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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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mich.«
    »Wäre das so schlimm?«, flüsterte Tavi zurück.
    »Ich würde gegen ihn kämpfen müssen.« Er sprach schlicht und sanft, doch Tavi meinte, eine unterschwellige Traurigkeit herauszuhören. »Ich muss gehen.«
    »Wir brauchen deine Hilfe, Faede«, sagte Tavi. »Gaius braucht deine Hilfe. Du kannst ihn nicht im Stich lassen.«
    Faede schüttelte den Kopf und fragte: »Was weiß Miles über mich?«
    »Deinen Namen. Dass ich dir vertraue. Dass Gaius dich mit mir zur Akademie geholt hat.«
    »Bei den gegeißelten Elementaren«, seufzte Faede. »Tavi, du musst mir etwas versprechen. Bitte.«
    »Sag nur«, antwortete Tavi sofort.
    »Erzähl Miles nichts mehr über mich. Auch wenn er fragt. Lüge, rede dich heraus, was auch immer. Wir können es uns nicht leisten, dass er jetzt einen Wutanfall bekommt.«
    »Wie bitte?«, wollte Tavi wissen. »Warum sollte er?«
    Faede sagte: »Weil er mein Bruder ist.«

13
    Isana war einen großen Teil des Tages bewusstlos gewesen, und nachdem sie schließlich gepackt und sich in die geschlossene Sänfte gesetzt hatte, überfiel sie endgültig die Erschöpfung.
    Bisher war sie noch nie in einer Sänfte geflogen, weder in einer offenen noch in einer geschlossenen, doch das Gefühl war ihr
trotzdem vertraut: Es ähnelte einer Fahrt in einem geschlossenen Wagen, zumindest, wenn man drinnen saß; allerdings war es dadurch umso beunruhigender, aus dem Fenster zu schauen, an dem gelegentlich ein Raubvogel oder eine golden leuchtende Federwolke vorbeizog. Es war spät geworden, die Dunkelheit senkte sich bereits über das Land, und als sie nach unten schaute, begann ihr Herz heftig zu klopfen.
    »Die Dämmerung dauert aber lange«, murmelte Isana und bemerkte kaum, dass sie es laut ausgesprochen hatte.
    Serai blickte von der Stickerei in ihrem Schoß auf und sah aus dem Fenster. Das Licht verlieh den Perlen an ihrer Kette einen rosa-goldenen Hauch. »Wir fliegen in den Sonnenuntergang hinein, Wehrhöferin, sehr hoch und ziemlich schnell. Irgendwann wird die Sonne trotzdem verschwinden. Ich mag die Dämmerung. Meinetwegen könnte sie ruhig noch viel länger dauern.«
    Isana wandte sich der Frau zu und betrachtete ihr Profil. Serais Emotionen waren kaum wahrzunehmen - nur hauchzart und nebelhaft. Wann immer die Sklavin sprach, spürte Isana nur ganz wenig von den tiefen Gefühlen, die bei anderen Menschen stets mit den Worten einhergingen. Isana konnte die Menschen, die fähig waren, sich so gut vor ihr zu verbergen, an einer Hand abzählen.
    Sie legte die Finger nachdenklich auf die Brust ihres Kleides, unter dem sie den Ring an seiner Kette fühlte. Serai musste man offensichtlich ernster nehmen, als es auf den ersten Blick schien. »Fliegst du häufig?«, fragte Isana sie.
    »Manchmal«, antwortete Serai. »Wir werden unser Ziel morgen um diese Zeit erreichen, vielleicht sogar noch später. Wir halten nicht eher an, bis sich Rolfs Männer an der Sänfte abwechseln müssen, Wehrhöferin, und das ist womöglich erst tief in der Nacht der Fall. Du solltest dir ein wenig Ruhe gönnen.«
    »Wirke ich krank?«, fragte Isana.
    »Amara hat mir von dem Überfall heute Morgen erzählt«, antwortete Serai. Ihre Miene verriet nichts, und die Bewegung ihrer Nadel wurde nicht langsamer, dennoch spürte Isana einen schwachen
Strom der Beklommenheit bei der Kurtisane. »Nach so einem Ereignis wäre jeder erschöpft. Jetzt bist du in Sicherheit.«
    Isana sah Serai still an und hakte nach: »Wirklich?«
    »So sicher wie in deinem eigenen Haus«, versprach Serai leichthin, doch Isana nahm unterschwellig eine leise Schärfe wahr. »Ich bleibe wach und wecke dich, falls notwendig.«
    Serais Stimme, ihre Ausstrahlung und ihr Gebaren verströmten Aufrichtigkeit; nur wenige ehrliche Menschen waren in der Lage, das zu verbergen. Daher lehnte sich Isana erleichtert zurück. Die Frau wollte sie wirklich beschützen - davon immerhin war sie überzeugt. Und Serai hatte Recht. Der Schock und die Angst im Gesicht des jungen Mannes, den Isana getötet hatte, wollten sie einfach nicht loslassen. Also schloss sie die Augen.
    Sie erwartete nicht, dass sie einschlafen würde, doch als sie die Augen wieder aufschlug, drang vom gegenüberliegenden Fenster schwaches Licht in die Sänfte, und ihr Hals und ihre Schultern waren steif geworden. Sie blinzelte einige Male und schüttelte den Schlaf von sich ab.
    »Ach«, sagte Serai. »Guten Morgen, Wehrhöferin.«
    »Morgen?«, fragte Isana. Sie unterdrückte ein Gähnen und

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