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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Mädchens auf. Sie kam zu ihnen und murmelte einen Schwall von Entschuldigungen, während sie gegen den grauen Strom ankämpfte. »Ehren, Tavi. War es schlimm?«
    Tavi gab einen Laut von sich, der irgendwo zwischen Grunzen und Stöhnen changierte.
    Ehren verdrehte die Augen und berichtete Gaelle: »Ungefähr
so, wie ich es erwartet habe. Du brauchst dir keine Gedanken zu machen.« Er runzelte die Stirn und sah sich um. »Wo ist Max?«
    »Keine Ahnung«, sagte Gaelle und schaute sich ebenfalls besorgt um. »Ich habe ihn nicht gesehen. Tavi, du?«
    Tavi zögerte einen Augenblick lang. Er wollte seine Freunde nicht anlügen, andererseits aber stand zu viel auf dem Spiel. Er musste sie nicht nur belügen, er musste sie sogar äußerst glaubhaft anlügen.
    »Wie?«, fragte er müde, um erst einmal Zeit zu schinden.
    »Hast du Max gesehen?«, wiederholte Gaelle aufgebracht.
    »Ach. Gestern Abend hat er mir etwas von einer jungen Witwe erzählt«, meinte Tavi und fuchtelte vage mit der Hand herum.
    »In der Nacht vor einer Prüfung ?«, fuhr Ehren auf. »Das ist doch … so … unglaublich, dass … Da legst du dich doch glatt hin.«
    »Du solltest dich vielleicht auch hinlegen, Tavi«, sagte Gaelle. »Sonst schläfst du uns hier gleich im Stehen ein.«
    »Eingeschlafen ist er schon - bei der Prüfung«, petzte Ehren.
    »Tavi«, sagte Gaelle, »ab ins Bett.«
    Tavi rieb sich die Augen. »Wenn ich nur könnte. Aber vor der Prüfung konnte ich nicht mehr alle Botengänge erledigen. Einen noch, dann kann ich mich endlich in mein Bett verkriechen.«
    »Du warst die ganze Nacht auf, dann hast du die Prüfung mitgeschrieben, und jetzt lässt er dich auch noch Botengänge machen?«, wollte Gaelle wissen. »Das ist grausam.«
    »Was ist grausam?«, fragte Ehren.
    Tavi wollte gerade antworten, als er aus Versehen einem anderen Akadem in den Rücken lief. Er fuhr zurück. Der Angerempelte stürzte, erhob sich fluchend und drehte sich zu Tavi um.
    Es war Brencis. Das dunkle Haar des überheblichen jungen Fürstensohnes war nach der langen Prüfung zerzaust. Sofort stand der ungeschlachte Renzo hinter ihm, und Varien stellte sich links neben Brencis und funkelte Tavi voller Böswilligkeit und Vorfreude an.
    »Die Missgeburt«, sagte Brencis trocken. »Mit unserem kleinen
Gelehrten. Ach, und ihre Sau. Ich sollte euch alle bis zum Hals in einer Jauchegrube versenken.«
    Varien sagte: »Und ich würde dir nur zu gern dabei helfen, mein Fürst.«
    Tavi richtete sich auf. Brencis hatte bestimmt nicht vergessen, wie Max ihn am Morgen zuvor gedemütigt hatte. Und an Max konnte er sich nur schwer rächen, daher musste er sich ein anderes Ziel für seine Wut suchen. Tavi zum Beispiel.
    Brencis beugte sich zu Tavi vor und grinste höhnisch. »Du darfst dich glücklich schätzen, Missgeburt, denn tatsächlich habe ich heute wichtigere Dinge zu tun.«
    Er wandte sich um und rauschte davon, ohne sich noch einmal umzublicken. Varien blinzelte und folgte ihm. Renzo trabte Brencis ebenfalls hinterher, ohne dabei eine Miene zu verziehen.
    »Puh«, sagte Tavi.
    »Interessant«, meinte Gaelle grübelnd.
    »Nun. Das hätte ich nicht erwartet«, sagte Ehren. »Was ist denn bloß mit Brencis los?«
    »Vielleicht wird er langsam erwachsen«, schlug Gaelle vor.
    Tavi wechselte zweifelnd einen Blick mit Ehren.
    Gaelle seufzte. »Ja, nun. Könnte doch sein, oder? Eines Tages.«
    »Wie dem auch sei«, sagte Tavi. »Ich bringe diesen letzten Brief noch weg und lege mich dann schlafen.«
    »Gut«, sagte Gaelle. »Wer soll ihn denn bekommen?«
    »Oh.« Tavi wühlte in seinen Taschen, bis er den Umschlag gefunden hatte, und betrachtete den Namen darauf. »Verdammte Krähen«, fluchte er und seufzte. »Wir treffen uns später.« Er winkte seinen Freunden zu und lief in Richtung von Botschafter Vargs Unterkunft los.
    Es war kein langer Weg bis hinauf zur Zitadelle, aber Tavi taten die müden Beine weh, und es schien ewig zu dauern, bis er die Schwarze Halle erreicht hatte - einen langen Gang aus dunklem, grob behauenem Stein, der sich deutlich vom Rest der marmornen Festung des Ersten Fürsten unterschied. Der Eingang zur
Halle hatte ein eigenes Tor, dessen dunkle Eisenstangen so dick waren wie die eines Fallgatters. Davor standen zwei Soldaten der Fürstlichen Wache in Rot und Blau - junge Männer, wie Tavi auffiel, die wie gewöhnlich volle Bewaffnung und Rüstung trugen. Sie hatten sich so postiert, dass sie mit dem Gesicht dem Tor zugewandt waren.
    Auf der anderen

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