänger für Gaius spielen, wie?«
»Kannst du das?«, fragte Tavi.
Max streckte sich im heißen Wasser aus und antwortete mit einem zufriedenen Lächeln: »Keine Ahnung.«
Tavi schnaubte, ging zu dem künstlichen Wasserfall, nahm eine Bürste und schrubbte sich Schweiß und Schmutz des gestrigen Tages ab, ehe er sich mit einem eingeseiften Kamm durch das Haar strich. Er wechselte in ein kühleres Becken, um sich abzuspülen, stieg zitternd aus dem Wasser und trocknete sich mit einem Tuch ab. Max kam ebenfalls heraus, und beide zogen die inzwischen gewaschene Kleidung an, die sie beim letzten Besuch bei den Badedienern hinterlassen hatten. Die schmutzige Kleidung legten sie in die vorgesehenen Fächer.
»Was soll ich tun?«, wollte Max wissen.
»Du gehst in die Zitadelle, durch die Südgalerie zur Westhalle, wo die Treppe nach unten führt.«
»Dort ist ein Wachposten«, merkte Max an.
»Ja. Beim ersten Posten hältst du an und fragst nach Ritter Miles. Er erwartet, von dir zu hören. Killian wird vermutlich ebenfalls da sein.«
Max zog die Augenbrauen hoch. »Miles will die Kursoren ins Spiel bringen? Ich hätte gedacht, davon würde er nichts halten.«
»Ich glaube, Miles weiß nicht, dass Killian überhaupt noch im Dienst ist«, sagte Tavi. »Schon gar nicht, dass er gegenwärtig Legatus ist.«
Max schlug sich ärgerlich die Hand vor den Kopf, und Wasser spritzte aus dem kurzgeschorenen Haar. »Ich verliere noch den Verstand, wenn ich mir zu merken versuche, wer was wissen darf und wer nicht.«
»Ich dachte, du hättest dich damit einverstanden erklärt, zum Kursor ausgebildet zu werden«, meinte Tavi.
»Kannst du nicht aufhören, ständig auf meinem heiligen Recht herumzutreten, Calderon?«
Tavi grinste. »Mach einfach das Gleiche wie ich. Verrate niemandem irgendetwas.«
Max nickte. »Das klingt doch tatsächlich einmal wie ein vernünftiger Plan.«
»Gehen wir. Ich soll noch jemanden nach unten holen. Wir treffen uns dort.«
Max erhob sich, zögerte jedoch. »Tavi«, sagte er. »Nur weil ich vielleicht nicht meckere, ist die Geschichte nicht doch gefährlich. Sehr gefährlich.«
»Ich weiß.«
»Ich wollte mich nur vergewissern, dass dir das klar ist«, sagte Max. »Und für den Fall, dass du in Schwierigkeiten gerätst - ich meine, dass du meine Hilfe brauchst. Sei nicht zu stolz, sondern bitte mich einfach darum. Ich meine, möglicherweise kommt es zu fürchterlichen Elementarkämpfen. Dann könnte ich dich beschützen.«
»Danke«, sagte Tavi so unbeteiligt wie möglich. »Aber wenn es dazu kommt, sind wir vermutlich so entsetzlich gescheitert, dass mich selbst eine ganze Legion nicht retten könnte.«
Max lachte zustimmend, straffte die Schultern und verließ das Bad, ohne sich nochmals umzusehen. »Pass gut auf dich auf.«
»Du auch.«
Tavi wartete einen Augenblick, bis Max gegangen war, dann eilte er ebenfalls hinaus, und zwar hinüber zu den Unterkünften der Diener. Als er dort eintraf, verdrängte das Morgengrauen mit seinem bläulichen Licht am Horizont im Osten bereits die Nacht vom Himmel, und für die Bediensteten der Akademie begann langsam der Arbeitstag. Tavi schlich durch die Gänge der Diener und über enge Treppen, wobei er darauf achtete, von niemandem gesehen zu werden. Leise bewegte er sich durch das dunkle Gebäude, und da er keine eigene Lampe hatte, verließ er sich ganz auf den gelegentlichen schummrigen Schein der Leuchten in den Fluren. Schließlich stieg er eine letzte enge Treppe hinunter zu einer halbhohen Tür, hinter der ein Kriechkeller in der Mauer lag - Faedes Unterkunft.
Tavi lauschte, ob jemand in der Nähe war, und nachdem er sich vergewissert hatte, dass er allein war, öffnete er die Tür einen Spalt weit und schlüpfte hinein.
Das Zimmer des Sklaven war muffig, feucht und kalt. Eigentlich war es nicht mehr als die Gestalt gewordene Ineffizienz des Baumeisters. Zwei Wände bestanden aus nacktem Stein, die beiden anderen waren grob mit Mörtel verputzt. Die Decke hatte eine Höhe von kaum
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