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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Farbe über den Himmel.
    Sie traten durch einen von mehreren versteckten Eingängen ein, die für die auszubildenden Kursoren der Akademie gedacht waren. Tavi führte seinen Freund sofort ins Bad und stieß ihn ohne großes Aufhebens in ein großes Becken mit kaltem Wasser.
    Max verfügte selbstverständlich über die Fähigkeit, sich unglaublich rasch zu erholen - wie jeder, der mit solchen Elementarkräften wie er begnadet war. Aber um das auszugleichen, hatte er es sich zur Angewohnheit gemacht, deutlich mehr als der durchschnittliche Mann zu zechen. Nicht zum ersten Mal führte Tavi diese Notfallausnüchterungsmaßnahmen durch, nachdem Max die Nacht in der Stadt verbracht hatte. Im kalten Wasser kreischte der große junge Mann und schlug um sich, als er jedoch die Stufen am Becken hoch watete, fing Tavi ihn ab, drehte ihn um und schob ihn zurück in das Wasser.
    Ein Dutzend Mal ging das so, dann presste Max sich die Hände an die Schläfen und stöhnte. »Große Elementare, Calderon. Ich bin wach. Würdest du mich bitte aus diesem krähenverfluchten Eiswasser lassen?«
    »Erst, wenn deine Augen offen sind«, sagte Tavi entschlossen.
    »Gut, gut«, knurrte Max. Er starrte Tavi aus blutunterlaufenen Augen an. »Bist du jetzt zufrieden?«
    »Überaus«, antwortete Tavi.
    Max ächzte, watete aus dem eisigen Becken, zog sich die Kleidung aus und stieg dann in das warme Wasser eines geheizten Bades, das elementarerleuchtet war und wie von Sonnenlicht durchflutet schien. Wie stets wurde Tavis Blick von dem Netz aus Narben auf dem Rücken seines Freundes angezogen - nur eine Peitsche oder eine neunschwänzige Katze konnte ihm die zugefügt haben, und zwar, ehe sich bei Max die Elementarkräfte entwickelt hatten. Tavi zuckte vor Mitgefühl zusammen. So oft er die Narben des Freundes auch sah, sie erschreckten ihn immer wieder aufs Neue.
    Er blickte sich im Bad um. Der Raum war riesig, es gab eine Vielzahl unterschiedlicher Becken. Wände, Boden, Säulen und Decke waren mit weißem Marmor verkleidet. Zimmerpflanzen, sogar kleine Bäume, lockerten die strenge Kälte des Marmors auf, und an einem Dutzend Stellen waren Sitzecken eingerichtet, wo die Badenden in Gesellschaft warten konnten, bis sie an der Reihe waren. Sanfte Elementarlichter in Blau, Grün und Gold erhellten die Becken und zeigten deren Wärme oder Kälte an. Tropfgeräusche hallten vom Stein wider und erfüllten die Luft, so dass man eine Stimme, die wenige Schritte entfernt sprach, schon nicht mehr verstehen konnte. Dieser Ort gehörte zu den wenigen in der Hauptstadt, wo man sich verhältnismäßig sicher sein konnte, nicht belauscht zu werden.
    Zu dieser Zeit jedoch war das Bad leer - die Sklaven, die den Besuchern zur Verfügung standen, würden erst in einer Stunde eintreffen. Max und Tavi waren allein.
    Tavi zog sich aus, wenn auch gehemmter als sein Freund. Auf dem Wehrhof nahm man sein Bad grundsätzlich allein. Er hatte sich erst an die Gepflogenheiten in der Hauptstadt gewöhnen müssen, doch das Unbehagen, das ihn jedes Mal überkam, wenn er die Kleidung ablegte, hatte sich nie ganz verflüchtigt.

    »Nun fang nicht an zu heulen, du Landei«, sagte Max, ohne die Augen aufzumachen. »Es ist das Männerbad. Hier ist sonst niemand, und ich habe nicht einmal die Augen offen.« Er warf Tavi einen Blick zu, wenn auch nicht so scharf wie der erste. »Wenn du mich dort gelassen hättest, wo ich war, hättest du das Bad ganz allein für dich gehabt.«
    Tavi ließ sich neben Max ins Becken gleiten und sprach leise, kaum hörbar, in die Geräusche des Wassers, die alles übertönten. »Es gibt Schwierigkeiten, Max.«
    Max’ mürrischer Blick verschwand, und plötzlich funkelte Neugier in seinen geröteten Augen. »Was für Schwierigkeiten?«
    Tavi erzählte es ihm.
    »Bei den verfluchten Krähen!«, brüllte Max. »Willst du mich umbringen ?«
    »Ja. Um die Wahrheit zu sagen, du warst noch nie besonders nützlich, Max.« Sein Freund blinzelte ihn kurz an, dann zog er eine finstere Miene.
    »Ha, ha«, meinte Max. »Überaus erheiternd.«
    »Du solltest es besser wissen«, entgegnete Tavi. »Wenn mir irgendjemand sonst eingefallen wäre, hätte ich mich bestimmt nicht an dich gewendet.«
    »Nicht?«, fragte Max, leicht beleidigt. »Warum nicht?«
    »Weil du erst seit zehn Sekunden weißt, was los ist, und trotzdem meckerst du schon.«
    »Ich meckere eben gern. Das ist das heilige Recht des Soldaten«, knurrte Max.
    Tavi spürte, wie sich seine Lippen zu einem

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